Rund um die Erziehung

Forum Rund um die Erziehung

Was tun?

Thema: Was tun?

Sohn, mittlerweile 5, reagiert auf keine Bitte, auf keine strengere Ansage, zeigt sich immun gegen jegliche Strafen. Beispiele: Er möchte bitte mit dem Singen aufhören, weil die Erwachsenen etwas besprechen wollen. Macht er nicht. Man bittet nochmals, wieder nicht. Wir verlassen den Raum, er hinterher, lautstark singend. Er möchte sich bitte nicht aufs Baby legen, macht er trotzdem. Wie heben ihn weg. Er bekommt einen Wutanfall, bespuckt uns, schreit, beschimpft uns mit solchen Worten wie Halt die Fresse! Haut uns usw. und dies sind nur zwei Beispiele von seinem schier unersättlichen Provokationsverhalten. Er geht an seinem großen Bruder vorbei, er ist 11, und boxt ihm in den Bauch, Der klappt zusammen und weint, weil es sehr weh tat. Bisher hatte er nie zurückgehauen, aber letztens. Ich finde dies auch keine Lösung, kann den Großen aber verstehen. Es ist nichts so, dass wir nicht reagieren. Wir erklären, erklären und erklären nochmals. Sagen ihm, dass wir nicht bespuckt werden wollen. Man hat so das Gefühl, dass es nicht bei ihm ankommt. Er vergreift sich massiv im Ton. Beim Arzt führt er sich so auf, dass die Ärztin meinte, soetwas hätte sie noch nie erlebt. Langsam weiß ich auch nicht weiter, zweifle an meinen pädagogischen Fähigkeiten. Im Kindergarten ist er unauffällig, macht, was ihm gesagt wird, meistens jedenfalls. Mensch, was machen wir nur falsch?

Mitglied inaktiv - 23.01.2010, 20:48



Antwort auf diesen Beitrag

Er will Aufmerksamkeit, und wenn es negative ist. Da ist ein Baby, ein grosser Bruder und ich vermute mal er sucht noch seinen Platz in der Familie. Bei 3 Kindern ist das sicher auch nicht einfach für die Eltern jedem gerecht zu werden. Aber da er jetzt so extrem innerhalb der Familie reagiert würde ich versuchen irgendwie Zeit nur mit ihm zu verbringen (also Mama oder Papa sind dann nur für ihn da, lesen spielen, schmusen...) Auch in die Babypflege würde ich versuchen ihn einzubeziehen (beim Wickeln helfen lassen etc.) damit er sich wichtig und gross fühlen kann. Und wenn er so extreme Sachen macht müssen zwar Konsequenzen folgen, aber es ist auch wichtig ihn gerade dann (wenn er wieder einigermassen "normal" ist) mal in den Arm zu nehmen und zu fragen was so in ihm vorgeht, was er gerne hätte etc.

Mitglied inaktiv - 23.01.2010, 21:22



Antwort auf diesen Beitrag

Uns ist schon klar, dass er negative Aufmerksamkeint haben will, wenn er schon sonst keine zu bekommen scheint. Und ich schreibe extra scheint, denn er hat wird jeden Tag mittags aus dem Kiga abgeholt, damit er nur Zeit mit mir hat. Die Kleine schläft dann. Den Großen holen wir uns vier aus der Schule ab. Er ist eifersüchtig auf seinen Papa. Möchte, dass dieser auszieht. Will mich allein für sich haben. Seine Geschwister dürfen aber auch bei uns leben. Nur sein Papa nicht. Er hat ihm nicht verziehen, dass dieser mich schon geheiratet hat, obwohl er dies doch wollte. Bei der Pflege darf er helfen, lobe ihn ständig, wie wichtig er ist usw. Wir suchen zu ihm das Gespräch. Ich sage ihm oft, während seines Anfalles, dass er schnell zu mir auf den Schoß kommen soll, denn ich glaube, dass er ein paar Streicheleinheiten braucht. Manchmal klaapt es, aber leider nicht immer. Er sagt dann immer, dass er wütend war. Wenn man ihn fragt, warum, erfindet er Gründe, denn se stehen selten im Zusammenhang mit dem Streitthema. Für uns ist es so schwer zu akzeptieren bzw. damit umzugehen, dass er auf nichts reagiert- liebe Worte, Streicheln, beruhigendes Zureden, strengere Worte, ja auch mal laute. Ihn aus der Situation entfernen usw. Ich fühle mich manchmal völlig am Ende meines pädagogischen Vermögens. Und ich kann von mir wirklich sagen, dass mich nichts so schnell aus der Bahn wirft.

Mitglied inaktiv - 23.01.2010, 21:33



Antwort auf diesen Beitrag

Ich kann gut verstehen, dass das an die Substanz geht. Allerdings kann ich natürlich aus der Ferne ganz schlecht was zu der Situation wegen dem Papa sagen....Verbringt er Zeit nur mal mit Papa ? Will er (also der Kleine) nicht oder ist es zeitlich nicht möglich ? Wie war die Situation bevor das 3. Kind kam ? Ansonsten würde ich versuchen, weiter so gut wie möglich auf ihn einzugehen (auch wenn es nicht immer einfach ist) , vielleicht ist es gerade nur eine schlechte Phase. Wenn es allerdings längerfristig die ganze Familie belastet dann vielleicht mal an einen Therapeuten überweisen lassen vom Kia...(schreibt sich immer so leicht, ich weiss.)

Mitglied inaktiv - 23.01.2010, 21:40



Antwort auf diesen Beitrag

Beide verbringen Zeit miteinander, wenn auch auch mein Mann sehr beruflich eingebunden ist. Er nimmt sich die Zeit für die Jungs. Er ist dann auch sehr glücklich mit seinem Papa. Ich denke, dass er ihn sehr liebt. Sie sind sich so ähnlich, dass der Kleine vielelicht deshalb so reagiert. Bevor unsere Tochter kam, war er genauso. Es gibt Zeiten, wo wir sein Verhalten besser ertragen können. Und er ist ja nicht immer so. Die ganze Woche ging es gut, nur heute wieder nicht. Ich glaube, dass mein Problem ist, dass man ihn bittet und er hört einfach nicht auf, Was soll man denn noch anderes machen außer bitten? Ihn anschreien, ihm weh tun? Dies sind Dinge, die ich nicht will. Da bittet sein großer Bruder ihn, bitte von seinem Rücken zu steigen und er macht es nicht. Er bittet nochmals, wieder nicht? Es ist schier zum Verzweifeln.

Mitglied inaktiv - 23.01.2010, 21:49



Antwort auf diesen Beitrag

Das mit dem "nicht hören" kenn ich von meinem grossen auch, und es war extrem als er nach 6,5 Jahren als Einzelkind noch einen kleinen Bruder bekam. Anfangs weniger , aber so nach einem Jahr, als der kleine mobil wurde da wurde er auch manchmal so extrem, wenn man sagte hör auf, stellte er auch auf taub, also ich kenne die Situation. Wenn man dann selber noch gereizt ist (der Kleine ist auch ein schlechter Schläfer) dann reagiert man da besonders empfindlich. Bin dann auch schon mal lauter geworden....man ist ja auch ein Mensch. Aber das war eine Phase, wo er einfach auch zu kurz kam, weil der Kleine viel Aufmerksamkeit einforderte. Und das war der Grosse nun gar nicht gewohnt.... Momentan ist es wieder sehr gut, gibt aber auch mal wieder Tage wo er auf Durchzug stellt (vielleicht Vorpubertät...) Also, Du bist nicht allein, Du machst das alles schon gut so, und mit 3en darf man auch mal Nerven zeigen.... Also einen richtigen Rat habe ich auch nicht, ausser, wenn der Ärger verflogen ist wieder schnuffeln und ihm so gut wie möglich zeigen, wie wichtig er einem ist. Wünsch Dir viel Kraft... Gute nacht !

Mitglied inaktiv - 23.01.2010, 21:58



Antwort auf diesen Beitrag

Du klingst für mich sehr reflektiert, euer Familienklima scheint sehr gut und auf Harmonie bedacht zu sein und "intellektuell hochwertig" (doof ausgedrückt) Aber hier seh ich einen möglichen Haken: Kann es sein, dass dem 5(!)jährigen jetzt als plötzlichem "großen Bruder" eine kognitive und emotionale Reife zugesprochen wird, die er noch gar nicht hat (oder nicht haben will, weil er analog zum Baby "der Kleine" sein will) Also das sind rein hobbypsychologische Gedanken, aber vielleicht erklärt ihr zu viel, während das Kind einfach nur ne klare Ansage einfordert? Das er Aufmerksamkeit mit allen Mitteln (also auch Negativen) sucht, ist klar, aber seht es weniger als Provokation denn als Hilfeschrei: Ein Perspektivenwechsel ändert schon einiges am Gegenübertreten. So, viel geschwafelt, aber kein richtiger Tipp, nur das, was ich mir so gedacht hab. Lg Mudelkuddel

Mitglied inaktiv - 23.01.2010, 23:58



Antwort auf diesen Beitrag

Ich glaube, er hat einfach ein Problem damit, nicht mehr das Nesthäkchen zu sein und ist eifersüchtig auf die Geschwister. Das mittlere Kind geht bei 3 Kindern auch immer etwas unter - ist mir hier bei mehreren Familien mit 3 Kindern schon aufgefallen. Oft werden diese dann etwas anstrengend um Aufmerksamkeit zu bekommen. Vielleicht können dein Mann oder du einen Tag in der Woche nur mit ihm eine Aktivität (schwimmen gehen etc) machen. Dann fühlt er sich wieder wichtig und der Rest sollte nachlassen.

Mitglied inaktiv - 24.01.2010, 07:32



Antwort auf diesen Beitrag

Ich stelle mir gerade die Situation der beiden Brüder vor. Der Kleine auf dem Rücken des Großen. Dem Großen tut es weh und deshalb "bittet" er den Kleinen, von seinem Rücken zu steigen. Wenn ich jemanden um etwas bitte, hat er immer die Möglichkeit sich dagegen zu entscheiden. Wenn ich also etwas wirklich durchsetzen will, sollte ich eine klare Ansage machen, oder? Ich bewundere den Großen, denn er scheint sehr sehr verständnisvoll zu sein. Wenn er so verständnisvoll ist, kann er vielleicht den Kleinen durch Kitzeln oder ähnliches von seinem Rücken ziehen. Durchsetzen sollte er sich in jedem Fall.

Mitglied inaktiv - 24.01.2010, 10:45



Antwort auf diesen Beitrag

Dass wir den Kleinen vielleicht überfordern könnten- vielleicht ist da was Wahres dran. Muss ich mal länger drüber nachdenken. Kann gut stimmen, denn wir sagen oft, dass er jetzt der Große ist. Wobei er früher immer beleidigt war, dass sein Bruder der Ältere ist. Er wollte großer Bruder sein. Nun ist er es, aber scheint damit überfordert zu sein. Möglich. Heute ist er bis jetzt völlig ausgeglichen. Spielt wieder in seinem Zimmer, was auch oft nicht geht, weil er Angst hat. Gut, heute ist sein Großer Bruder weg, der Papa arbeitet. Er hat mich allein. Seine Schwester zählt nicht als Kongurenz. Es kann auch gut sein, dass ich zu viel erkläre. Werde es mal mit kurzen Ansagen probieren. Vielen Dank!

Mitglied inaktiv - 24.01.2010, 12:38



Antwort auf diesen Beitrag

Wir versuchen ihm einen Mamatag zu ermöglichen. Gut, die Schwester muss mit, weil sie ja noch gestillt wird. außerdem darf er bei mir schlafen, wenn er es möchte. Ich kann mir nicht wirklich vorstellen, dass er zu kurz kommt.Auch wenn er der Mittlere ist. Wenn ich ehrlich bin, habe ich eher Angst, dass unser Großer zu kurz kommt, weil er einfach so lieb und verständnisvoll ist. Da müssen wir sehr aufpassen. Mein Mann arbeitet täglich. Er ist selbstständig. In der Woche geht er kurz nach sieben aus dem Haus und kommt oft erst, wenn die Kinder schon im Bett sind. Und am Wochenende muss er auch arbeiten. Da nehmen wir aber wenigstens die Mahlzeiten zusammen ein.

Mitglied inaktiv - 24.01.2010, 12:43



Antwort auf diesen Beitrag

Ja, der Große ist sehr verständnisvoll. Sehr lieb und entgegenkommend. Manchmal mag er aber einfahc nur, dass der Kleine macht, was man ihn sagt. Er sagt schon: Geh runter. Aber dies interessiert ihn so wenig, dass es immer erst laut werden muss.

Mitglied inaktiv - 24.01.2010, 12:44



Antwort auf diesen Beitrag

Ich bin auch gespannt, wann der Große rebelliert. Immer will er nicht der Brave sein. Danke für deine Tipps.

Mitglied inaktiv - 24.01.2010, 12:48



Antwort auf diesen Beitrag

Ist im Kindergarten irgendwas vorgefallen? Eifert er vielleicht einem älteren oder anderen Kind aus dem Kindergarten nach? Würde evtl. da mal nachhaken. LG

Mitglied inaktiv - 24.01.2010, 22:22



Antwort auf diesen Beitrag

Nichts ist vorgefallen. Alles ist gut. Er ist dort völlig unauffällig. Zum Glück!

Mitglied inaktiv - 25.01.2010, 21:18



Antwort auf diesen Beitrag

Hallo, meine beiden Jungs (jetzt 6 und 8 Jahre alt) hatten das auch - man nennt es hier (also ganz unwissenschaftlich unter den Müttern in unserm Viertel) "Vorschulpubertät". Mal aus dem Bauch raus "erklärt": sie wollen groß sein und sich nix mehr sagen lassen, aber eigentlich wären sie manchmal doch noch lieber Mamis Baby, weil groß sein so anstrengend ist, also müssen sie ständig was beweisen, was für toughe Kerle sie sind ... . Bei uns wars bei beiden jeweils mit der Einschulung mehr oder weniger Geschichte. (Ich hab immer gesagt, da ist der Druck raus, sie merken, sie kommen klar und außerdem haben sie dann anderes zu tun als dauernd mit Mama zu kämpfen) Was tun? - Ich habs so versucht: Konsequent bleiben, weiter erziehen, es geht wieder vorbei, aber ich meine es bleibt doch hängen, was man an Grundsätzen vermittelt. In ganz harten Zeiten habe ich versucht, ihnen bewusst Gelegenheit zu geben, zu den ganzen schlechten auch mal einen guten EIndruck zu machen, z.B. in dem sie dabei helfen durften, was zu kochen oder was zusammenzubauen, wo man hinterher sofort ein Ergebnis sieht, wo man stolz drauf sein kann (Ikea-Regale z.B. *g*). Falls noch Mädchenmütter schreiben, es würde mich ja mal interessieren, ob das bei Mädchen auch so ist, ob mich das wohl auch bei meiner Kleinen (grad 2) noch erwartet ... Vlg und weiterhin starke Nerven, Anna

Mitglied inaktiv - 26.01.2010, 13:50



Antwort auf diesen Beitrag

... und mit 6 bzw. 6 1/2 war es dann durch.

Mitglied inaktiv - 26.01.2010, 13:53



Antwort auf diesen Beitrag

Stimmt, bei meinem Großen war dies auch in dem Alter so. Aber ich fand ihn nicht so heftig. Er vergriff sich nicht so im Ton. Wir nennen diese Phase: Selbstfindungsphase. Gestern und heute war er übrigends ganz normal.

Mitglied inaktiv - 26.01.2010, 20:18



Antwort auf diesen Beitrag

Hallo Glückskinder! Hast Du schon mal das Buch "Die 5 Sprachen der Liebe" gelesen? Der Autor - ich glaube, er heißt Gary Chapman - sagt, es gibt grundsätzlich 5 "Sprachen", in denen wir Liebe weitergeben und empfangen. Grundsätzlich spricht jeder Mensch auf alle Sprachen an, aber jeder hat eine "Muttersprache", auf die er ganz besonders gut reagiert. Er schreibt auch, dass jeder Mensch einen Liebestank hat. Wenn dieser gefüllt ist, geht es dem Menschen gut, ist er leer, geht es ihm schlecht. Wir haben auch 3 Kinder, und bei uns ist es so, dass jedes Kind eine andere Liebessprache spricht. Der Große braucht ungeteilte Aufmerksamkeit und Zuwendung. Damit ist aber nicht Kuscheln o.ä. gemeint, sondern, dass man etwas nur mit ihm alleine macht. Die Mittlere steht auf Geschenke. Sie macht ständig selbst jemandem Geschenke und freut sich auch unheimlich, wenn sie etwas bekommt. Unser Kleiner ist ein richtiger Schmusekater und kommt gerne auf den Schoß und auch zu uns ins Bett. Die zwei Liebessprachen, die dann noch übrig bleiben sind: etwas für den anderen tun (auf Englisch: acts of service) und Anerkennung in Form von Lob. Mit unserem Großen hatten wir auch schon massive Probleme. Er war sehr, sehr agressiv gegenüber mir und seinen Geschwistern. Seit wir uns stärker bemühen, seinen Liebestank zu füllen, geht es ihm besser und er ist viel "braver". Vielleicht ist es bei Deinem Sohn auch so, dass sein Liebestank leer ist. Vielleicht ist es aber nicht unbedingt damit getan, ihm möglichst viel Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, da das möglicherweise nicht seine Liebessprache ist. Ich hoffe, ich kann Dir damit ein bisschen helfen. Viele Grüße dsl5

Mitglied inaktiv - 27.01.2010, 10:11



Antwort auf diesen Beitrag

Vielen Dank, werde mir das Buch mal besorgen.

Mitglied inaktiv - 27.01.2010, 19:22



Antwort auf diesen Beitrag

Auf mich wirkt Deine Geschichte, als ob Dein Sohn sehr unglücklich ist und verzweifelt nach einer starken Hand sucht. Und damit meine ich nicht schimpfen, strafen etc. Gib ihm doch Wahlmöglichkeiten, versuch es einmal damit. Einmal bitten, leise zu sein, beim 2. Mal ruhig fragen, ob er lieber in sein Zimmer gehen möchte, oder bei Euch bleiben möchte. Wenn er helfen soll, fragen, ob er lieber jetzt dies und das machne möchte, oder erst nach dem Essen. Bei uns hat das Wunder gewirkt, die Kinder fühlen sich einfach ernst genommen und 'arbeiten' kräftig mit! Aber vielleicht hilft bei Euch auch eine Erziehungsberatung. Kann ich auch nur empfehlen!

Mitglied inaktiv - 28.01.2010, 22:03