Rund um die Erziehung

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Nur so, wegen der "Meinungsvielfalt " ;-) ... und

Thema: Nur so, wegen der "Meinungsvielfalt " ;-) ... und

… damit diesem "Erziehungs-Sparring" die Punchingbälle nicht ausgehen, eine (lange … was sonst :-) Kleinigkeit zur Kenntnisnahme -- für die, die zur Kenntnis nehmen wollen ;-) Aus: Der Spiegel, Nr. 9 vom 25.02.2008, S. 40-54. […] „Aber wie wichtig ist die Sicherheit der Bindung überhaupt? Weit weniger, so wissen die Forscher inzwischen, als lange gedacht. Eine gestörte Bindung hat nämlich keineswegs immer lebenslang schwerwiegende Folgen. ‚Das Bindungssystem ist erstaunlich flexibel’, sagt Ahnert [Liselotte Ahnert gilt als eine d e r Hauptvertreterinnen der westlichen Bindungsforschung, auf deren Arbeiten auch Rüdiger Posth in seinen Thesen v. a. in: „Vom Urvertrauen zum Selbstvertrauen“ – an vielen Stellen explizit - rekurriert. Anmerkung von mir]. Gleich vier Längsschnittstudien zeigten: Wie innig oder kühl das Kind mit seinen Eltern verbandelt ist, hat verblüffend geringe Auswirkungen darauf, wie innig oder kühl sich dessen späteres Liebesleben gestaltet. ‚Der Müttermythos der letzten 50 Jahre beruht auf der überholten Annahme, dass allein die sichere Bindung zur Mutter die entscheidende Basis für eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung des Kindes ist’, resümiert Remo Largo, Kinderarzt in der Schweiz und Autor der elterlichen Standardlektüre ‚Babyjahre’. … Zu viele Kinder anderer Länder hat [Heidi Keller, Kleinkindforscherin am Niedersächsischen Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung in Osnabrück] gesehen, zu viele Mütter afrikanischer Clans und indischer Familien gesprochen, um noch ans Credo der Bindungsforschung glauben zu können. ‚Das ist eine westliche Mittelschichtsphilosophie’ [...]. ‚Die Frage nach dem universalen, natürlichen Verhalten der Mutter ist schlicht falsch gestellt’, meint Psychologin Keller. ‚Wenn man sich eine afrikanische Bäuerin anguckt, die acht Kinder geboren und davon zwei oder drei verloren hat, und daneben die deutsche Frau Doktor stellt, die mit 36 ihr erstes Kind bekommt – wie kann man da annehmen, dass es ein Rezept für alle gibt?’. Kellers These: ‚Es gibt nicht das eine natürliche Muster. Es gibt Anpassungsstrategien.’ Und diese können sich von Land zu Land extrem unterscheiden: ‚Was in der einen Kultur adaptiv ist, gilt in der anderen als pathologisch.’ Tatsächlich ist das mütterliche Betreuungsmonopol, wie es in Deutschland praktiziert wird, weltweit die Ausnahme. ‚Wenn sich nur Kinder gut entwickeln würden, die in den ersten Jahren an ihrer Mutter kleben, dann wären die Kinder der Hausfrauen in den reichen Industrienationen die ersten und einzigen normalen Menschen auf der Erde, spottet der amerikanische Gelehrte Jared Diamond. In der gesamten Menschheitsgeschichte sei die Erziehung anders gelaufen: ‚Die meisten Kinder wurden in einem Netz von Tanten, Onkeln und Freunden erzogen, das hat unsere Spezies geprägt.’ Bis heute werden Kinder in jedem Volk anders erzogen. ‚Und all die verschiedenen Betreuungsmodelle in der Welt generieren glückliche Menschen’, sagt Heidi Keller. Das kann nur heißen: Es ist die Kultur, die darüber bestimmt, wie der Mensch umgeht mit seinen Babys. So gesehen ist jede als Anpassung entstandene Betreuungsform ‚natürlich’. Denn die Kultur ist die Natur des Menschen. Die Üppigkeit an Varianten der Kinderbetreuung hat bei Keller eine zentrale Erkenntnis reifen lassen: ‚Die Mutter weiß in der Regel, was gut ist fürs Kind’ – zumindest wenn sie nicht verwirrt ist durch Stillbücher, Einschlaftipps und Spielplatzgespräche mit Müttern, die wieder andere Ratgeber gelesen haben. Nirgends wird beispielsweise die kognitive Entwicklung als so wichtig erachtet wie in den westlichen Industrienationen. Deshalb, so Keller, sei es nicht erstaunlich, dass hier die sprachliche Entwicklung besonders flott vonstatten geht: ‚Niemand labert seine Kinder so zu wie wir.’ Andererseits verstauen westliche Eltern ihre Säuglinge in Kinderwagen und Babyschalen, anstatt sie auf dem Leib zu tragen. Ohne sich dessen bewusst zu sein, bereiten sie ihren Nachwuchs damit vor auf eine Welt, in der Individualität und Autonomie mehr zählen als das Verschmelzen mit der Gemeinschaft. Das heißt, die Eltern packen es automatisch richtig an – richtig im Sinne von: angepasst an die Kultur, in der das Kind aufwachsen wird. So wird es fit für die spezielle Ökologie seiner direkten Umgebung .[…]“ Liebe Grüße, Feelix p.s.: ... Achja, weil hier gerne warme Buchempfehlungen eingestellt werden, hier noch eine -- für alle, die zwischen den Sparrings-„Runden“ ein wenig im Seil hängen und bei einer kleinen Verschnaufpause von "anderen" Müttern entspannen wollen ;-) … Es ist (meist) lustig, tut nur ein bißchen weh – und gibt uns allen (Un)Recht. :-) Lotte Kühn: Supermuttis. München 2008.

Mitglied inaktiv - 06.03.2008, 11:30



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nett wär's gewesen, hättest du nicht nur diesen artikel zitiert, sondern deine eigene meinung kundgetan. ich finde es schwierig, diese diskussion zu führen, da es zu viele schuplätze beinhaltet: was ist das beste für die frau? was ist das beste für die gesellschaft? was ist das beste fürs kind? der artikel suggeriert, dass es eine lösung gibt, die "das beste" für alle beteiligten beinhaltet. ich persönlich tue mich aber schwer damit zu glauben, dass eine frembetreuung (nach bundesdeutschem durchschnitt) für mein kind das beste ist - genausowenig wie es das beste für mich und meinen partner wäre, würde ich von nun an zu hause bleiben um das kind zu betreuen....

Mitglied inaktiv - 06.03.2008, 11:52



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Da hst Du Dir ja eine Menge Arbeit gemacht, den Artikel einzustellen - Respekt. Meine Freundin erzählte mir bereits davon - sie hatte diesen Artikel u.a. zur Entscheidungsfindung genutzt, ob sie ihren Sohn (1) zur Tagesmutter oder in eine Krippe geben soll. Ich selbst bin 3 Jahre mit meinem Sohn zu Hause geblieben und habe in dieser Zeit feststellen müssen, dass (fast) alle Mütter meinen, sich in irgendeiner Form rechtfertigen zu müssen: die Krippen-Mamas argumentieren, es sei besser für das Kind bezgl. Sozialverhalten o.ä. etc., die Elternzeit-Mamas sagen, es sei besser für das Selbstvertrauen o.ä. Oft resultiert die Argumentation auch aus dem schlechten Gewissen heraus - die Krippen-Mamas, weil sie ihr Kind 'allein lassen', die Elternzeit-Mamas, weil sie anscheinend 'kulturell und sozial auf dem Zahnfleisch gehen aufgrund der Nur-Kind-Betreuung'. Dies schreibe ich jetzt völlig wertfrei und soll nur die Erfahrung zeigen, die ich gemacht habe. Ich denke, viel hängt auch vom Charakter des Kindes ab und ich würde mir wünschen, dass sich die Mamas untereinander einfach 'in Ruhe ließen' und die Entscheidung der anderen respektieren. Bezüglich der Erfahrungen in anderen Ländern: vor einigen Monaten hatte ich eine Doku im Fernsehen gesehen über dieses Thema - leider weiß ich nicht mehr welche Sendung es war - und dort wurde gesagt, dass zwar die Krippenbetreuung in vielen anderen Ländern wie Frankreich, Skandinavien etc. seit langem üblich ist, dass dort aber die psychologische Betreuung der älteren Kinder zunimmt (besonders in Skandinavien)und man nun vermehrt wieder auf individuelle Betreuung zurückgreifen will. Es gibt sooo viele Untersuchungen - schlussendlich muss man sich einfach das Kind ansehen bzw. das beste daraus machen, wenn man z.B. arbeiten und das Kind fremdbetreuen lassen muss. Natürlich will jede Mutter das Beste für ihr Kind, vielleicht sollte man sich manchmal der etwas distanzierteren Art der Väter annähern: mein Mann sagte kürzlich zu mir, dass es so toll wäre, wenn die Kinder überhaupt Liebe, Wärme und Geborgenheit erhalten würden, auch wenn es nur ein paar Stunden abends und am WE wäre... Das ist ja schließlich auch nicht überall so üblich! LG

Mitglied inaktiv - 06.03.2008, 16:49



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halleluja fuer das lesen dieses unglaublich schlechten spiegelartikels. wunderbar, dass die zitierte keller die menschen wieder in kulturen und voelker einteilt. verallgemeinerndes gequatsche ohne sinn und boden. genauso, wie keller die _afrikanische_ baeuerin und die _deutsche_ aerztin als beispiel bringt. weitere anthropologisch-soziale klischees bitte, die frau hat offensichtlich noch nie ueber den tellerrand ihres eigenen fachgebiets geguckt. das ist ja eine grandiose disqualifikation in sich. oder wollte der reporter es seinen lesern nur leicht machen? dann liegt die platte plakativitaet also nur am allgemeinen spiegelniveau, auch gut. unglaublich schlechter journalismus, gleichzeitig zu schreiben, zitat: bla, bla, bla... "wie kann man da annehmen, dass es ein Rezept für alle gibt?’" und dann von DEN kulturen, DEM volk etc zu sprechen, als waeren alle menschen gleich solange sie nur jenseits der gleichen linie auf der weltkarte leben. und was bitte ist "ein amerikanischer gelehrter"? ist das eine berufsbezeichnung? eine qualifikation? eine art philosoph ohne kenntnis von philosophie? und zitat: "Bis heute werden Kinder in jedem Volk anders erzogen. ‚Und all die verschiedenen Betreuungsmodelle in der Welt generieren glückliche Menschen’, sagt Heidi Keller." ist das so???

Mitglied inaktiv - 06.03.2008, 19:12



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;) Folgender Artikel, dieses Mal nicht im Spiegel schlecht, sondern evtl. selbiges Niveau in der "Zeit": DIE ZEIT Alles eine Frage der Bindung Schadet es Kindern, wenn sie früh in den Hort müssen? Die Psychologin Lieselotte ahnert begann in den Krippen der DDR zu forschen. Heute ist sie als Fachfrau für frühkindliche Entwicklung international gefragt. Von Jeannette Otto Oft passiert ihr das nicht, dass sie einen ganzen Tag lang nur über sich reden soll, dass sie die vergangenen Jahre herauskramt wie einen Taschenspiegel, um hineinzusehen und sich zu erinnern. Dabei redet Lieselotte Ahnert eigentlich sehr gern – und es ist eine Lust, ihr zuzuhören. Schauspielerin wollte sie mal werden und nicht Psychologin. Das ist lange her, aber ihr verborgenes Talent blitzt noch auf, wenn sie Menschen und Szenen lebendig werden lässt. Ohne Hilfsmittel. Nur mit ihren braunen Augen, ihrer sympathischen, festen Stimme und ein paar gut gesetzten Gesten. Seit ein paar Monaten muss Lieselotte Ahnert sehr darauf achten, was sie sagt. Sie wird zitiert, gilt als Expertin. Man befragt sie zum Wohlergehen kleiner Kinder. Ob diese getrennt von Mutter oder Vater ihre Tage verbringen dürfen, ohne lebenslange Schäden davonzutragen. Natürlich kennt sie sich da aus, ein halbes Forscherleben hat sie sich mit ost- und westdeutschen Krippenkindern beschäftigt, aber wer nahm schon Notiz davon in den letzten 17 Jahren und in einem Land, in dem die Krippenbetreuung von unter Dreijährigen in manchen Kreisen beinah als Menschenrechtsverletzung galt? Sie hat sich nie aufgedrängt, auch wenn sie immer von der Bedeutung ihrer Forschung überzeugt war. Jetzt aber kommen die Anfragen aus aller Welt, selbst in Australien diskutiert man Ahnerts Forschungsergebnisse zur Stressbelastung von Krippenkindern. Da musste sie sich fragen lassen: Wissen Sie eigentlich, in welchen Notlagen Frauen sind, die öffentliche Betreuung in Anspruch nehmen müssen? Und wem bringe es überhaupt etwas, wenn sie erkläre, dass Krippenkinder das Stresshormon Cortisol ausschütteten, während ihre Altersgenossen am Rockzipfel der Mutter deutlich entspannter seien? »Da kann ich nur sagen: Wissenschaft ist Wissenschaft. Wenn ich diese Daten so rauskriege, wäre es nicht fair, sie den Menschen vorzuenthalten«, sagt die Entwicklungspsychologin. Sie kann es wenigen Menschen recht machen im Moment, auch in Deutschland. Es gibt immer welche, denen die Interpretationen ihrer Forschungsergebnisse nicht passen. Wenn sie sagt, dass Kinder auch feste Bindungen zu Personen außerhalb einer Familie aufbauen können, fragen die einen, was denn dann aus der Beziehung zur Mutter würde. Und wenn sie sagt, dass Kinder in öffentlicher Betreuung oft besser intellektuell gefördert werden, als das in manchen Elternhäusern möglich ist, dann ruft man ihr entgegen, dass sie die Mutterrolle diffamiere und Erzieherinnen nicht mal eine akademische Ausbildung besäßen. Ein wenig wundert sich Lieselotte Ahnert schon über die Aufregung der vergangenen Monate, die durch den geplanten Ausbau der Betreuungsplätze für unter Dreijährige entstanden ist. »Das ist eine Diskussion, die wir in der Wissenschaft international schon vor zwanzig Jahren hatten. Und auch da wurde zunächst mit starken Ausblendungstechniken gearbeitet, die einen sehen nur die Risiken, die anderen nur die Potenziale.« Sie wartet gespannt ab, ob sich die Diskussion letztendlich nicht nur auf die Quantität, sondern auch auf die Qualität der Kinderbetreuung auswirken wird oder nichts als aufgewirbelter Staub bleibt. In der Zwischenzeit konzentriert sie sich aufs Wesentliche, auf ihre Forschung. Das hat sie immer getan. Auf diese Weise hat sie einiges überstanden, die DDR, die Wendezeit. Bis sie es schließlich auf diesen Lehrstuhl schaffte, den Lehrstuhl für Entwicklungsförderung und Diagnostik an der Universität Köln. Im Oktober 2006 war das, mit 55 Jahren. Lieselotte Ahnert hatte spät beschlossen, sich dem Regelwerk des deutschen Wissenschaftsbetriebes zu fügen. Mit Ende 40 war sie eine international beachtete Wissenschaftlerin, aber wenn sie sich auf die wirklich interessanten Stellen bewarb, scheiterte sie stets an der fehlenden Habilitation. Also habilitierte sie sich mit 49 innerhalb eines Jahres bei Rainer Silbereisen an der Universität Jena. Ist Köln nun der Ort hinter der Ziellinie? Zwei zusammengelegte Zellen, ganz hinten links am Ende eines langen Flures, im dritten Stock eines ehemaligen Klosters, das heute eher den Charme einer Hauptschule mit schwierigem Einzugsgebiet ausstrahlt als den einer Universität. »Vielleicht ziehen wir ja noch mal um«, murmelt Lieselotte Ahnert in das kleine Büro hinein. Ein wenig fremd steht sie noch hinter ihrem Schreibtisch. Ihr fehlt das Vertraute. Doch plötzlich schaut es zur Tür herein. »Lilo, wir wären so weit«, sagt lächelnd eine Studentin. Neun weitere warten vor der Tür, um mit der Professorin in der Mitte zur Projektsitzung zu schreiten. Eine bunte Truppe aus alten und neuen Anhängern. Die Wege, die manche von ihnen an diesem Tag auf sich genommen haben – von Berlin und Stendal oder Leipzig – erzählen einiges über die Etappen der Wissenschaftlerin. Wenn sie sich immer wieder an neue Orte zu neuen Aufgaben rufen ließ, hat sie ihre Studenten nicht zurückgelassen. Gerade vereint sie sie in einem Projekt, das auch für Ahnert Neuland ist. Es geht um die Frage, wie sich Beziehungserfahrungen in der Kindergarten- und Schulzeit auf die kognitiven Leistungen der Kinder auswirken. Dazu werden 100 Kölner Kinder in ihren letzten Wochen im Kindergarten, zu Hause und später in der Schule beobachtet. Eine Langzeitbeobachtung, die es in dieser Größenordnung noch nicht gab. Während nach Pisa alle von Didaktik und neuen Unterrichtsmethoden reden, macht sich Ahnert Gedanken um die Beziehungen der Schüler zu ihren Lehrern. »Im Leben eines Kindes sind die Bindungen, die es mit anderen Menschen eingeht, der Angelpunkt seiner Entwicklung«, sagt sie. In der DDR war sie eine der wenigen, die sich mit der Bindungstheorie des Briten John Bowlby beschäftigten und diese für ihre Untersuchungen adaptierten. Bowlby sah die sichere Bindung des Kindes an die Mutter als einzig entscheidende Basis für eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung an. Im sozialistischen Staat allerdings wollte zum damaligen Zeitpunkt niemand etwas von Bowlbys Bindungskonzept wissen, »weil man es als reaktionäre Theorie ansah, die gegen die Emanzipation der Frau gerichtet war und den Müttern suggerierte: Bleibt zu Hause bei Herd und Kind«, erinnert sich Ahnert. Paradoxerweise wird die Bindungstheorie vor dem Hintergrund der Krippendebatte auch heute wieder oder, besser gesagt, immer noch politisch ausgeschlachtet. Soll man Eltern dafür bezahlen, dass sie Eltern sind? Wie ihre Studien am Ende interpretiert werden, welche politischen Lager die Erkenntnisse für ihre Argumentation nutzen – darauf hat Ahnert wenig Einfluss. In der Diskussion um die Krippenbetreuung wird die Wissenschaftlerin inzwischen von Gegnern wie Befürwortern gleichermaßen instrumentalisiert. Für sie sei das logisch, weil sie sich neutral und ideologiefrei als Anwalt des Kindes sehe und mit ihren Forschungsergebnissen keine Politik machen wolle, sagt sie. Aber es ärgert sie, wenn ihre Einschätzungen für tendenziöse Schlagzeilen benutzt werden. Einer Journalistin hatte sie gesagt, dass Studien gezeigt hätten, dass der Einfluss der Eltern der dominierende bleibe, auch wenn das Kind von fremden Personen betreut würde. »Elterliche Erziehung ist besser als die Tagesstätte«, las sie später in der Zeitung. »Das habe ich nie gesagt, weil schlechte Eltern ziemlich schlimm für das Kind sein können.« Die Familie, so sagt sie, sei nicht der idealisierte Raum, als der sie oft hingestellt werde. »Familie kann völlig fehlschlagen in der Bedürfnisbefriedigung der Kinder. Wir sind dann darauf angewiesen, dass öffentliche Betreuung diese Probleme auffängt.« Das ist ein Thema, das sie so aufregt, dass sie sich auch zu politischen Stellungnahmen hinreißen lässt. Ahnert ist gegen ein Betreuungsgeld für Eltern, weil es »überhaupt nicht klar ist, ob das dem Kind zugute kommt. Und sollte man Eltern bezahlen, nur weil sie Eltern sind?« Aber nicht immer diskutieren Gesellschaft und Politik gerade die Themen, die die Bindungsforscherin mit ihren Studien vorantreiben möchte. Lieselotte Ahnert ist sich sicher, dass ihre neueste Forschung zeigen wird, dass eine gute Beziehung zum Lehrer die Leistungen und Fähigkeiten der Kinder steigert. Bei einem solchen Ergebnis müssten sich die Schulen schon Gedanken machen, was das für sie bedeutet, sagt sie. »Wie groß darf eine Klasse sein, damit die Beziehungsgestaltung zwischen Lehrer und Schüler überhaupt noch Sinn hat? Braucht man vielleicht Zweitlehrer?« Solche Schlussfolgerungen in die Praxis zu tragen, mit ihren Forschungsergebnissen nicht nur relevante Themen zu treffen, sondern auch öffentliche Aufmerksamkeit zu erregen – das alles gehört zur Kunst einer Wissenschaftlerin, der es darauf ankommt, über die reinen Expertenkreise hinaus gehört zu werden. »Ich lass euch dann mal allein«, sagt sie zu ihren Studentinnen, die sich inzwischen derart in ihre Projektsitzung vertieft haben, dass die Professorin seit einer Weile nur noch beobachtend am Tisch sitzt. Sie duzt ihre Studenten, und die nennen sie Lilo. Das ist der Name, mit dem sie an vielen Orten der Welt ihre Spuren hinterlassen hat. Sie gibt sich keine Mühe, die Freude zu verbergen, die in ihr aufsteigt, wenn sie daran denkt, wie groß der Jubel jedes Mal ist, wenn sie in Amerika auftaucht, wie herzlich die Kollegen sie aufnehmen. Lieselotte Ahnert ist eine zierliche Person, aber hinter Bescheidenheit versteckt sie sich nicht. Sie hat es als Ostmädchen aus Gräfenroda in Thüringen in die Riege international bekannter Entwicklungspsychologen und Bindungsforscher geschafft, und den Stolz darüber will sie auf keinen Fall verheimlichen. Den Erfolg hat sie ihrer Zähigkeit zu verdanken, ihrem Glauben an die Relevanz dessen, was sie tut. Von Anfang an hat sie die Bindungstheorie nicht allein auf die Mutter-Kind-Beziehung beschränkt, sondern danach gefragt, wie sich Kinder zu fremden Personen verhalten und was diese Beziehungen wiederum für die Bindung zur Mutter bedeuten. Das macht einen beachtlichen Teil ihrer internationalen Anerkennung aus. Andererseits wäre sie mit einem rein auf Mutter und Kind bezogenen Bindungsmodell nicht besonders weit gekommen – damals in der DDR der achtziger Jahre, als man sie beauftragte, die Ursachen für die häufige Infektanfälligkeit der ostdeutschen Krippenkinder zu finden. Ahnert beobachtete die Kinder zu Hause, in den Tagen, bevor sie in die Krippe kamen, und erlebte sie quietschvergnügt und gesund. Wenige Wochen nach Beginn der Fremdbetreuung aber wurden die gleichen Kinder wieder und wieder krank. Als Ahnert am Ende psychosomatische Gründe für die häufigen Erkrankungen verantwortlich machte, gehörte nicht wenig Mut dazu, diese Ergebnisse auch öffentlich zu verkünden. Die Kinder wurden nicht wegen ungenügender Hygiene in den Einrichtungen krank, sondern weil sie sich nicht wohlfühlten, keine sicheren Bindungen zu den fremden Betreuern aufbauen konnten, so das Fazit der Psychologin. Kleinkindforscher rissen sich um die Daten aus den Ostkrippen Immerhin dachte man daraufhin in der DDR erstmals über Eingewöhnungsprogramme für Krippenkinder nach. Dem Reformeifer aber kam der Fall der Mauer zuvor. Durch die Wende sah sich Lieselotte Ahnert mit ihrem Forschungsfeld plötzlich im Niemandsland. Die Betreuung von unter Dreijährigen galt in Westdeutschland als Angelegenheit von Rabenmüttern und hatte keinerlei wissenschaftliche Relevanz. Trotzdem rissen ihr die westdeutschen Kleinkindforscher die Datensammlungen aus den Ostkrippen voller Neugier aus der Hand. Als das Interesse aber nachließ, das Geld für ihr neu gegründetes Forschungsinstitut in Berlin immer mühsamer zu bekommen war, folgte sie dem Ruf der renommierten National Institutes of Health in Washington. Sie nahm ihre Tochter mit in die USA. Mann und Sohn blieben in Berlin. Als sie leise und zum ersten Mal an diesem Nachmittag unsicher erzählt, dass ihre Tochter mit 16 Jahren starb, hört sich das Wort Bindung gar nicht mehr wissenschaftlich an. »Wir hatten so eine enge Beziehung«, sagt sie. Erzählt dann aber schnell von ihrem Sohn, der seine Mutter jeden Tag anruft, egal, wo die gerade steckt. Die Familie hat sich daran gewöhnt, dass Lieselotte Ahnert auf dem Sprung ist – nach Köln, nach Berlin, nach Amerika. Gerade geht die Professorin für ein Forschungssemester nach Cambridge. »Die nehmen dort auch nicht jeden. Richtig bewerben musste ich mich dafür«, erzählt sie und freut sich wie eine junge Erasmus-Studentin. Ein paar Spuren möchte sie in dieser Welt schon noch hinterlassen. DIE ZEIT, 20.09.2007 Nr. 39" P.S. Meine Meinung folgt, wenn ich denn mal kindkrankfrei habe..... LG an alle, AyLe

Mitglied inaktiv - 06.03.2008, 20:04



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Mitglied inaktiv - 06.03.2008, 20:08



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ayle, das ist huebsch gesagt: »Das ist eine Diskussion, die wir in der Wissenschaft international schon vor zwanzig Jahren hatten. Und auch da wurde zunächst mit starken Ausblendungstechniken gearbeitet, die einen sehen nur die Risiken, die anderen nur die Potenziale.«

Mitglied inaktiv - 07.03.2008, 15:26



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So sehr ich AyLes Eifer bewundere, ich hab nicht den ganzen Artikel durchgehalten ;-) Ich persönlich glaube, dass die Festigkeit und Qualität eine Bindung nicht hauptsächlich durch die insgesamt gemeinsam verbrachte Zeit zustande kommt, sondern durch den Umgang miteinander. Genauso, wie ich Freunde habe, die ich nicht täglich sehe, denen ich mich aber aufgrund unseres Umgangs miteinander sehr nahe fühle, habe ich Kollegen, die ich täglich sehe, aber da wir keinen "persönlichen Dialog" führen (hurrah, jetzt habe ich auch mal Literatur zitiert, nämlich meinen Favoriten Juul), sind sie mir weniger nahe. Und ich denke, dass das auch für meine Kinder gilt. Wenn ich als Mutter zu Hause bin, mich dabei nicht wohl fühle, mein Kind vor dem Fernseher abstelle und ihm insgeheim vorwerfe, mir ein interessantes Leben vorzuenthalten, entwickelt sich vielleicht trotz viel gemeinsamer Zeit keine so tolle Bindung. Wenn ich dagegen abends meinem Kind mit Interesse an seinem Tag und an seinem Wesen entgegenkomme, es ernst nehme und ihm auch von mir erzähle, dann kann auch in wenigen Stunden eine enge Bindung entstehen. Oder während der Feldarbeit oder beim Tiere hüten oder Fischen oder was diese "anderen Kulturen" sonst mit ihren Kindern machen. Genauso erwarte ich aber auch von den Personen, die tagsüber das Kind betreuen, dass sie sich ihm gegenüber respekt- und liebevoll verhalten. Ob sie nun Tanten im Großfamilienverbund oder Erzieherinnen sind. Und dann dürfen sie auch mal streiken, um dafür angemessen entlohnt zu werden ;-) Kann sein, dass das nur meine Rechtfertigungen sind, denn ich selber bin bei beiden Kindern direkt nach dem MuSchu wieder voll arbeiten gegangen, habe in den ersten zwei Jahren meinem Mann die Ganztagsbetreuung überlassen, und ab dem Alter von 2 Jahren waren beide zumindest gelegentlich in Fremdbetreuung - die wir aber vorher sorgfältig ausgewählt haben. Dafür versuche ich aber in der gemeinsamen Zeit, meinen Kindern mit viel Liebe und dem gleichen Respekt wie meinem Partner zu begegnen. Und ich habe das Gefühl, dass sie damit glücklich sind. Ich bin mit ihnen auf jeden Fall unendlich glücklich, und das lasse ich sie auch wissen.

Mitglied inaktiv - 06.03.2008, 20:24



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Ich stimme murmeldrach2 so ziemlich zu. Die Bindung kann bei ewigem Beieinandersein genauso schlecht sein, wie bei Fremdbetreuung. Es gibt für beides, denke ich, Vor- und Nachteile und ich gebe zu, dass ich eine solche Rabenmutter war, dass ich immer recht schnell wieder gearbeitet habe. Bei Xenia jetzt bin ich nach 6 Monaten schon wieder losgezogen und mit 9 Monaten kam sie dann auch schon in ihre KiTa. Aber ich bereue es nicht, denn Xenia und ich haben trotzdem eine gut Bindung zueinander, ebenso meine anderen Kinder und ich. Und zu der Verallgemeinerung und so, wegen den nach Kulturen aufwachsen, worüber sich irgendwer beschwert hat: Ich glaube, damit war nur gemeint, dass es in jedem Land generell einen anderen Umgangston gibt. In manchen Ländern wird sofort herzlich geknuddelt, in manchen hält man sich eher auf Distanz, in manchen ist es nochmal ganz anders und die Kinder werden automatisch auch so, wachsen nun mal in die Kultur rein und finden das so in Ordnung. Zum Beispiel finden meine Kinder die Tradition mit dem Küssen in Frankreich ganz merkwürdig, früher hätten die Franzosen es vielleicht auch komisch bei uns eben ohne küssen gefunden. LG, Potter

Mitglied inaktiv - 06.03.2008, 21:11



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und vor allem mti Blick aufs Kind. Vielen Dank!

Mitglied inaktiv - 07.03.2008, 12:14



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Mitglied inaktiv - 08.03.2008, 15:02



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besonders krass fand ich, dass die Redakteurinnen tatsächlich davon auszugehen schienen, das Kinder immer schreien und quengeln... auch wenn dies jetzt nicht das Thema war und nicht auf den zitierten Teil zutraf... Wollte ich aber trotzdem loswerden. Es existiert einfach ein ziemlich schlechtes Bild von einem Kleinkind in manchen Köpfen. @AyLe: sehr interessant zu lesen, danke

Mitglied inaktiv - 06.03.2008, 20:57



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Hallo, finde das interessant. Das Ausgangsposting stellt die These auf, dass die Mutter-Kindbindung keinen Einfluss auf den späteren Lebenslauf der Kinder hat. Ich nehme an, wenn auch keine sonstigen festen Bindungen da sind, kann das wohl nicht zutreffen. Des weiteren unterstellt das Ausgangsposting, dass die Betreuungsform wie von tausenden Tanten / Nachbarinnen/ Grosseltern etc. wie in Afrika die Mutter-Kind Bindung beeinflussen, bzw. die Mutter-Kind-Bindung weniger stark ist. Das würde mich jetzt tatsächlich interessieren. (so ähnlich hatte ich neulich mal zum Thema Loslösung gefragt) Vermutlich muss das aber so sein, verteilt sich die Bindung auf mehrere Leute auf. Für die Zweifler: Das ist in weiten Teilen Afrikas tatsächlich die verbreitetste Betreuungsform, so wie eben bei uns meist Mama-Papa 1-2 Kinder mit Abweichungen nach oben / unten in der Kinderzahl oder mal alleinerziehen... Ich habe in Deutschland noch NIE Kinder gesehen, die annähernd so aufwachsen, wie das dort gang und gäbe ist, das wäre aus strukturellen Gründen bei uns fast nicht möglich. Übrigens mal abgesehen von den vielen afrikanischen Familien, die ihre Kinder aus praktischen oder finanziellen Gründen ganz ausser Haus geben... Bei der Krippenbetreuung sagt übrigens die Krippenforschung praktisch einheitlich, dass sie keinen Einfluss auf die Mutter-Kind-Bindung überhaupt hat. Deshalb finde ich es interessant, dass sich so viele Antworten unten grösstenteils darauf bezogen haben. Ich bin über Heidi Keller im Internet mal gestolpert und genau diese Thematik, über die sie ihre Forschungen angestellt hat, interessiert mich ungemein. Ciao Biggi

Mitglied inaktiv - 06.03.2008, 22:56



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Bei der Krippenbetreuung sagt übrigens die Krippenforschung praktisch einheitlich, dass sie keinen Einfluss auf die Mutter-Kind-Bindung überhaupt hat.** na da würde ich aber mal einige dinge unterscheiden,die meiner meinung nach einen großen(!!!) unterschied machen. * alter des kindes * charakter des kindes * sanfte oder harte (erzungene) ablösung des kindes * zeit in der verbrachten einrichtung (da sind sich doch alle einig,dass die zeit wenn möglich (!)umso kürzer sein muss,je kleiner das kind ist. kinder wählen (prägung gibts ja nicht ;0) ) die hauptbezugsperson,also die mit der primärbindung,die hauptsächlich zur verfügung steht,wenn also erzieherin oder oma ein wenige monate altes kind auf dauer die meiste zeit des tages betreut,dann kann die mama sich vom "status" mutter nicht viel kaufen,denn das kind wählt ja nicht nach biologie,sondern eben nach zuwendung,zeit etc.) generell verstehe ich aber auch diese ganze krippendiskussion und studien und die ganze aufmerksamkeit in dem maße nicht. denn: 1. haben sehr sehr viele eltern keine wahlt! die einen müssen arbeiten gehen (zbsp nach 1 jahr),obwohl sie lieber ihr kind erziehen wollen,aber können sich das nicht leisten,denn der staat unterstützt zwar krippenplätze (bis zu 5 stelliger höhe pro platz wie man liest,kann das stimmen??????) aber eben nicht die,die selber länger als 1 jahr erziehen wollen. gut,ab 2013 gibts dann vielleicht unter irgendwelchen umständen mal 150 euro... (aber bis dahin ist ja noch zeit,ändert sich ja eh alles nochmal) andere wollen viell. dann wieder arbeiten gehen,finden aber oft keinen (geeigneten) job mit kleinen kindern... (verständlich bei mio alosen) 2. die eltern,die eine wahl haben,entscheiden sicher nicht aufgrund von studien und aussagen von frau professor xyz,ob ihr kind in eine betreuungseinrichtugn kommt sondern aufgrund des charakters und der entwicklungsstufe ihres kindes. es gibt 2 jährige,denen macht eine (gute) fremdbetreuung nix aus,die sind viell. auch gerne in größeren gruppen,und es gibt nicht wenig 3 jährige,die mit einer fremdbetreuung und vielen kindern auf "einem haufen" überhaupt nicht klarkommen. da nützen tolle "studien" nichts. oder die eltern entscheiden nicht nach kind,sondern nach ihren eigenen interessen (brauchen mal wieder freiraum,wollen sich dem kleineren kind widmen etc.) kein normal denkender mensch gibt aufgrund von studien und öffentlichem blabla von frau xy sein kind irgendwohin oder nicht hin.... glg pitti

Mitglied inaktiv - 07.03.2008, 07:31



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ich habe bei lieselotte ahnert mal ein semester studiert und aus der zeit ist geblieben "man kann's niemandem immer recht machen" und noch heute ist es so, dass wenn unser sohn quängelt und jeder von uns beiden erwartet vom jeweils anderen, dass er sich drum kümmert, dass einer dann immer sagt "prompte und angemessene zuwendung!!" :-) vielleicht bleibt unterm strich ja: ohne bindung kein glückliches mensschlein wer sich quualifiziert um's kind kümmert, hat gute karten, als DIE person auserkohren zu werden

Mitglied inaktiv - 07.03.2008, 09:37



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Hallo Pittiplatsch! „ …oder die eltern entscheiden nicht nach kind,sondern nach ihren eigenen interessen (brauchen mal wieder freiraum,wollen sich dem kleineren kind widmen etc.) kein normal denkender mensch gibt aufgrund von studien und öffentlichem blabla von frau xy sein kind irgendwohin oder nicht hin....“ Da stimme ich Dir herzhaft zu. So könnte es sein. Die – für mich entscheidende - Frage ist: kannst D u mir zustimmen, wenn ich zu bedenken gebe, daß auch Deine Meinung (und die „Studien“, entwicklungspsychologischen „Instanzen“ und „Plattformen“, auf die sie sich – gerne zitierenderweise ;-) - stützt) hier in diesem (und im "Nachbar-") Forum „öffentliches blabla von xy“ ist? Wenn ja: warum tut sie meist so, als sei sie mehr als das? Das zumindest ist „mein subjektiver Eindruck“. (s. Deine Frage im „Sandmännchen“ ;-) Liebe Grüße, Feelix

Mitglied inaktiv - 07.03.2008, 10:34



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Jetzt habe ich direkt mal das Forum gewechselt, weil ich so neugierig war, wie das aussieht, wenn pitti so tut, als sei ihre Meinung mehr als "öffentliches blabla" - was ich gleichsetze mit "als sei ihre Meinung mehr als einer von vielen möglichen Diskussionsbeiträgen". Ich meine es also in keinster Weise abwertend für pitti, deren Beiträge mir meist sehr aus dem Herzen sprechen. Und der Forumswechsel hat sich nicht gelohnt, denn ich finde nicht, dass pitti sich da darstellt, als wüsste sie die absolute Wahrheit. Die Posts dort haben bei mir allerdings die Frage aufgeworfen, ob denn die zitierte Autorin im Ausgangsposting davon ausgeht, dass eine prägende Bindung nur mit der Mutter zustande kommen kann. "Wie innig oder kühl das Kind mit seinen Eltern verbandelt ist, hat verblüffend geringe Auswirkungen darauf, wie innig oder kühl sich dessen späteres Liebesleben gestaltet." - Ja und? Vielleicht gibt es dann enge Bindungen zu Tante/Onkel/Oma/Opa in der Großfamilie oder zur Erzieherin im KiGa. Dass eine innige Bindung zu den Eltern nicht nötig ist um glücklich zu werden, bedeutet ja nicht, dass Bindungen generell unwichtig sind. Ich persönlich bevorzuge es einfach nur, wenn meine Kinder diese innige Bindung zu MIR aufbauen, weil ich sie sehr liebe. Genauso wie ich es bevorzuge, dass mein Mann eine innige Beziehung zu MIR und nicht sonstwem aufbaut. Also aus purem Egoismus. Ob meine Kinder nicht genauso von einer innigen Beziehung zu den Erzieherinnen (meine 2jährige Tochter nennt sie übrigens ihre "lieben Frauen") oder zur Oma profitieren würden und mich gar nicht bräuchten, ist mir da erst mal schnurz. Denn im hier und jetzt genieße ICH unsere Bindung, und ich gehe fest davon aus, dass sie IHNEN nicht schaden wird.

Mitglied inaktiv - 07.03.2008, 11:01



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zu deiner frage: ja ich zitiere zbsp gern mal dr. posth (auch du kannst es blabla nennen,ich halte auch nicht alles für gut,was er sagt,zbsp stilltipps finde ich manchmal etwas komisch,aber gut,vieles finde ich doch sehr kindgerecht) ich gehe von der situation aus,wie das kind und situation x beschrieben werden: zbsp kind xyz weint jeden morgen vorm und im kiga,sagt ,es will nicht hin,mutter ist daheim und gibt es hin,weil das ja normal ist mit zbsp 3 jahren:dann beziehe ich mich darauf,dass der kiga zbsp in dieser situation falsch/nicht passend ist und schreibe auch,dass ich den kommentar von erzieher x falsch finde,wenn der meint,das kind muss da durch,schadet ja nix,der tut nur so usw usw... dann verlinke ich auch gerne ein posting von dr. posth,der das eben genauer erklärt u. sich fürs kind einsetzt. meine meinung hängt aber nicht von irgendwelchem blabla ab :0),sondern vom kind,vom umstand usw. wenn eine mutter schreibt,das 2 jährige kind ist sooo gern unter kindern,freut sich immer,wenn es woanders ist, und sie sagt,sie will es aber nicht abschieben oä,dann würde ich meinen, die zeit ist viell. schon reif für das kind,in den kiga zu gehen . es hängt eben vom KIND! ab. was bringen studien,die sagen: soundsoviel prozent von krippenkindern haben später soundsoviel geld mehr auf dem konto,einen höheren titel etc. wenn man selber merkt,dass das eigene kind eben noch nicht bereit ist und drunter leiden würde... und ob ein kind bereit ist,hängt in erster linie vom kind und von den begleitumständen ab (gute kita,eingewöhnung wie und wie lange etc.) so meinte ich das. es gibt weder "DAS" kind noch "DIE" fremdetreuung... für die einen ist krippe viell. toll,für die anderen ne katastrophe. verstehe deswegen nicht,wieso man jetzt herausfinden möchte,welche lösung für alle passen soll... wenn ein kind zsbp gut im eigenen bett schläft,sagt ja auch keiner,rausnehmen und bei der familie im bett einquartieren,weißt du,wie ichs meine? so ,jetzt geh ich aber essen. nichtsdestotrotz fand ich den artikel ja interessant,kann aber bei vielen sachen nicht "abnicken".... glg pitti

Mitglied inaktiv - 07.03.2008, 13:06



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und prompt wird wieder polarisiert und man stürzt sich darauf. ich habe den ganzen Artikel gelesen und wie leider inzwischen fast alle Spiegel-Artikel war auch dieser recht oberflächlich. Miebops Kritik geht dafür schon ganz tief in Details. Diese Diskussion ist so Deutsch wie Bratwurst mit Sauerkraut! Fehlt übrigens noch der Artikel aus dem Rheinischen Merkur (katholische Kirche). Warum nur wird so sehr polarisiert bei uns? Muss den jeder seine Heils- und Glückseinsicht anderen überstülpen? Fakt ist doch, dass es glückliche und sicher gebundene Kinder bei Fremdbetreuung wie bei Heimbetreuung gibt, Fakt ist auch, dass es bei beiden Modellen auch das Gegenteil gibt - unsicher gebundene und unglückliche Kinder. Es hängt doch viel mehr davon ab, wie Eltern mit ihren Kindern umgehen und wie andere Betreuungspersonen mit ihnen umgehen. Ich sehe da wiederum die Eltern in der Pflicht, das zu beobachten und bei Fehlentwicklungen entsprechend zu reagieren - im häuslichen Betreuungsumfeld, wie auch im externen Betreuungsumfeld (ich wehre mich, gegen den Begriff "Fremdbetreuung", denn die Betreuungspersonen sind den Kindern nicht "fremd"). Grüße Tina

Mitglied inaktiv - 07.03.2008, 11:54



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Ich bin weiterhin der Meinung, dass der Staat sich darum kümmern muss, dass die Angebote so gestaltet sind, dass Eltern wirklich eine freie Wahl haben. Das sollte eigentlich die Diskussion sein. Dabei sollten die Studien dazu dienen die besten Bedingungen für die Betreuungsmöglichkeiten ( Krippe und zu Hause) herauszuarbeiten bzw. unterstützen. Eltern könnten dann wirklich nach den Bedürfnissen des Kindes und ihrer eigenen Wünsche wählen, weil sie wüssten, mein Kind ist gut aufgehoben . (z.B. eine alkoholabhängige Mutter wüsste ihr Kind ist in einer Krippe die sanfte Ablösung praktiziert, eine Erzieherin für 3 Kinder die Geduld hat ,auf die Bedürfnisse des Kindes eingeht, gut aufgehoben. Und eine berufstätige Akademikerin, der der Staat zusichert, ihr alter Arbeitgeber muss sie wieder nehmen ( staat kontrolliert das Unternehmen, dass die vertretungsperson wirklich nur einen befristeten Vertrag hat und gehen muss, wenn die Mutter wiederkommt. der Staat kontrolliert, dass diese vertretung für die nächsten 2 jahre nicht wieder bei der Fa. eingestellt wird. Somit hat die Mutter wieder genügend Zeit sich zu beweisen und die Vertretung, falls diese Sympathien hatte, auszubooten. Ist brutal , ich weiss, aber ich sage mal Kinder sind die Zukunft und gehen vor)

Mitglied inaktiv - 07.03.2008, 14:50



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weil ein zusätzlicher Garant dafür, dass die Einstellungschancen für Frauen im "gebärfähigen" Alter noch schlechter würden.

Mitglied inaktiv - 07.03.2008, 15:35



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Stimmt, das hatte ich übersehen. Dennoch könnte die Politik Wege finden, dass jede/r Mann/Frau für sich entscheiden kann wie man betreuen will.

Mitglied inaktiv - 07.03.2008, 21:25



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"Die Üppigkeit an Varianten der Kinderbetreuung hat bei Keller eine zentrale Erkenntnis reifen lassen: ‚Die Mutter weiß in der Regel, was gut ist fürs Kind’ – zumindest wenn sie nicht verwirrt ist durch Stillbücher, Einschlaftipps und Spielplatzgespräche mit Müttern, die wieder andere Ratgeber gelesen haben." Echt?! Zählst du auch zu den verwirrten Müttern? Oder hat es einen anderen Grund, warum du mittags um halb zwölf so einen langen Artikel fabrizierst? - Ich meine, du musst mindestens eine halbe Stunde lang in die Tasten gekloppt haben ... Instinkt, sag ich bloß - wenn man einen hat. Und dann brauch ich nicht nur o.e. Stillbücher und Einschlaftipps nicht, sondern auch keinen Spiegel-Artikel, der schön auf der mainstream-Linie schwimmt und "emanzipierten" Frauen das erzählt, was sie gerne hören möchten. Ich hab mir diese Ausgabe leider gekauft, weil mich auch das Thema interessierte, es war Geldverschwendung. Nichts neues. Scheinbar kontroverses Blablabla zu dem Zweck, die längst gängige Meinung des mainstreams zu untermauern. Nicht wert, das abzutippen. LG, Stefanie

Mitglied inaktiv - 07.03.2008, 23:30



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Hallo, und das sind die neuerdings veröffentlichen Studien zu "wieviel mehr Geld haben Krippenkinder später auf dem Konto" etc. Im Baby und Job Forum war eine Frage nach der Bertelsmann Studie zu Krippenkindern. Ich hab' sie dann mal rausgesucht. Da ging es in der Hauptsache um volkswirtschaftliche Kosten-Nutzen-Rechnung bezüglich Krippenbetreuung. Krippenkinder sind cleverer -> kriegen bessere Jobs -> kosten den Staat weniger Geld -> bringen ihm mehr Steuern, so in die Richtung. Und sowas widerstrebt mir dann ganz definitiv auch (nicht nur auf Kinder, sondern auf Menschen generell bezogen) Das ist NICHT die Art Studie, die ich meinte. Ich meinte die, die mehr den Einfluss von Krippe auf Mutter-Kind-Bindung und sonstige psychisch- emotionale Entwicklung des Kindes abzielen. Ich stehe übrigens eher auf Studien als auf Theorien, obwohl die auch wichtig und gut sind. Ciao Biggi

Mitglied inaktiv - 07.03.2008, 23:43



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Hallo stetibi! „Zählst du auch zu den verwirrten Müttern? Oder hat es einen anderen Grund, warum du mittags um halb zwölf so einen langen Artikel fabrizierst? - Ich meine, du musst mindestens eine halbe Stunde lang in die Tasten gekloppt haben ...“ Ja. Nein. Mindestens … So recht? Gerne :-) … Und da merke ich mal wieder: am kürzesten sind Gespräche mit „Unverwirrten“. Macht ja nix ;-) und liebe Grüße, Feelix

Mitglied inaktiv - 08.03.2008, 07:49