Fütterungsstörung oder einfach zartes Kind ?

Dr. med. Andreas Busse Frage an Dr. med. Andreas Busse Kinderarzt
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Frage: Fütterungsstörung oder einfach zartes Kind ?

meine Tochter Emma, (15.10.2015) hat aktuell starkes Untergewicht. Sie wiegt nur 6,5kg bei einer Größe von 71cm und fast 1 Jahr!! Zudem kann sie weder sitzen noch krabbeln oder zieht sich hoch und sie hat null Interesse an fester Nahrung. Ich muss dazu sagen, sie wurde bereits als Fliegengewicht geboren (2340g und 47cm), sie wurde wegen Plazentainsuffizenz per Kaiserschnitt 2 Wochen eher geholt. Sie war nie eine gute Esserin, hat immer nur maximal 5 Minuten aus einer Brust getrunken, dafür öfters. Sie lag seit Geburt auf der untersten Perzentile und seit Einführung der Beikost liegt sie nun weit unter der letzten Perzentile.Der KiA sagt, so lange sie auf ihrer Perzentile zumindest geblieben wäre, wäre alles gut. Es gibt halt leichte Kinder, aber bei ihr ist ein Abwärtstrend zu beobachten. Ich habe bis zum 6. Monat gestillt und zugefüttert. Bisher haben wir Emma immer nach Bedarf gefüttert. Unser kiA hat aber immer mehr Druck gemacht und meinte, es müsste stündlich was rein bei so einem Fliegengewicht. Bereits im Mai hatte er uns stationär eingewiesen. Ich hatte mich dann aber am selben Tag wieder entlassen, weil null Untersuchungen veranlasst wurden und die Schwestern Emma gegen ihren Willen gefüttert haben. Im Nachhinein stellte sich aber auch heraus, dass das KH einen sehr schlechten Ruf hat. Jedenfalls waren wir jetzt vor 2 Wochen wieder beim KIA weil Emma Verstopfung hatte. Sie hat dadurch fast 3 Tage nichts gegessen und dementsprechend 40g verloren, was der Arzt wieder als Anlass sah, Emma erneut einweisen zu lassen. Obwohl sie in den Wochen davor immerhin etwas zugenommen hatte und wieder halbwegs auf ihrer Kurve lag. Das Längenwachstum ist übrigens vollkkommen in Ordnung. Es müsse eine organische Sache dahinter stecken meint er. Wir sind dann noch am selben Tag zu einer anderen Ärztin gefahren, die den Ruf hat, die Kinder etwas ganzheitlicher und mit ihrer Vorgeschichte zu beurteilen und nicht nur anhand von Statistiken. Sie meinte dann auch, Emma sei vollkommen ok, sie habe nur eine Regulationsstörung und brauche einen festen Essrhytmus und solle nachts nichts mehr trinken (außer etwas wasser) da sie sonst tagsüber zu wenig Hunger hätte. Sie sähe Kinder, die erst mit 2 richtig äßen oder sitzen könnten. Parallel haben wir uns dann dennoch in der Kinderklinik in Krefeld vorgestellt in der Gastroenterolgie . Es wurde ein Bluttest gemacht, der komplett positiv ausfiel. Die Ärztin dort geht auch von einer Zufuhrproblematik bzw Fütterstörung aus, das Emma nicht genug esse. Sie würde Emma aktuell auf keinen Fall einweisen, da sie dann ganz abdrehe. Sie fängt mitlerweile schon an sich zu übergeben aus Panik, wenn sie nur einen Arzt sieht! Da Emma auch weder sitzen oder krabbeln kann (sie geht seit 3 Wochen in den Vierfüßlerstand und schaukelt hin und her und versucht sich nach hinten auf die Füße zu setzen) schlug sie vor, Emma einmal im Sozialpädiatrischen Zentrum vorzustellen, um neurologische Erkrankungen auszuschliessen. Dort wurde festgestellt, dass Emma eine entwicklungsverzögerung der Grobmotorik also krabbeln etc hat bedingt durch das Untergewicht. Wir wurden dann dort an eine Ernährungsberaterin weitergeleitet, die im Prinzip auch auf einen festen Rhytmus plädiert (5mal am Tag essen, davon 2 Snacks) Wenn Emma eine Mahlzeit verweigere, solle ich sie auslassen und erst dann wieder zur nächsten Mahlzeit füttern. Zusätzlich solle ich Maltodextrin ins Essen mischen um das Kaloriendefizit auszugleichen. Sie geht auch von einer Essstörung aus. Ausßerdem haben wir dort noch Physiotherapie verschrieben bekommen. Die Physio sieht übrigens keinen Zusammenhang zwischem dem nicht sitzen und krabbeln können und dem untgerweicht sondern geht von einer Versteifung des ISG aus. Fazit: Wir wissen gar nichts mehr. Jeder sagt was anderes. Wir werden seit der Geburt verrückt gemacht. Ich führe ein Ernähurngstagebuch, wiege Emma jeden Tag. Mehr Essen geht nicht, für sie ist es schon viel, wenn sie 150ml Milch trinkt und mehr als 100-150ml Brei geht auch nicht. An festem Essen hat sie überhaupt kein Interesse und würgt, wenn nur kleine STückchen im Brei sind. Aktuell trinkt sie morgens 150ml Milch, dann gegen 13 Uhr ihren Brei (150ml) nachmittags nochmal eine Flasche 100ml und abends verweigert sie auch mittlerweile den Brei und bekommt dann gegen 23 Uhr nochmal Milch. Aber die soll ja nicht nahrhaft genug sein. Meine Vermutung ist, dass Emma aus welchen Gründen auch immer, einfach mit allem länger braucht (sie hat sich auch erst spät gerdreht) und einfach noch keine Lust aufs Essen hat. SIe wäre glaublich total happy mit 3-4 Milchflaschen am Tag. Nachts trinkt sie relativ viel Milch, aber die soll ich ihr ja nicht mehr geben. Ich sehe nur, dass Emma mittlerweile alles verweigert, sie probiert nicht mal, sondern schüttelt gleich den Kopf. SIe wird immer dünner. Habe ich nun einfach ein zartes KInd und die Ärzte machen uns bekloppt (organische Ursachen scheint es ja nicht zu geben) oder ist da wirklich noch etwas Anderes? So ist sie topfit. Ist nur am Lachen, bewegt sich viel. Obwohl sie nicht krabbeln kann, rollt sie sich im Haus umher, räumt Sachen aus, ist total interessiert, lacht viel und macht absolut keinen kranken Eindruck!

von Vanessa31 am 07.10.2016, 19:33



Antwort auf: Fütterungsstörung oder einfach zartes Kind ?

Liebe V., ich kann gut verstehen, dass Sie vielen Ratschläge verunsichern, wobei ich das so verstehe, dass alles in etwa in den selben Rat einmündet und ich so aus der Ferne dazu raten würde, den Empfehlungen des SPZ zu folgen. Dass die Physiotherapeutin meint, sie könne bessere Diagnosen stellen, spricht nicht gerade für ihre Qualifikation und Sie sollten darüber bitte mit dem Kollegen im SPZ reden, der die Therapie verordnet hat. Alles Gute!

von Dr. med. Andreas Busse am 08.10.2016