Rund um die Erziehung

Forum Rund um die Erziehung

Kleinkind unzufrieden, Überforderung?

Thema: Kleinkind unzufrieden, Überforderung?

Hallo, Ich hoffe eine neutrale Meinung zu erhalten, da ich total verunsichert bin. Ich habe einen 17 Monate alten Sohn, der immer auf Vollgas ist. Er ist gefühlt nur zufrieden, wenn er nicht zu Hause ist, sondern auf Tour. Er geht vormittags bereits 3 Stunden zur Tagesmutter. Wenn ich ihn von der Tagesmutter abhole, dann mach ich meistens ein Umweg über dem Spielplatz, so dass wir erst zur Schlafenszeit nach Hause kommen. Nach dem Mittagsschlaf isst er ein bisschen Obst und danach sind wir wieder direkt unterwegs, sei es Krabbelgruppe, Turnen, Spielplatzdates... Wir kommen erst kurz vor dem Abendessen nach Hause, denn Essen bleibt er und die Stimmung ist immer gut. Da nach geht es mit der Abendroutine los und er geht ins Bett. Spielzeug Zuhause findet er uninteressant, ausschließlich die Spielküche geht mal 15 Minuten. Das Problem zuhause ist, dass er fast durchgängig getragen werden will und nur quengelig ist. Eigentlich sollen sich Kinder ja auch mal langweilen um die Kreativität zu fördern, nur wie bekomme ich das hin, ohne dass er weinend am Bein hängt? Ist er überfordert oder braucht er wirklich ständig diese Action?

von Cellar1907 am 17.06.2023, 21:26



Antwort auf Beitrag von Cellar1907

Klingt für mich nach Charakter, er scheint ein sehr interessiertes Kind zu sein. Kannst Du ihn in Hausarbeit z.B. einbeziehen? Ich hatte meinen Ältesten in einem Hochstuhl beim Kochen und habe ihm "meine" interessanten Utensilien, die ich auch benutze, gegeben. Plus Gemüse. Logisch keine Messer, halt Schüsseln, Kochlöffel, Töpfe. Im Hochstuhl kann er sehen, was Du machst. Mitputzen lassen mit eigenem Lappen, der nur nass ist. Schon Malen probiert? Ich musste am Anfang immer selbst Sachen malen, aber langfristig haben sie auch selbst gemalt und dass dann irgendwann ausdsuernd. Duplo bauen? Auch da muss man am Anfang Arbeit reinstecken und sie anleiten/ihnen Ideen geben (Bauernhof bauen, Gemüsefelder). Je kreativer Du Spielzeug belebst bzw. ihm Ideen zum Spielen gibst und ihm vormachst, wie man spielt, desto wahrscheinlicher, dass er sich auch irgendwann allein beschäftigt. Wobei es auch 6jährige gibt, für die nix schöner ist, als wenn Mama den Schleichtieren unterschiedliche Stimmen gibt und Schule "nachstellt". Es ist auch ein bissel Chatakter.

von emilie.d. am 18.06.2023, 05:31



Antwort auf Beitrag von Cellar1907

Du hast schon sehr gute Tipps bekommen. Mein Großer war auch ein sehr interessiertes, forderndes Kind, das sich schwer selbst beschäftigen konnte. Ich habe ihn auch sehr viel in den Haushalt eingebunden, ihm schon recht früh Aufgaben übertragen, die er eigenverantwortlich erledigen durfte. Ich habe ihm immer wieder verschiedene, unterschiedliche Spielmaterialien angeboten, jedoch nie alles auf einmal. Es ist einfach interessanter, wenn nicht alles zur Verfügung steht, sondern Spielzeug auch immer wieder mal ausgetauscht und durchgewechselt wird. Da hab ich eben darauf geachtet, wofür interessiert er sich gerade und das dann ergänzt, erweitert oder manchmal auch wieder Neues angeboten. Wir sind auch sehr viel draußen und im Wald gewesen, er hat es geliebt alles Mögliche zu entdecken und auch zu experimentieren. Im Alter deines Kindes hat er Schütt- und Sammelspiele geliebt, Knete, Malen, Luftballons, Seifenblasen, erste Puzzle, Bücher, Lego, Bausteine. Er hat sich in diesem Alter auch sehr für Müllabfuhr und Mülltonnen interessiert, oder generell für Fahrzeuge. Wie ist es denn bei der Tagesmutter? Hast du sie schon mal gefragt, ob er dort auch so ist, dass er mit nichts länger spielt oder klappt es bei ihr besser, da er nicht zu Hause ist? Alles Liebe!

von sunnydani am 18.06.2023, 12:59



Antwort auf Beitrag von Cellar1907

Die kreative Langeweile kommt erst viel später, bspw. im Grundschulalter.

von Pamo am 19.06.2023, 07:17



Antwort auf Beitrag von Cellar1907

Das war bei uns auch so. Keine Sekunde unter dem Spieltrapez. Als Baby empfahl mir die PEKIP-Mutter: trag dein Kind. Zeig ihm alles. Nur 24/7? Mir ging es wie Dir. Ich war ständig irgendwo. Ich weiß noch, dass ich bereits mit 9 Monaten das Kind auf den Spielplatz zum „gucken“ (was machen all die Kinder dort) in den Sandkasten setzte. Übrigens ist mein jetzt Jungerwachsener nach wie vor kein „Alleinspieletyp“. Alles was fordert und neu ist, ist interessant. Was man kennt und Routine wird, wird schnell langweilig.

von Caot am 19.06.2023, 08:34



Antwort auf Beitrag von Cellar1907

Meiner Meinung nach machst Du zu viel mit dem Kind. Die Tagesmutter ist für so einen Knirps schon anstrengend. Dann noch jeden Tag den Rest des Tages Programm, ist viel zu viel. Die Kinder merken oft selbst nicht, wann es ihnen zu viel wird, weil es eben so spannend ist. Das wirkt dann, als wären sie zufrieden. In Wirklichkeit gehen sie aber schon über ihre Reserven und sind irgendwann nur noch müde und quakig, weil der Akku endgültig leer ist. Wenn Ihr schon mit der Krabbelgruppe und dem Turnen zwei feste Termine pro Woche habt, würde ich nur noch eine oder zwei Spielplatz-Verabredungen ausmachen. "Spielzeug Zuhause findet er uninteressant, ausschließlich die Spielküche geht mal 15 Minuten. " Das ist auch eine Typfrage. Unser Sohn konnte schon früh alleine spielen. Unsere Tochter fand das ziemlich lange ziemlich blöd. Mit 16 Monaten war bei ihr daran noch nicht zu denken. Trotzdem ist es ein Unterschied, ob die Kinder außer Haus Action haben, oder ruhig mit Mama zu Hause spielen oder Bilderbücher anschauen, etc.

von kea2 am 19.06.2023, 09:09



Antwort auf Beitrag von Cellar1907

Wie soll dein Kind lernen sich selbst zu beschäftigen, es hat ja den ganzen Tag Programm. Dürfte wohl für viele Kinder auf Dauer zu viel sein. Ich würde das auf 2 Sachen nachmittags beschränken.

von Neverland am 20.06.2023, 21:39



Antwort auf Beitrag von Cellar1907

Hallo, man muss etwas Wichtiges vorausschicken: Ein 17 Monate altes Kleinkind kann sich in der Regel nicht allein beschäftigen. Das ist völlig normal. In diesem Alter ist es auch noch nicht sehr sinnvoll, dass es sich langweilt, um kreativ zu werden. Das ist viel zu früh. Langeweile ist gesund bei Kindern, die sich schon gut selbst beschäftigen können und auch eigene Ideen haben, wie das gehen könnte. Das ist so mit frühestens drei bis vier Jahren der Fall, eigentlich so richtig eher im Grundschulalter. Das heißt, bei einem Kind von nur 1,5 Jahren sind es schon noch sehr die Erwachsenen, die die Anreize bieten müssen. Das heißt aber nicht, dass du ununterbrochen Show und Action bieten solltest. Wenn dir euer jetziges Programm zuviel ist, dann specke es ab. Und sei ruhig ein bissl spröder: In diesem Alter muss ein Kind nicht mehr ständig auf dem Arm herumgeschleppt werden. Klar gefällt deinem Sohn das, aber nicht jeder Wunsch kann erfüllt werden. In diesem Alter sind Kinder längst in der sog. Autonomiephase. Das heißt, sie wissen, dass sie eine eigenständige Persönlichkeit sind, und dass auch Mama eine eigene Person ist, die Kleinen empfinden sich nicht mehr als symbiotisch und als eins mit der Mutter, wie noch ein Säugling. Ein Kleinkind weiß, dass seine Wünsche und Mamas Wünsche nicht immer übereinstimmen, und es kann diesen normalen Konflikt aushalten. Ich war mit meinen Kindern in diesem Alter auch täglich lange draußen, und das finde ich auch wichtig und richtig. Aber ich habe ihnen manchmal auch einfach zu Hause eine Kiste mit Dingen hingestellt, die sie sonst nicht hatten - also kein Spielzeug, sondern z. B. Küchenutensilien (Pannenwender, Salatbesteck, alles, was nicht scharfkantig ist). Das war dann spannend und beschäftigte sie auch eine Weile. Auch Raschelpapier (Zeitung) kommt oft gut. Oder wir haben zusammen Bilderbücher angeschaut, und ich habe ganz einfache Sätze vorgelesen aus Kleinkinderbüchern. Man kann auch ein bisschen Musik hören und zusammen tanzen. Vieles geht auch zu Hause. LG

von Astrid am 21.06.2023, 08:14



Antwort auf Beitrag von Astrid

Vielen Dank dank für die vielen Rückmeldung, ich werde mir einiges zu Herzen nehmen und auch ausprobieren

von Cellar1907 am 21.06.2023, 08:30