Spätes SGA-Frühchen: Immer Trinkschwäche?

Prof. Dr. Eva Rieck Frage an Prof. Dr. Eva Rieck Kinderärztin und Neonatologin

Frage: Spätes SGA-Frühchen: Immer Trinkschwäche?

Liebes Expertenteam, meine Tochter kam bei 35+1 mit knapp 2 kg und 45 cm zur Welt (unkomplizierte spontane Geburt nach Blasenriss). Ihre Werte waren von Anfang an super (9/10/10, Kreislauf & Atmung immer stabil, Blutzucker unauffällig). Ich durfte sie im Kreissaal nicht mal anlegen, nur ganz kurz halten, dann wurde sie sofort ins Wärmebett gelegt und bekam auf der Neo direkt eine Magensonde gelegt. Schon im Kreissaal wurde mir gesagt, sie wäre mit ihrem Gewicht zu schwach zum Trinken. Wir haben dann zweieinhalb Wochen im Krankenhaus verbracht, die für mich sehr anstrengend waren. Anderthslb Wochen in getrennten Zimmern, bis zum Schluss verkabelt im Wärmebett ... Wir mussten sehr kämpfen, um von der Sonde auf die Flasche (MuMi) umzusteigen und ständig wurde Druck gemacht wegen der Soll-Trinkmengen, auch wegen weniger ml. Stillen klappte wegen Stress gar nicht, da hätte ich auch jedesmal wiegen müssen ... Zuhause haben wir es nach mehreren Wochen geschafft ans Stillen zu kommen. Ich war ganz kurz davor aufzugeben, und auch kurz vor einer Depression, weil mich das ständige Abpumpen schier wahnsinnig machte. Eine richtige Bindung zu meiner Tochter kam bei mir erst durch das Stillen auf. Jetzt habe ich eine Frühchenmama kennengelernt, deren Tochter bei 36+1 aber auch mit gerade 2 kg zur Welt kam. Sie hatte in einem KH ohne Neo, sogar ohne Kinderklinik entbunden und ganz andere Erfahrungen: Sie durfte ihr Kind durch ständigen Hautkontakt wärmen und auch stillen, war nach einer Woche mit Baby zu Hause. Unsere Töchter sind jetzt beide ca 8 Monate alt (unkorrigiert) und beide sehr zierlich, aber aufgeweckt und ohne Probleme. Ich weiß, dass man nicht alles vergleichen kann. Das andere Kind war ja eine Woche später dran (aber dafür ja sogar noch ausgeprägter SGA). Mich beschäftigt jetzt im Rückblick dennoch die Frage, ob das Vorgehen bei meiner Tochter unumgänglich war. Wie konnte eine Trinkschwäche vorausgesetzt werden, wenn wir nicht mal stillen versuchen durften? Ich würde mich freuen, wenn Sie dazu eine Antwort haben.

von majalino am 16.01.2023, 21:46



Antwort auf: Spätes SGA-Frühchen: Immer Trinkschwäche?

Recht herzlichen Glückwunsch zur Geburt und vor allem zur positiven Entwicklung Ihrer Tochter. Frühgeborene bedürfen einer besonderen Behandlung, deshalb ist es in Deutschland festgelegt, dass Geburten vor der 37. SSW (also unter 36+1) in einem Perinatalzentrum durchgeführt werden. Auch hier gibt es wieder unterschiedliche Stufen, je nach Reifegrad der Neugeborenen. Auch sogenannte späte Frühgeborene (34.0 - 37.0) bedürfen einer speziellen Pflege und können durchaus Probleme bezüglich der Anpassung, des Nahrungsaufbaus, der Wärmeregulation oder des Stoffwechsels bieten. Dennoch ist der wichtigste Partner für das Kind immer die Mutter. Und- da sind sich alle Neonatologen einig- das frühe Bonding und die fortwährende Nähe der Eltern sind die wichtigsten Ressourcen für das Kind. Es ist tatsächlich sehr unterschiedlich, wie schnell Frühgeborene das Trinken erlernen. Prinzipiell ist ab der 34. vollendeten Schwangerschaftswoche bei vielen Kindern das selbstständige Trinken zumindest teilweise möglich. Ich finde es sehr gut, dass Sie diese erste schwierige Zeit in der Klinik und zu Hause jetzt aktiv aufarbeiten. Vielleicht wäre auch ein ruhiges Gespräch jetzt mit den Kollegen der Entbindungsklinik für Sie und auch für die Ärzte und Pflegenden sinnvoll!! Ich würde Ihnen dazu raten. Weiterhin alles gute für die ganze Familie

von Prof. Dr. med. Eva Rieck am 17.01.2023



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