hallo herr dr.,
wegen funktionsstörung der halswirbelsäule war mein kind (7 wochen alt) erstmalig beim osteopathen.
ein tag später begann es zu spucken, auch 1-2 stunden nach dem trinken.
besteht da ein zusammenhang?
über (mögölche) nebenwirkungen der behandlungen wurde ich nicht aufgeklärt.
danke.
von
Snief
am 13.08.2015, 08:03
Antwort auf:
risiken und nebenwirkungen der osteopathie?
Liebe S.,
ob es sich bei der Osteopathie und den "Störungen", die damit behandelt werden sollen, überhaupt um etwas wissenschaftlich nachvollziehbares handelt, ist sehr umstritten. Derzeit ist es aber große Mode bei allen Befindlichkeitsstörungen, die keinen Krankheitswert haben, zum Osteopathen zu gehen, der das richten soll. Manchmal frage ich mich, wie die Kinder von vor 20 Jahren, als es noch keine "Osteopathie" gab, so wunderbar groß werden konnten. Ob es im Einzelfall besonders dann, wenn jemand keine fundierte medizinische Ausbildung hat, auch Nebenwirkungen der Behandlung geben kann, weiß ich leider nicht. Letztendlich hat aber jede ´wirksame Behandlung auch Nebenwirkungen. Wenn es Ihrem Kind nicht besser geht, sollten Sie bitte Ihren Kinderarzt nachsehen lassen.
Alles Gute!
von
Dr. med. Andreas Busse
am 13.08.2015
Antwort auf:
risiken und nebenwirkungen der osteopathie?
In Europa etabliert sich die "Osteopathie" in der englischen Tradition als "Alternativmedizin". In den USA hingegen ist, seit den 1940er Jahren, ein Osteopathic Physician D.O. (es gibt in den USA schon lange keine Osteopathen mehr) ein normaler Arzt der evidenzbasierten wissenschaftlichen "Schulmedizin" mit einer zusätzlichen Ausbildung im Fach OMM - Osteopathic Manipulative Medicine und damit behandle ich den Bewegungsapparat und nicht "Gefäße, Hirn, innere Organe, Verklebungen" o. ä. In Europa wurde die OMM in den 1980er Jahren ergänzt durch die französische Version der alten Thure Brandt Massage, umbenannt in viszerale Osteopathie, mit teils sehr gefährlichen aber völlig unwirksamen Techniken.
Es gibt keinerlei Indikationen für manuelle Osteopathie oder Kraniosakrale Osteopathie (einer Weiterentwicklung aus Phrenologie und Mesmerismus), auch nicht für Kinder, Säuglinge oder Babys. Ich verweise dazu auf die fundierten Stellungnahmen der Gesellschaft für Neuropädiatrie e.V., im Besonderen auch auf die Stellungnahme zur Kraniosakraltherapie https://www.kinderaerzte-im-netz.de/media/53ec90b733af614b730028c3/source/20061222174343_kranisakraltherapie.pdf und zum Kiss-Syndrom http://www.neuropaediatrie.com/fileadmin/user_upload/pdfs/Kiss_und_Arlen_neu..pdf und auf die AWMF Leitlinien der Gesellschaft für Neuropädiatrie e.V.
Laut Urteil des LG Karlsruhe Az. 14 O 49/14 KfH III vom 14. November 2014 https://openjur.de/u/897943.html gibt es keine wissenschaftlich abgesicherten Indikationen für manuelle osteopathische Behandlung zur Erkennung, Beseitigung oder Linderung von Krankheiten, Leiden, Körperschäden oder krankhaften Beschwerden.
von
osteo-info
am 29.06.2017, 08:21