Hallo!
Es geht um unseren Sohn, er wird im Januar 4 Jahre alt. Gewicht und Größe genau in der Norm. 103 cm, 16 kg.
Welche Menge sollte er am Tag trinken?
Er war schon immer ein schlechter Trinker, wegen jedem Schluck muss man hinter ihm herlaufen. Er bekommt Wasser, zu den Mahlzeiten auch einen Schluck Apfelsaft mit ins Wasser. Inzwischen will er aber nur noch Wasser+Saft. Nur Wasser verweigert er oder trinkt nur mini Schlücke. Ich bin mir nicht sicher ob seine Trinkmenge reicht. Neulich habe ich erst gelesen, das auch nur ein Schluck Apfelsaft mit im Trinkwasser schädlich für die Zähne ist!?
Nun das größere Problem:
Er war schon ebenfalls immer ein Essensverweigerer. Das ging schon in der Breizeit an. Seit 2 Jahren geht er in die kita, da isst er zum Glück gut. Frühstück, Mittag und Obst.
Zu Hause geht es noch beim Frühstück, vollkornmüsli mag er gerne. Abends essen wir warm, dann ist grundsätzlich seine sntwort: Mag ich nicht! Bevor das Essen überhaupt anfängt. Er probiert auch meistens nichts und isst dann allenfalls eine kleine (!) Scheibe Brot . Es gibt außer Fischstäbchen nichts, was er mag. Außer Süßes wie Pfannkuchen und Milchreis... Keine Nudeln, Kartoffeln, Reis... NICHTS! Er darf immer helfen beim Kochen, das macht ihm auch Spaß, aber essen will er nichts! Am letzten Samstag aß er z. B. Morgens ein halbes Käsebrötchen ohne Belag, mittags 1/2 banane, abends 3 (!) Nudeln. Irgendwie hat er nie Hunger. Auch nicht am nächsten Tag. Seit ein paar Monaten will er aber ständig an den Kühlschrank und Süßigkeiten. Ich weiß gar nicht mehr wo ich nich was einräumen soll ohne dass er rankommt. Er darf auch eine kleine Portion, er will aber ständig etwas haben. Natürlich wird er irgendwie hungrig sein, wenn er sonst nichts isst. Obst ist auch sehr schwierig, freiwillig auch eher nicht.
Ich habe jetzt schon Angst vor der anstehenden Kita Schließung, das wird wieder so anstrengend. Man kocht und macht und tut, aber er will bestimmt wieder nichts.
von
binmat
am 15.12.2020, 14:08
Antwort auf:
Trinkmenge und Essensverweigerer
Hallo binmat
dein gesundes Kind muss nur so viel trinken wie er durstig ist. Und wenn dein Kind durstig ist, wird er trinken. Ob ihm Wasser oder ein kohlsäurehaltiges Wasser oder vielleicht eine Mischung aus beiden Sorten besser gefält, das könnt ihr gemeinsam herausfinden.
Was ist sein liebstes Trinkgefäß?* Hier kannst du ihm zu den Mahlzeiten etwas zum Trinken anbieten. Den Rest kannst du einfach stehen lassen - für später zur Selbstbedienung.
Dein gesundes Kind braucht auf jeden Fall nur soviel zu trinken, wie er durstig ist: der individuelle Bedarf ist zu berücksichtigen. Und dieser kann vollkommen anders sein, als es in manchen Empfehlungen geschrieben steht.
Das optimale Trinkmaß ist individuell und sehr verschieden. Es variiert auch je nach dem, wie die übrige Ernährung ist. Bei einer obst- und gemüselastigen Ernährung sinkt der Beadrf eher. Bei einer eiweißreichen und stärker salzhaltigen Ernährung steigt er an.
Übergib deinem Kind einfach mehr Eigenverantwortung.
Was meinst du, hilft dir das weiter?
Soweit zunächst zum Thema "trinken".
weiter geht es mit TEIL 2 in einem Anschlussposting
Grüße
Birgit N.
*
Probiere auch einmal das: veilleicht mag dein Sohn kleine Becher oder kleine Gläschen.
Und Säfte kannst du vollkommen weglassen.
von
Birgit Neumann
am 16.12.2020
Antwort auf:
Trinkmenge und Essensverweigerer
Hallo binmat
so, hier Teil 2.
die Kita hat inzwischen geschlossen, oder? Dein Sohn ist jetzt zu Hause und du bist etwas besorgt, ob er die nächsten Tage und Wochen ausreichend und zu deiner Zufriedenheit essen wird. Denn in der KiTa so schreibst du, isst dein Kind eigentlich ganz gut. Er isst dort Frühstück, Mittagessen und Obst. Dein Kind ist normal entwickelt und gesund und zeigt ansonsten keine weiteren Auffälligkeiten. Das ist doch auf jeden Fall prima.
Deinem Kind geht es gut.
Du fühlst dich jedoch mit der aktuellen Esssituation zuhause momentan nicht ganz wohl. Du wünschst dir mehr Freude bei den Mahlzeiten und wünschst dir ein, in deinen Augen, unkomplizierter essendes Kind. Dieses Szenario würdest du vermutlich erreichen, wenn du seiner Vorliebe für süße Speisen, egal ob Michreis, Pfannkuchen oder Fruchtjoghurt bzw Schokolade, nachkämest. Diese Option erscheint dir wenig sinnvoll.
Vielleicht wäre dies aber doch tatsächlich einmal einen Versuch wert. Was meinst, kannst du dir vorstellen, mittags bzw abends (zur warmen Hauptmahlzeit) einfach mal eine Woche lang Milchreis o. ä. anzubieten?
Schau mal wie sich dein Kind verhält, wenn er eine ihm wohl schmeckende Speise bekommt und zusätzlich die Möglichkeit erhält auch das mitzuessen, was ihr Eltern esst.
Was das Obst betrifft: Welche sind deine liebsten Obstsorten? Esst diese zusammen.
Oder wie wäre es mit einem täglich frisch gepressten Mandarinensaft?
Macht das mal eine Woche lang täglich als eine Art Ritual.
Lege eine Uhrzeit fest und haltet euch daran.
Etabliere Gewohnheiten.
Versucht weiterhin (wie in der KITA) einen geregelten Tagesablauf mit geregelten, gemeinsamen Mahlzeiten beizubehalten. Leitet die Mahlzeiten mit einem schönen Ritual ein.
Und was sind die Lieblingsspeisen aus der Kita? Koche diese doch einmal gemeinsam mit deinem Sohn nach. Lass ihn beim Abschmecken helfen. Frage ihn, ob er meint, dass hier noch Gewürz xy fehlt und lass ihn selbst nachwürzen.
Eine beliebte Strategie für solche und ähnliche Situation wie du sie beschreibst (picky eating und Co) sind sog. Esspicknicks. Bspw inmitten dem Kinderzimmmer(chaos) oder auf dem Wohnzimmerboden sitzend auf einer Decke . Man genießt gemeinsame Zeit an einem anderen Ort als gewöhnlich - dazu kann das Kuscheltier eingeladen werden. So nimmt man den Druck raus aus der Situation. Das hilft vielleicht auch dir selbst. So könntest du dich selbst einmal in einer anderen Art deinem Sohn zuwenden.
Also dann
vielleicht war hier die ein andere Idee dabei, wie du die kommende Zeit gut meistern kannst.
Also dann,
Grüße
Birgit Neumann
P.S.
Und hier noch ganz allgemein:
Es wäre gut, wenn du die besonderen Eigenheiten und Essvorlieben-bzw Abneigungen deines Kindes nicht zu sehr thematisierst und nicht zu viel kontrollierst. HIer gilt im Prinzip das gleiche wie beim Trinken:
gesunde Kinder verhungern nicht vor vollen Tellern.
Du als Mama darfst Angebote machen. Dein Sohn darf davon jeweils so viel oder so wenig essen, wie er möchte.
- achte darauf, dass ihr nur am Tisch und nur zu den Mahlzeiten esst, damit Hunger entstehen kann
Kinder gewöhnen sich an viele neue Speisen. Sie brauchen dafür manchmal etwas mehr Zeit und viele Wiederholungen. In der Fachsprache heißt dies: Mere exposure Effect. Je häufiger sie die Gelegenheit haben, die Speise zu sehen, je häufiger wiederholt die Speise am Tisch steht, desto besser die Bekanntheit. Was Kinder kennen, das werden sie eher probieren. Das Gefallen wächst mit dem Probieren - vor allem, wenn es zwanglos geschieht und ohne Erwartungsdruck
Man spricht von bis zu ca 10 Kontakten und mehr mit einer neuen Speise, bis diese schließlich und wirklich gut akzeptiert wird. Hier hilft das Minimalprinzip - besser eine klitzekleine Probiermenge - am besten freiwillig - durch Neugier - evtl nicht bei Tisch sondern zwanglos bspw schon am Herd aus dem Topf - als gar nichts. Bspw kannst du neben Nudeln einen Klecks Sosse platzieren oder dein Kind direkt bei dir probieren lassen. Ein erstes Probierstückchen ist ein Anfang.
Manchmal erweitern Kinder ihren Essens-erlebnis-horizont nur langsam und allmählich - aber es funktioniert. Mit Routine bspw.
Den Zeitpunkt für die Bereitschaft und Akzeptanz bestimmen oft unerwartete Momente und Situationen. Manchmal ist so eine Situation nicht der Esstisch, sondern irgendwo und irgendwann ganz zufällig.
In welchen Situationen hast du schon beobachten können, wann die Bereitschaft Neues zu probieren besonders hoch?
Was ist das Besondere an diesen Situationen?
Subjektive Einflussfaktoren für dein Kind könnten sein:
die Umgebung (heller großer Raum oder kleine dunkle Küche, Sitzgelegenheit, Stimmung bei Tisch, ...), Emotion (Zwang, Druck, Spaß,...), Gesellschaft,
schau auch ggf einmal noch hier:
https://www.rund-ums-baby.de/experten/kochen-fuer-kinder/Kein-Gemuese-keine-Sosse_48489.htm
https://www.rund-ums-baby.de/experten/kochen-fuer-kinder/Gesundes-Essen_39099.htm
von
Birgit Neumann
am 16.12.2020