Frage: Veränderung

Liebe Frau Henkes Kurz zu unserer Situation. Wir haben eine 3jährige Tochter, welche schon als Baby eher ängstlich war. Sie hatte eine starke Fremdelphase bei 8 u 15 Monaten und zudem brauchte sie immer dieselben Bezugspersonen(vorallem mich u Oma und ab 2Jahren dann auch Papa). Sie kann aber auch sehr viel Freude zeigen, ist motiviert bei Ausflügen/Turn-und Waldspielgruppen.(Einfach ich muss als Rückversicherung dabei sein) Ist ein sehr angepasstes Kind, hat selten Wutanfälle.   Mein Mann und ich sind sehr bedürfnissorientiert, d.h. wir gehen auf ihre Ängste ein, gingen Nachhause wenn sie sich nicht wohl fühlte etc. Zudem hatte sie bis nun auch keine Fremdbetreuung.(Sie ist dann bei Oma u Papa wenn nicht bei mir) Sie hat einen Cousin(10Mt jünger), welcher von klein auf eine Herausforderung für sie war. Er ist das Gegenteil von ihr, laut, offensiv und sucht Körperkontakt zu anderen Kindern v.a mit ihr. Sie sucht in seiner Nähe dann noch stärker die Nähe von ihren Bezugspersonen, welche wir ihr auch gewähren.    Vor 8Mt kam ein Geschwisterchen dazu, wo sie immer stets liebevoll war. Nur verstärkte sich kurz nach Geburt wieder das Klammern und "sensibel" sein. Von dem hat sie sich aber auch wieder erholt.   Bis jetzt. Sie war vor 3 Wochen krank(aktuell aber wieder gesund)und seitdem hat sich ihr Verhalten verändert. Sie weint aufeinmal wenn ihre Schwester schreit(Freudenschreie) ist allgemein viel sensibler bzw weint viel schneller als zuvor. Leider startete genau in dieser Phase auch die Spielgruppe Eingewöhnung. Also das erste Mal Betreuung ohne eine Bezugsperson. Es war sehr schwierig. Ich blieb eine Stunde lang bei ihr, sie liess mich micht gehen. Bei der Trennung hat sie stark geweint und die Erzieherin konnte sie nur schwer trösten, worauf sie mich anrief ich solle wieder kommen. So machte ich auch der Schluss der Spielgruppe mit ihr, wo sie sich aber beruhigt hatte. Sie ist wieder einwandfrei gesund, zieht sich aber auch vermehrt zurück, liegt oft auf dem Sofa herum und spielt nicht mehr so oft wie früher. Irgendwie umgibt sie eine Hülle der Traurigkeit(schon vor der Eingewöhnung) und distanziert sich räumlich von ihrer Schwester.   Wir versuchen sie oft zu bestärken und ihr Selbstvertrauen aufzubauen aber aktuell ist es schwierig immer ruhig und verständnisvoll zu bleiben bei diesen gefühlten 100 Weinanfällen pro Tag. Wir danken Ihnen Sehr für eine Einschätzung/Tipps von Ihrer Seite.

von JOJO94 am 18.01.2024, 12:38



Antwort auf: Veränderung

Guten Tag, möglicherweise hat die Erkrankung bei Ihrer Tochter die Rivalität zur Schwester wieder in den Vordergrund gestellt. Erkrankungen sind bei Kindern oft sensible Phasen, in denen sie vermehrt die Zuwendung der Eltern benötigen. Unbewusst hat Ihre Tochter nun gespürt, dass sie Ihre Aufmerksamkeit mit der Schwester teilen muss, was Ihren Ärger über die Entthronung durch die Schwester wieder belebt hat. Da Ihre Tochter schüchtern und aggressiv gehemmt ist, sucht sie nun Ihre Aufmerksamkeit durch verstärktes Weinen. Gestehen Sie Ihrer Tochter das zu, ohne dem Thema zuviel Bedeutung beizumessen. Wenn sie lustlos auf dem Sofa liegt, können Sie das zulassen und ihr sagen: "Mir wär das zu langweilig so rumzuliegen. Ich würde mir lieber was zum Spielen suchen." So kann Ihre Tochter spüren, dass Sie sie sehen und ihr zutrauen, selbständig eine Alternative zu finden. Die vorübergehende Distanzierung zur Schwester können Sie akzeptieren. Sie ist vermutlich Ausdruck der unterdrückten Wut auf die Schwester. Diese darf sich zeigen, damit Ihre Tochter lernen kann, damit umzugehen. Sie können weiter ausprobieren, ob Ihre Tochter sich auf die Spielgruppe einlässt. Wenn ihr das dauerhaft schwerfällt, können Sie die Teilnahme beenden und es zu einem späteren Zeitpunkt nochmals versuchen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes

von Ingrid Henkes am 18.01.2024