Frage: Zytomegalie

Liebe Frau Höfel, ich habe heute ein Gespräch von zwei Schwangeren verfolgt, die ganz hysterisch über diese Krankheit diskutiert haben! Ich bin 38. ssw und habe ja auch einen kleinen Sohn zu Hause! Ein Test wurde mir nie angeboten! Das geht doch gar nicht, das ich meinem Sohn kein Küsschen geben soll und nichts vom selben Löffel essen!!!???? (Haben die Damen zumindest behauptet) Ist das so spät in der ss noch ein Problem wenn man sich ansteckt? Wäre mein Sohn nicht selbst krank wenn er mich anstecken könnte? Vielen Dank

von Ela19 am 03.11.2011, 13:19



Antwort auf: Zytomegalie

Liebe Ela, natürlich sollen Sie Ihren Kindern ein Küßchen geben - nur nicht direkt auf den Mund! Das dient einfach der Vermeidung von DIVERSEN Erkrankungen, die durch Tröpfcheninfektion übertragen werden! Und auch das gemeinsame Essen von einem Löffel hat vorrangig etwas mit der Vermeidung von Karies zu tun. Hilft allerdings auch bei anderen Erkrankungen! Zur Zöliakie hat Dr. Bluni das Passende geschrieben "wenn Sie keine Immuntität gegenüber Zytomegalie haben, so gelten mit Kleinkind(ern) oder engem Kontakt mit diesen folgende Ratschläge: Übertragungsweg Überwiegend Schmierinfektion über CMV-ausscheidende Kleinkinder (Urin und Speichel). Bei Frauen zwischen 14-20 Jahren auch über Sexualkontakt. Infektionsrisiko im Fall einer Primärinfektion mit dem Cytomegalievirus der Mutter im 1. Schwangerschaftsdrittel wird mit einer Infektionsrate beim Kind von 10 bis 20% gerechnet. Wenn das Kind infiziert ist, beträgt das Schädigungsrisiko 10%. (Collinet, A. et al.) Die perinatal (unter der Geburt) oder beim Stillen entstandenen neonatalen Infektionen verlaufen in der Regel asymptomatisch und verursachen keine bleibenden Schäden. Nur etwa 1% der Neugeborenen von seropositiven Müttern sind nach mütterlicher Reinfektion in der Schwangerschaft kongenital infiziert. Davon sind jedoch nur wenige Kinder symptomatisch. (Fowler et al., 1992). Wenn das Risiko auch deutlich geringer ist, so kann es vorkommen, dass auch Neugeborene nach Reinfektionen der Mutter mit dem Virus symptomatisch werden, z.B. mit Beteiligung des Zentralnervensystems und entsprechend erkranken (Ahlfors et al., 1999; Boppana et al., 1999; Morris et al., 1994). Präventionsmaßnahmen für Risikogruppen In diversen Publikationen und Untersuchungen haben sich die prophylaktischen Maßnahmen für risikogefährdete Schwangere als sehr effektiv erwiesen, die Infektionshäufigkeiten der seronegativen Mütter und damit etwaige Folge bei den Kindern zu verhindern. „Um hier aber gerade für die schwangeren Frauen, die selbst Säuglinge und Kleinkinder (jünger als drei Jahre) im Haushalt haben, die Verhältnismäßigkeit zu wahren, kann man sich an die Empfehlungen von Frau Professor Gisela Enders aus dem Labor Enders in Stuttgart sehr gut orientieren: Für seronegative Schwangere, die in Einrichtungen wie Kindertagesstätten, Kindergärten, Grundschulen oder im Gesundheitswesen (z.B. Kinderarztpraxis, Kinderstation, etc.) überwiegend mit Kleinkindern/ Säuglingen unter drei Jahren beschäftigt sind, gelten besondere gesetzliche Vorgaben, die auch eine eventuelle Freistellung für die gesamte Schwangerschaftsdauer beinhalten kann, da bei diesen Frauen die Infektionsinzidenz relativ hoch ist. Wichtigste Maßnahme ist danach das Waschen der Hände mit Seife für etwa eine halbe Minute mit warmem Wasser. Dieses gerade nach dem Wechsel von Windeln oder der Hilfe beim Toilettengang der Kinder. Gleiches sollte erfolgen beim oder nach dem Umgang mit Gegenständen, die speichelbesetzt sein könnten, dem Putzen der Nase, der Tränen oder Speichel, Verabreichung von Nahrung oder Baden des Kindes. Alternativ können z.B. beim Windelwechseln oder der Hilfe zum Toilettengang Einmalhandschuhe getragen werden. Schwangere Mütter sollten in engem Kontakt zu den Kleinkindern das Berühren des eigenen Mundes, der Nase oder der Augen mit ungewaschenen Händen vermeiden. Sie sollten direkte Küsse auf den Mund und die gemeinsame Benutzung von Besteck/Trinkgefäßen vermeiden und keine Essensreste der Kinder zu sich nehmen. Ebenfalls nicht gemeinsam benutzt werden sollten Zahnbürsten, Waschlappen und Handtücher.“ VB Quellen: Adler SP. Cytomegalovirus and child day-care: risk factors for l maternal infection. Pediatr Infect Dis J 1991;10:590-4. Adler SP, Starr SE, Plotkin SA, et al. Immunity induced by primary human cytomegalovirus infection protects against r secondary infection among women of childbearing age, J, Infect Dis 1995;171:26-32 Adler S, Finney J, Manganello A, Best RN and AL. Prevention of child-to-mother transmission of cytomegalovirus by changing behaviors: a randomized controlled trial. Pediatr Infect Dis J. 1996;15:240-6 Adler S, Finney J, Manganello A, Best RN and AL. Prevention of child-to-mother transmission of cytomegalovirus among pregnant women. The Journal of Pediatrics. 2004; 145:485-91 Ahlfors K, Ivarsson SA, Harris S. Report on a long-term study of maternal and congenital cytomegalovirus infection in Sweden. Review of prospective studies available in the literature. Scan J Infect Dis 1999; 31:443-457. Boppana SB, Fowler KB, Britt WJ, Stagno S, Pass RF. Symptomatic congenital cytomegalovirus infection in infants born to mothers with preexisting immunity to cytomegalovirus. Pediatrics 1999; 104:55-60. Cannon M.J. & Davis K.F. (2005) Washing our hands of the con- t genital cytomegalovirus disease epidemic. BMC Public Health | 5(70), 1-8. http://www.cdc.gov/cmv/pregnancy.htm (Centers for Disease Control and Prevention [CDC] (2006) Cytomegalovirus (CMV). April 2006., Letzter Abruf: 7.1.2011 Collinet, A. et al.: Routine CMV screening during pregnancy.: Eur J Obstet Gynecol Reprod Biol. 2004; 114: 3 ff. Enders G., Metke G., Heizmann W.R. et al., Persönliche Mitteilungen, 1995 Fowler KB, Stagno S, Pass RF, Britt WJ, Boll TJ, Alford CA. The outcome of congenital cytomegalovirus infection in relation to maternal antibody status. N Engl J Med 1992; 326:663-667. Harvey J, Dennis CL. Hygiene interventions for prevention of cytomegalovirus infection among childbearing women: systematic review. J Adv Nurs. 2008 Sep; 63(5):440-50. Info-Nr.: 11d Dez. 2010: „Zum Infektionsrisiko mit Cytomegalovirus (CMV) für seronegative Frauen kurz vor bzw. in Schwangerschaft und Möglichkeiten der Prophylaxe“, LABOR ENDERS:Prof. Gisela Enders & Partner, Partnerschaftsgesellschaft, Rosenbergstraße 85, 70193 Stuttgart, www.labor-enders.de Morris DJ, Sims D, Chiswick M, Das VK, Newton VE. Symptomatic congenital cytomegalovirus infection after maternal recurrent infection. Pediatr Infect Dis J 1994; 13:61-64. Varga, M.; Remport, Á.; et,al., Comparing cytomegalovirus prophylaxis in renal transplantation: single center experience, Transplant Infectious Disease, Volume 7, Issue 2, pages 63–67, June 2005 Vauloup-Fellous C, Picone O, Cordier AG, Parent-du-Chätelet l, Senat MV, Frydman R, Grangeot-Keros L.: Does hygiene counseling have an impact on the rate of CMV primary infection during pregnancy? Results of a 3-year prospective study in a French hospital. J Clin Virol. 2009; Oct 5." Also - normale Hygiene einhalten! Panik vermeiden!!!! Liebe Grüße Martina Höfel

von Martina Höfel am 04.11.2011



Antwort auf: Zytomegalie

Die Damen haben Recht. CMV wird hier in D bei der Schwangerschaftsvorsorge (meiner Meinung nach) viel zu sehr vernachlässigt. 1% (das klingt erstmal nicht viel!) aller Schwangeren infizieren sich in der SS mit dem Virus. Den Frauen macht es nichts, aber bei 40% der neuinfizierten Schwangeren geht die INfektion aufs Neugeborene über. Im 1. und 2. Drittel kann es zu schweren Fehlbildungen beim Kind kommen. In Deutschland sterben jährlich etwa 60 Kinder an der CMV Infektion. Mehr als 1000 sind behindert wobei der Grad der behinderung unterschiedlich ist. Neuinfektionen in der Schwangerschaft finden nur bei seronegativen Frauen statt (d.h. es wurde nie eine CMV INfektion durchgemacht. Tückisch ist dass bei der INfektion nach der Geburt es bei 99% der Infizierten zu keinerlei Symptomen kommt und somit erstmal niemand weiß ob er es hatte oder nicht. Das kann nur ein Bluttest klären. Der wird für Schwangere angeboten aber eben leider nur als IGEL Leistung. Falls ein Ungeborenes infiziert wurde kann es durchaus sein dass die ersten Symptome erst wochen oder Monate NACH der Geburt auftreten. Schwangere mit Kindern unter 5 Jahren sollten eben nicht vom Löffel ihrer Kinder etc. essen weil die kleinen Kinder sehr häufig infiziert sind und es somit übertragen (über den Speichel). Ich würde dir empfehlen einfach den Test beim FA zu machen. er kostet nicht viel und du bist sicher. LG tippi3 PS: Kannst du alles wunderbar erklärt bei Wikipedia nachlesen.

Mitglied inaktiv - 04.11.2011, 13:15



Antwort auf: Zytomegalie

Ganz oben meinte ich natürlich dass bei 40% der Neuinfizierten das Virus auf das UNGEBORENE (nicht Neugeborene) übergeht. LG tippi3

Mitglied inaktiv - 04.11.2011, 14:59



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