Fragen zu Impfempfehlung (Robert-Koch-Institut) und tatsächlicher Impfpraxis

Prof. Dr. med. Ulrich Heininger Frage an Prof. Dr. med. Ulrich Heininger Leitender Arzt Infektiologie / Vakzinologie
Stellvertretender Chefarzt

Frage: Fragen zu Impfempfehlung (Robert-Koch-Institut) und tatsächlicher Impfpraxis

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Heininger, zum besseren Verständnis meiner Frage möchte ich vorausschicken, dass mein Mann und ich keineswegs Impfgegner sind und auch gerne jede Möglichkeit zur Vorbeugung schwerer Krankheiten annehmen möchten. Unser Sohn (mittlerweile 23 Monate) hat auch bereits 3 Dosen der 5-fach-Impfung, 3 Dosen der Pneumokokkenimpfung und 1 Dosis der MMR+V-Impfung bekommen. Mit etwa 7 Monaten trat dann etwa zeitgleich mit der zweiten 5-fach-Dosis schwerste Neurodermitis auf, die wir nur mit Kortison in den Griff bekamen. Seitdem "blüht" er nach jeder Impfung wieder auf, auch wenn die Haut vorher symptomfrei war. Zudem entwickelt er nach jeder Impfung extreme Fieberschübe von knapp unter 40 Grad und das über jeweils mehr als die "normalen" 2-3 Tage. Unser Kinderarzt möchte jetzt gerne in der kommenden Woche die zweite Dosis MMR+V geben und am liebsten auch gleich mit Meningokokken und HepatitisB anfangen und die 5-fach-Impfungen etc. gleich auffrischen. Laut Empfehlung des Robert-Koch-Institutes (auf der Rückseite des Impfausweises) sollte die Auffrischung der 5-fach Impfung im Vorschulalter stattfinden und die MMR+V bzw. Meningokokken ja auch im Laufe des Kleinkindalters erfolgen. Nun meine Fragen: Ist diese rasche Folge von Impfungen (wie unser Kinderarzt sie vorschlägt) nicht etwas übertrieben, denn ein gewisser Schutz besteht ja eigentlich schon ab der jeweils ersten Dosis, oder? Zudem würde ich gerne wissen, ob und für wen eine HepatitisB- bzw. Meningokokken-Impfung in unseren Breitengraden überhaupt sinnvoll ist. Vielen Dank für Ihre Geduld und Ihre Unterstützung. Schöne Grüße FlotteMotte

Mitglied inaktiv - 06.10.2010, 22:10



Antwort auf: Fragen zu Impfempfehlung (Robert-Koch-Institut) und tatsächlicher Impfpraxis

Hallo, ich verstehe die schwierige Situation Ihres Kindes mit der Neurodermitis. Dennoch denke ich auch, dass die Empfehlungen Ihres Kinderarztes gut begründet sind: - die 2. Dosis MMR-V sollte vorzugsweise im Alter von 15-23 Monaten erfolgen (rascher und optimaler Schutz nach der 2. Dosis) - bei der 5- (wie auch 6-)fach-Impfung ist eine 4. Dosis ebenfalls im Alter von 15-23 MOnaten empfohlen - Die Hepatitis B-Impfung - wenn nicht schon als 6-fach-Impfung gegeben - sollte baldmöglichst nachgeholt werden. Es gibt auch bereits im Säuglings- und kleinkidnesalter Fälle dieser Infektion, daher der empfohlene frühe iMpfzeitpunkt - Die menC-Impfung ist vorzugsweise im 2. Lebensjahr empfohlen - spätere Impfungen sind "Nachholimpfungen" Es spricht also vieles dafür, wie vorgeschlagen vorzugehen. Ueber den Sinn des frühen Impfschutezs lässt sich diskutieren - es ist eine Frage der Risikoabschätzung; jedoch bringt ein Hinauszögern der Impfungen keine für mich erkennbaren Vorteile. Alles Gute!

von Prof. Dr. med. Ulrich Heininger am 07.10.2010



Antwort auf: Fragen zu Impfempfehlung (Robert-Koch-Institut) und tatsächlicher Impfpraxis

Vielen Dank für die schnelle und umfassende Antwort! Einen Gedanken würde ich allerdings gerne noch klären lassen. Wäre es sinnvoll, das Immunsystem unseres Kleinen Wonneproppen wegen der Neurodermitis und der Fieberschübe dahingehend zu entlasten, wenn wir zwar regelmäßig (im Sinne von z.B. alle 4 Wochen ab nächster Woche), aber immer nur gegen einen oder zwei Erreger gleichzeitig impfen zu lassen? Oder würde sich dabei dann das Szenario mit Ekzemschub bzw. Fieberschub jedes Mal in gleicher Form wiederholen und sich für ihn sogar mehr Stress ergeben? Wie gesagt: Wir wollen den Impfschutz für unseren Sohn, nur eben nicht mit der "Brechstange", die eine Woche Fieber und ca. 3 Wochen blutig kratzen beinhalten. Uns wäre schon mit einer Abschwächung der Reaktionen geholfen...

Mitglied inaktiv - 07.10.2010, 13:47



Antwort auf: Fragen zu Impfempfehlung (Robert-Koch-Institut) und tatsächlicher Impfpraxis

Hallo, ich denke, dass ein "Schritt für Schritt" Impfprozess eher kontraproduktiv wäre, da es keine überzeugenden Hinweise dafür gibt, dass IMpfungen Schübe von Neurodermitis auslösen können. Da die Krankheit an sich (!) aber in Schüben verläuft, ist ein Zusammentreffen von IMpfung und anshcliessendem Schub ja nie auszuschliessen. Letztendlich entscheiden müssen Sie mit Ihrem Kinderarzt, was für Ihr kInd das Beste ist. Ich kann ja aus der Distanz nur allgemeine Hinweise geben und Konzepte vertreten. Alles Gute!

von Prof. Dr. med. Ulrich Heininger am 07.10.2010



Antwort auf: Fragen zu Impfempfehlung (Robert-Koch-Institut) und tatsächlicher Impfpraxis

Hallo FlotteMotte! hat Ihnen Prof. Heinger schon geantwortet? Mich interessiert seine Stellungnahme zur offensichtlichen Assoziation der Impfung mit der Auslösung der Neuodermitis ? Vg Dr. Ralf Kleef

Mitglied inaktiv - 19.10.2010, 22:06



Antwort auf: Fragen zu Impfempfehlung (Robert-Koch-Institut) und tatsächlicher Impfpraxis

Ich würde eine Frage, die jenseits von "alles pünktlich impfen" liegt, nicht ausgerechnet einem STIKO-Mitglied stellen. Natürlich werden da Nebenwirkungen abgewiegelt und als rein zufällig hingestellt. Ich halte es für sinnvoller, sich auch auf impfkritischen Internetseiten und in Büchern von impfkritischen Kinderärzten (z.B. Martin Hirte) zu informieren. LG

Mitglied inaktiv - 23.10.2010, 23:18



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