Rund um die Erziehung

Forum Rund um die Erziehung

Nur noch Trotz

Thema: Nur noch Trotz

Nur mal als Beispiel: Heute wollte ich meinem fast Zweijährigen eine Freude machen und bin mit ihm mit dem Zug in die Stadt gefahren. Er liebt Zugfahren. Am Bahnhof ausgestiegen wollte er nicht weiter. Habe ihn noch 5 Minuten Züge gucken lassen. Dann waren eh keine mehr da also hab ich ihn nach mehrenen freundlichen und einer lauteren Aufforderung an die Hand genommen, damit er mit mir mitläuft. Nach 5 Schritten hat er sich auf den Boden geschmissen und gewütet - da wo es besonders schön dreckig war und voller Zigarettenstummel... Konnte ihn ja schlecht da liegen lassen, zu dreckig, zu naß, zu gefährlich an der stark befahrenen Straße. Jeder Versuch ihn wieder auf die Beine zu stellen scheiterte, er knickte immer mit den Knien ein und tobte. Also hab ich ihn unter den Armen gepackt und ihn bis zur Ampel geschleppt. Dort hat er sich dann immerhin wieder hingestellt. Weiter gings nur mit Geheul, aber vor mir herschleifen mußte ich ihn wenigstens nicht mehr. Haben ein paar Kleinigkeiten eingekauft und sind dann in den Stadtpark. Dort habe ich ihn mindestens 1 halbe Stunde lang Steine in den Fluß schmeißen lassen. Trotz mehreren vorherigen freundlichen Ankündigungen, daß wir jetzt weitergehen gab es fast dasselbe Theater wie zuvor am Bahnhof. Nur, daß ich mir meinen Sohn diesmal direkt unter den Arm geklemmt habe um ihn vom Wasser wegzutragen. Seine Reaktion: toben, schreien, Mütze auf den Boden schmeißen. Danach gings, bis wir wieder mit dem Zug nachhause gefahren sind. Sohnemann will aber seine eigenen Wege gehen, ich will das nicht, weil zu gefährlich: Treppen, Mauern, Straßenverkehr.....außerdem will ich ja auch mal zuhause ankommen. Ständig muß ich warten und "komm jetzt" rufen. Wenn ich ihn an die Hand nehme besteht immer die Gefahr, daß er sich plötzlich hinschmeißt. Seine Jacke wasche ich mindestens 1x pro Woche, trotzdem ist sie immer dreckig. Und kaputt ist sie mittlerweile auch schon. Das letzte Mal hat er sich mal wieder im Treppenhaus hingeschmissen, diesmal weil ich nicht wollte, daß er die Haustür wieder aufmacht, die ich gerade geschlossen hatte. Aber das Treppenhaus ist ja eh ein Thema für sich.... Weiß echt nicht mehr weiter. Mag ja gar nicht mehr rausgehen mit meinem Sohn. Kann ihn ja nicht ständig nur im Kinderwagen durch die Gegend karren. Wie soll er sich da austoben? Wenn es irgendwo Steine und Wasser (Pfütze reicht schon) gibt hab ich eh verloren. Egal, ob ich ihm von Anfang an verbiete Steine ins Wasser zu schmeißen, oder ob ich sage "ok, ein Stein und dann gehen wir weiter" oder ob ich ihn eine Weile spielen lasse - Theater gibt es IMMER. Was soll ich denn machen? Mir einen Hocker mitnehmen und mich zu ihm und der Pfütze setzen und ihn machen lassen bis er von alleine keine Lust mehr hat? Hab ich echt schon überlegt, aber erstens ist es mir momentan zu kalt und zweitens find ich es doof mit ´nem Hocker durch die Gegend zu rennen. Ihn jedesmal aus der Situation heraustragen kann und will ich nicht. Meistens kriege ich dann Tritte von ihm in den Bauch und jedesmal 12,5kg tobendes Kind durch die Gegend zu tragen tut mir auch nicht wirklich gut. (bin im 7. Monat schwanger) Vielleicht erscheint euch meine Verzweifelung jetzt etwas übertrieben. Aber es gibt STÄNDIG solche Situationen. Dauernd wehrt mein Sohn sich gegen irgend etwas und mir fällt es unheimlich schwer ruhig zu bleiben und nicht ebenfalls auszurasten. Heute hätte ich mich gerne neben ihn auf die Straße geschmissen und laut geheult. Neuerdings fängt Sohnemann an sich selbst zu schlagen - mit der Hand gegen seinen Kopf oder er schlägt seinen Kopf auf die Erde. Danach will er getröstet werden. Ich kann ihn dann aber einfach nicht trösten wenn er sich selber weh tut, weil es mich erschreckt und ärgert. Warum tut er das? Woher hat er das? Ich habe meinen Sohn nie geschlagen und ich hoffe andere Leute auch nicht. Vielleicht ist es ja nur eine Phase. Aber diese Phase kommt irgendwie immer wieder.... Liebe erschöpfte Grüße, erdnuß

von erdnuß am 04.02.2011, 13:12



Antwort auf Beitrag von erdnuß

Les deine Postings hier. Eins nach dem anderen. Dann die Tips. Versuche die zu verinnerlichen. _DU_ hast das Problem. Nicht dein Kind. Dein Kind ist nicht dein Feind. kein kleiner Erwachsener. Eigentlich Deine Pflicht deinem trotzenden Kind entgegenzukommen. Ihm zu helfen. Es trtotzt nicht um Dich zu ärgern. wenn es sich auf den Boden wirft ist es ein Angriff gegen sich. nicht gegen dich. Hör auf alles persönlich zu nehmen. Dein Kind ist erst zwei. Nicht zwölf. Wenn Kind dauernd irgendwo weggezerrt wird Überrascht mich seine Reaktion nicht. Ist doch klar das es trotzt. Ablenken und mit etwas locken (heim Abendessen). Oder sagen hilfst Du mir die Tasche tragen. Mithelfen und ablenken. Witze machen. Würde eine Erziehungsberatung anraten.

Mitglied inaktiv - 04.02.2011, 15:03



Antwort auf diesen Beitrag

wieso würdest du eine Erziehungsberatung anraten? Es ist doch normal, das Kinder öfters nicht so wie die Eltern wollen. Das gleiche Posting hätte von mir stammen können. Meine Tochter legt sich auch öfters auf den Boden hin und läuft nicht weiter oder ganz wo anders hin oder hängt an meinem Arm und lässt die Füsse hängen. Dann nehme ich sie hoch und sage ihr, das wir jetzt weiter laufen. Ich kann ja nicht ewig warten bis sie vom Boden aufsteht. Die Kleinen testen ihre Grenzen jeden Tag aufs Neue, das ist ganz normal. Das ist kein auffälliges Verhalten das man jetzt eine Erziehungsberatung brauchen würde. Da hilft nur konsequent die kleinen hochnehmen und weiterlaufen. Hmm, ist nur schwierig wenn man weit schwanger ist.

von Musikerin am 04.02.2011, 19:24



Antwort auf Beitrag von Musikerin

Gibt erdnuß in der Suchmaschine ein. Lies dich durch. Immer immer wieder die gleichen Probleme. Keine Änderung. Denkt immer noch sie hat einen kleinen Erwachsenen. Erziehung muß den Kindern zugewandt sein. Nicht abgewandt. Das versteht sie anscheinend nicht. Deswegen Erziehungsberatung. Ist doch kein Stigma wenn man da hingeht. Sondern ein Zeichen Hilfe zu suchen und anzunehmen.

Mitglied inaktiv - 04.02.2011, 19:36



Antwort auf diesen Beitrag

nein, es ist kein Stigma. Dann habe ich dich falsch verstanden. Nichts für ungut.

von Musikerin am 04.02.2011, 21:47



Antwort auf Beitrag von erdnuß

Das erste, was mir zu deinem Beitrag eingefallen ist: Warum nimmst du keinen Kinderwagen mit, wenn du mit deinem noch nicht mal 2jährigen Sohn in die Stadt gehst?? Er muss doch nicht die ganze Zeit drin sitzen!! Es gibt z.B. auch Leicht-Buggys, die man ganz klein zusammen klappen kann und die nur 3-4kg wiegen... Aber ganz ohne KiWa und/oder Tragehilfe (in deinem Fall - Schwangerschaft - ist eine Tragehilfe vermutl. die schlechtere Alternative...) würde ich mich das, glaube ich, nicht trauen! Mein Kleiner ist zwar erst 16 Monate alt, aber er zeigt seit einiger Zeit z.T. ein ganz ähnliches Verhalten wie dein Kind (nun, nicht ganz so extrem, aber was nicht ist, kann ja noch werden?? ). Er ist sprachlich sehr und motorisch recht weit, außerdem groß für sein Alter; wird eher immer für einen 2-jährigen gehalten... Zufällig war ich auch heute mit ihm mit dem Zug in der Stadt, und auch er liebt Züge über alles, ;-)) die Fahrt fand er toll! Als wir am Ziel waren, wollte er allerdings auf keinen Fall aussteigen - er hat gebrüllt wie am Spieß und versucht, sich auf den Boden zu schmeißen. Ich musste ihn mit "sanfter Gewalt" in den Buggy setzen, er hat sich dann aber schnell von mir & durch die neue Umgebung außerhalb des Zuges ablenken lassen und gleich wieder beruhigt... wenn ich mir vorstelle, ich hätte ihn mit seinen 13kg geballtem Trotz ;-) ohne Wagen aus dem Zug "schleifen" müssen und dann noch dazu bringen, mit mir zu gehen, ohne im Gedränge verloren zu gehen, vor den Zug od. ein Auto zu laufen - UNMÖGLICH! Auch unschwanger... Ich denke, du überfordest dein Kind, wenn du erwartest, dass er dich widerstandslos überall hin begleitet, an der Hand läuft, sich nicht durch äußeres Geschehen ablenken lässt, nicht stehen bleibt - das ist doch noch viel zu früh mit knapp 2 Jahren (in meinen Augen zumindest!). Und du hast nicht die Aufgabe, ihn ständig zu ermahnen und zu "erziehen"; es bringt auch nichts, wenn du ihm sagst, dass sein Verhalten "falsch" ist, er versteht das noch gar nicht! Und kann sich auch noch gar nicht anders verhalten! Es reicht völlig, wenn du dein Kind davon abhältst, sich selbst oder anderen Schaden zuzufügen, ruhig bleibst, Verständnis zeigst und, wenn möglich, versuchst, ihn vom Auslöser für seinen Trotz/"Zorn" abzulenken. Klingt natürlich einfacher, als es ist! ;-) Aber wenn du erst mal verinnerlicht hättest, dass dein Kind sich 1. nicht so verhält, um dich zu provozieren od. zu ärgern, 2. dass er sich in dem Moment garnicht anders verhalten KANN, 3. dass er u.U. genauso sehr unter seinem, ich nenne es mal, "Gefühlsausbruch" leidet wie du, 4. dass es normal ist und keine "Absonderlichkeit" deines Kindes - auch, wenn natürlich nicht alle Kinder gleich stark trotzen, ist es einfach eine normale EntwicklungsPHASE und muss man sich mE eher Sorgen machen, wenn man ein Kind hat, dass widerstandslos alles mit sich machen lässt... ja, ich denke, dann würde es dir evtl leichter fallen, dich nicht so aufzuregen! LG

von rabarbera am 04.02.2011, 22:52



Antwort auf Beitrag von rabarbera

Warum musst du weitergehen, wenn ihr Zeit habt im Stadtpark? Warum lässt du ihn nicht einfach steine ins Wasser werfen? Habt ihr einen Balkon? Stell ihm doch ein Wasserbecken und Steine da raus? UND JA - stell dir einen Hocker daneben und lass ihn mal nach Herzenslust spielen. Ich würde mich ach wehren, wenn ich ständig weiter gezogen würde - und wie!

von kirshinka am 10.02.2011, 09:46



Antwort auf Beitrag von erdnuß

Den Trotz an sich (mit auf den Boden schmeißen etc..) finde ich jetzt nicht unnormal. Ich versuche halt schon, solche Situationen zu umgehen oder durch Ablenkung zu entschärfen. Also: Situation am Bahnhof: Entweder hätte ich einfach noch gewartet, bis er die Lust verliert (du hattest doch Zeit?) oder ich hätte ihm Anreize gegeben, um mitzukommen (entweder Fangen spielen mit Mama oder "schau mal, wie schnell du da hinten hin rennen kannst" oder "wir wollen doch gleich Entenfüttern" oder mal im Notfall auch: "beim Einkaufen wir eine Brezel".... )- irgendwas klappt bei mir fast immer, dass meine Tochter dann doch mitkommt, man braucht halt etwas Geduld. Am Teich dann ebenso ("jetzt können wir wieder Züge schauen"...). Was für eigene Wege will er denn gehen? Da könnte man doch bestimmt Zugeständnisse machen, mal ihn über ein Mäuerchen laufen lassen oder er soll den Weg nach Hause zeigen, dann sind sie doch meist stolz, dass sie das schon alleine finden. Wenn meine Tochter eine Tür wieder aufmachen will, dann lasse ich sie, auch wenn ich das unsinnnig finde. Man kann die Trotzphase wirklich erleichtern, indem man das Kind so viel wie möglich machen lässt; die wenigen Phasen, wo man sich dann wirklich mal durchsetzen muss, werden dann auch leichter akzeptiert. Aber den ganzen Tag nur zu kämpfen....da schaukelt man sich immer weiter hoch. Aber du brauchst gute Nerven und viel Phantasie- dass sie nach 3 Aufforderungen einfach mitkommen ohne weiteren Anreiz, ist eher selten.

von Emmi67 am 05.02.2011, 12:34



Antwort auf Beitrag von Emmi67

Du beziehst das Verhalten deines Kindes viel zu sehr auf dich selbst, nimmst alles persönlich. Versuche dich doch mal in dein Kind hineinzuversetzten, wie hättest du reagiert, wenn du 2 wärst und deine Mutter einene Tag wie diesen mit dir erlebt hätte! Meine Kinder sind im Verhältnis dazu schon recht groß und selbst meine 9,5jährige muss nicht auf mich hören um des Hörens willen. Wenn ich etwas von ihr möchte, dann wird oder wurde es zuvor mal besprochen. Das muss man natürlich altersgemäß sehen. Aber glaube mal nicht, dass eine 9jährige bedingungslos schluckt, was man sie auffordert, die hinterfragt und diskutiert. Der 2jährige hinterfragt noch nicht in der Form, weil er dazu sprachlich noch nicht in der Lage ist. Er wählt dann die Mittel seiner Möglichkeiten um darauf aufmerksam zu machen, dass er was anderes möchte. Und wenn ein Kind erst mal gelernt hat, dass nur der Wille der Mutter gilt und es selbst nichts zu "sagen" oder zu bestimmen hat, dann wird es je älter es wird umso mehr rebellieren und gegen deine Aufforderungen angehen. Von einem Kleinkind zu erwarten, dass es immer und sofort hört, wenn die Mutter was sagt und dankbar ist, dass es einen schönen Tag erleben durfte ist genauso sinnfrei wie mit einem Kleinkind immer alles ausdiskutieren zu wollen. Der eine Weg gibt dem Kind zu wenig Entfaltungsmöglichkeiten und der andere zu viel. Wenn du das immer persönlich nimmst, wirst du in Zukunft noch viel Spaß bekommen!

von mozipan am 05.02.2011, 14:43



Antwort auf Beitrag von erdnuß

Das erinnert mich sehr daran, wie es mit meinem ersten Kind war, als es klein war. Heute - nach 10 Jahren - sehe ich das Ganze mit mehr Abstand. Das Problem war, dass ich lauter Dinge machen wollte, die er nicht wollte. Ich wollte z. B. einkaufen und ihn mitnehmen. Er wollte aber natürlich nicht einkaufen, sondern sich alles in Ruhe anschauen. Anderes Beispiel: Ich wollte durch den Wald spazieren, er wollte nach 1 Meter stehen bleiben und mit den Steinchen auf dem Boden spielen. Heute würde ich das ganz anders machen. Alles, was mit ihm nicht geht, würde ich ohne ihn machen. In der Zeit kann der Vater oder sonst wer auf ihn aufpassen. Die Zeit, die ich mit ihm verbringen "muss", würde ich so gestalten, dass er im Mittelpunkt steht. In dem Alter verstehen sie einfach noch nicht, dass man z. B. in die Stadt geht, um etwas einzukaufen. Sie verstehen auch gar nicht, dass man überhaupt in die Stadt geht. Sie verstehen immer nur das, was sie gerade tun, z. B. im Zug sitzen. Viele Grüße!

von Thymian am 05.02.2011, 14:55



Antwort auf Beitrag von erdnuß

...erdnuß war mir direkt im Gedächtnis mit einigen Postings schon vor längerem,als Kind noch nicht mal 2 war;-) Da war auch schon von Trotzphase die Rede...und davon dass man ja gerade Jesper Juul liest und schon viel gelernt hat. Mein Tip deshalb:WIRKLICH mal überlegen und dich gehen-die Tips der Mütter hier auch mal ausprobieren ...viele raten dir ja in etwa das Selbe;-) Siehe ältere Postings!

von Tathogo am 05.02.2011, 18:40



Antwort auf Beitrag von erdnuß

Es wurde ja eigentlich schon alles gesagt. Nicht dein Kind ist das Problem, sondern deine Einstellung dazu. Du musst dich unbedingt entspannen!!!! Dein Kind verhält sich völlig normal. Ein Buchtipp "Das glücklichste Kleinkind der Welt" LG

Mitglied inaktiv - 06.02.2011, 13:22



Antwort auf Beitrag von erdnuß

Das Trotzkopfalter ist ein sehr hilfreiches Buch! Kuck mal bei Amazon ist ein grauer Umschlag mit einem Mädchen drauf. Da lernst du die kleinen besser verstehen. Steht auch viel mit Strafe, Regeln und erziehen im Allgemeinen drin. Wir haben seitdem keine Trotzanfälle mehr und der Kleine hört eindeutig besser. LG

Mitglied inaktiv - 06.02.2011, 21:51