Hallo liebe Frau Ubbes, Ich bin leider sehr verzweifelt und hoffe sie können mir helfen. Meine 2-jährige Tochter ("die Große") ist ein sehr aufgewecktes, sprachlich sehr fittes und extrem aktives Kind (mancheiner würde vielleicht nicht zögern sie hyperaktiv zu nennen). Im Alltag mit ihrer kleinen Schwester (gerade 1, "die Kleine"), passiert es sehr häufig, dass die Große sie nun Tritt oder schubst, oder sich auf die Kleine wirft. Manchmal mit voller Kraft. Ich versuche wirklich alles, es dazu nicht kommen zu lassen, aber dafür muss ich entweder eines der Kinder auf dem Arm haben, oder zwischen ihnen stehen, denn die Situationen sind nahezu unvorhersehbar. Z.B. habe ich mich heute umgedreht um eine Mütze aus dem Schrank zu nehmen und die Große schubste die Kleine, welche gerade laufen lernt, mit voller Kraft über den Fliesenboden, was natürlich der Kleinen nicht nur extrem weh tut und sie verängstigt, sondern auch sehr gefährlich ist. Ich habe allerdings nicht das Gefühl, dass dies aus einer Aggression der kleinen Schwester gegenüber heraus geschieht und finde weder in Büchern, noch woanders Rat, denn überall heißt es nur wie man mit Aggressionen und Wut umgehen soll. Die Situation im Doppelkinderwagen oder Fahrradanhänger sind inzwischen untragbar, weil sie ihr nahezu permanent am Arm zieht, ihn verdreht, ihr in die Augen sticht, ihr das Essen weg nimmt, ihr Dinge in den Mund stopft, etc. Bei mir lösen diese Verhalten jedoch in der Tat starke Aggressionen und Wut aus und so kommt es leider inzwischen manchmal vor, dass ich schimpfe oder Schreie und ich habe die Große auch schon mal grob aus dem Zimmer geschleppt und auf den Flur verbannt, was mir im Nachhinein unendlich leid tut und überdies bestimmt nicht die richtige Reaktion, vor allem bei einem 2,5-jährigen Kleinkind ist. Ich versuche stattdessen immer der Großen unmittelbar mitzuteilen, dass sie nicht schubsen/treten/kneifen/schlagen/sich auf die Kleine drauf schmeißen darf. Dann kümmere ich mich um die Kleine und wenn es ihr besser geht, gehe ich möglichst neutral/freundlich auf die Große zu (was mich manchmal all meine Kraft kostet), erkläre nochmal kurz die Regel und was sie stattdessen machen darf(schubsen darf man nicht, das tut ihr weh und macht sie traurig, aber sie kann die Kleine streicheln/ sie locker umarmen, etc. Dann freut sie sich) und wenn es blöd lief und ich wütend wurde, entschuldige ich mich für mein Schreien o.Ä. und dass ich das auch nicht darf und das ja traurig macht. Aber irgendwie drehen wir uns gefühlt seit nem halben Jahr so im Kreis. Ist das alles vielleicht doch zu komplex? Kann ich überhaupt erwarten, dass diese gefährlichen Situationen aufhören? Natürlich gibt es viele potenzielle "Ursachen" (mein Mann ist oft auf See, ich bin wochenlang mit den Kindern alleine, selbst maßlos überfordert, die Großeltern die sie abgöttisch liebt leben weit weg, etc.). Normalerweise geht die Große seit dem Sommer in die Krippe (wenn sie mal nicht krank ist wie das eben im ersten halben Jahr wohl normal ist). Achja, sie liebt ihre kleine Schwester wirklich sehr, bindet sie liebevoll in ihre Rollenspiele ein, sucht wirklich viel Kontakt zu ihr, freut sich immer von ihr geweckt zu werden, hat einen eigenen Kosenamen erfunden, etc. Haben Sie irgendwelche Ideen für mich, wie ich damit umgehen kann? Vielen Dank schon mal!
von Tueddl am 02.03.2022, 01:06