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Kleinkind - Willen brechen - Auswirkung auf Charakter?

Thema: Kleinkind - Willen brechen - Auswirkung auf Charakter?

Hallo, Ich mache mir folgende Gedanken: Habe ein Kleinkind, 3 1/2, gut erzogen (es ist alles relativ) Das heisst: Fröhlich, fantasievoll, kennt Bitte und Danke (und sagt es auch manchmal), findet sich leicht in neuen Situationen zurecht... Benimmt sich leider nicht beim Essen (ausser bei anderen)... aber angenehmes Kind, auch sozial (manchmal ;-) ) Ich stoppe ihn, wenn: - er schreit oder heult, wenn er was will (naja, wenn er müde ist oder Hunger hat lässt er sich nicht stoppen) bitte ihn, zu sagen, was er bitte schön will. Naja, wenn er es dann in normalem Ton sagt, entscheide immer noch ich, ob er es kriegt, oder nicht. Oder andere Leute, wenn wir bei anderen sind. - er Süssigkeiten will, die gibt es nur abends nach dem Abendessen, und fertig. Kein Problem für mich oder Kind. - er im Geschäft was will. Ich bin kein Krösus, und ich denke, ein Kind so wie jeder Mensch muss lernen, zu verzichten, oder zu warten. - sind bestimmt noch viele Sachen, die mir gerade nicht einfallen... Wenn es morgens zackig gehen muss, wegen Kindergarten / Arbeit, treibe ich ihn an... Es ist halt so, daß ICH entscheide, es gibt dann auch keine Probleme. Ich dachte immer, wir haben keine Regeln, aber das sind Regeln, definitiv. PROBLEM: ich habe Angst, daß ich zu oft seinen Willen breche, und er dadurch kein Selbstbewusstsein bekommt, alleine durch die Erfahrung aus der Kindheit....????? Ich lasse ihm schon auch mal seinen Willen... Und als er kleiner war, durfte er auch im Waschbecken manschen etc... Er schläft glücklich bei mir im Bett... Wo ist die Grenze? Ich meine, ich muss den Willen meines Kindes brechen, sonst komme ich zu gar nix. Andererseits will ich ihm auch Selbstbewusstsein vermitteln, und daß er sich auch durchsetzen kann. P.S. er ist nicht so der Brüller, was das Durchsetzen bei Kindern wie Eltern angeht, aber sehr beliebt bei beiden. P.P.S ich bin auch nicht so der Durchsetzer-Typ. Ciao Biggi

Mitglied inaktiv - 22.01.2010, 02:12



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Hallo Mondreise, "Willen brechen" und "Nicht jeden Wunsch erfüllen" sind zwei völlig unterschiedliche Dinge. Es ist wichtig, dass Dein Sohn seinen Willen äußern darf und Du nie die Willensäußerung an sich sondern wenn nötig die Form kritisierst. Wenn sein Wille und Deiner unvereinbar sind, solltest Du nach Möglichkeit darauf verzichten, Dich mit Gewalt durchzusetzen und einen Kompromiss mit ihm finden. Meistens lassen Kinder ganz gut mit sich reden wenn man ihnen erklärt warum dies oder jenes jetzt unbedingt sein muss. Viele Situationen kann man auch entschärfen, in dem man genug Zeit einplant. Meist kennt man ja auch mit der Zeit die Reaktionen des Kindes und kann kritische Situationen durch gute Planung umgehen. Wenn man ihnen öfter mal von sich aus einen Gefallen tut, sind sie auch eher bereit, einem in anderen Dingen mal entgegen zu kommen. Du solltest ihn vor allem nicht körperlich zu etwas zwingen (z.B. gegen seinen Willen anziehen). Dagegen musst Du keineswegs selbst etwas tun, was er von Dir will und Du nicht. Er muss schließlich auch lernen, dass andere Menschen Grenzen haben. Wenn ihm Dein Handeln nicht passt, solltest Du seine Reaktion aber auch ertragen und nicht versuchen sie ihm auszureden. Es ist für ein kleines Kind z.B. völlig in Ordnung zu schreien wenn es keine Süßigkeiten bekommt und deswegen frustriert ist. LG Linda

Mitglied inaktiv - 22.01.2010, 09:04



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Hallo Biggi, zunächst einmal glaube ich, dass die eher zurückhaltende Art Deines Sohnes eher darauf zurückzuführen ist, dass er Dich zum Vorbild nimmt (Du schreibst ja, dass Du selbst nicht die Durchsetzungsstärkste bist...), und nicht, dass das was Du als "seinen Willen brechen" beschreibst ihn so geformt hat. Du bist ja als Mutter dafür da, den Rahmen "abzustecken", innerhalb dessen er sich frei entfalten darf. Ihm Regeln des Zusammenlebens zu vermitteln und bei Nichteinhaltung durchaus auch Konsequenzen zu ziehen - oder kurz: ihn zu erziehen... Ich habe den Eindruck, dass viele Mütter sich heutzutage nicht mehr trauen, die Führung zu übernehmen, aus Angst, zu autoritär zu sein, ihr Kind in der freien Entfaltung zu behindern und ihm so psychische Schäden zuzufügen. Dabei braucht ein Kind doch sichere Orientierung, jemanden, der es an der Hand nimmt und es führt - auch wenn das natürlich auch bedeutet, dem Kind Grenzen aufzuzeigen. Liebe Biggi, demzufolge, was man von Dir hier liest, bist Du die Letzte, die den Willen ihres Kindes bräche, um ein funktionierendes, willenloses Etwas zu kreieren, das immer und sofort pariert...! (Denn das ist es , was ich unter "den Willen eines Menschen brechen" verstehe.) Du vermittelst Deinem Sohn die Regeln, die für Euer Zusammenleben wichtig sind. Du handelst konsequent, wenn er sich nicht an diese Regeln hält. Das ist in meinen Augen genau richtig und gibt Deinem Sohn Sicherheit und Orientierung im Leben. Genau das, was vielen Kindern heutzutage fehlt, weil die Eltern entweder überzogen autoritär oder komplett laisser-faire erziehen. Meiner Meinung nach hast Du für Dich und Deinen Kleinen einen gesunden Mittelweg gefunden (und solltest Dir daher nicht zu sehr den Kopf zerbrechen...) Liebe Grüße Aurore

Mitglied inaktiv - 22.01.2010, 12:32



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Ich finde es immer SEHR schwierig solche Fragen anhand von Beispielen "pauschal" zu beantworten. Man muss einen Unterschied machen zwischen:Ich breche den Willen meines Kindes " und" Ich erfülle immer alle Wünsche meines Kindes". Je besser auf die Bedürfnisse eines Babsy/Kleinkindes eingegangen wird,desto weniger Probleme später mit dem "Willen" desselbigen-mein Eindruck. Denn ein Kind dessen "Bedürfnisse"(Wille) weitestgehen gestillt wurden ist denke ich später eher bereit auf Kompromisse einzugehen....was aber meiner Meinung nach nicht den eigenen Willen schwächt,sondern eher dazu führt dass Kind bessere"Strategien" entwickelt um am Ende seinen"Willen" erfüllt zu bekommen und somit ja positiv zu bewerten ist. Oh je hat man das verstanden??

Mitglied inaktiv - 22.01.2010, 13:49



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...eine Autorität im Leben deines Sohnes zu sein, das ist dein Job, Mami. Und in liebevoller und rücksichtsvoller Art gelebt, ist das etwas sehr gutes. Es gibt ihm Sicherheit, dass er nicht alles allein entscheiden muss und es ist gut zu wissen, dass er nicht die Welt aus den Angeln heben kann. Mama hat einen Plan und ist klar und verlässlich. Du setzt ja keine unnötigen Grenzen, sondern zeigst ihm natürlich Grenzen auf die es sowieso gibt. (Geld ist halt nicht unbegrenzt verfügbar z.B.) Ich glaub, du machst das schon ganz gut. Und dieses neumoderne Erziehungsziel "Selbstbewusst" ist manchmal auch haarscharf am egoistisch, rücksichtslos, respektlos (wenn ich manche "Selbstbewusste" Kinder so sehe) Liebe Grüße, Emmy

Mitglied inaktiv - 25.01.2010, 11:47



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Wieso denkst du, dass du seinen Willen brichst? Du hast klare Regeln, die du vorgibst (wie es sein sollte) - und das Kind hat sich dran zu halten. Kinder brauchen klare Regeln - die geben naemlich Sicherheit. Ausserdem darf dein Sohn ja auch viel - manschen, bei dir im Bett schlafen - du machst es meiner Meinung nach richtig! LG Connie

Mitglied inaktiv - 22.01.2010, 14:10



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Hallo, wenn Kinderpsychologen wie Jesper Juul davor warnen, den Willen eines Kindes zu brechen, ist damit ganz sicher NICHT das Setzen von nötigen Grenzen gemeint. Ich finde dabei Jesper Juuls Definition zum Grenzensetzen sehr gut und hilfreich. Er sagt: Wir sollten beim Setzen der Grenzen nicht danach gehen, was "man" nicht macht oder "man" nicht tut. Sondern nur UNSERE persönlichen Grenzen wahren. Wir sollen also auch nicht das Kind mit einer Grenze aus Maßregeln "umzäunen", sondern das Kind nur dort stoppen, wo UNSERE Grenze verletzt wird. Wenn ein Kind zum Beispiel ständig kreischt oder seine Kindermusik-CD zu laut stellt - dann kann man sagen: "Das ist mir zu laut, meine Ohren tun weh, sei etwas leiser!" Den Willen zu brechen heißt für Juul (dessen Bücher ich genial finde) dagegen: Dass man das Kind danach drillt, was "man" nicht macht, nach irgendwelchen überkommenen gesellschaftlichen Regeln, ohne zu schauen, ob die überhaupt wirklich wichtig sind und Sinn machen. Zum Beispiel: "Wenn Erwachsene reden, hast du Sendepause!", "Du bist nur ein Kind, deshalb treffe ICH hier alle Entscheidungen", "Du kannst das nicht selbst, du bist dafür zu klein!" "Ich mache alles für dich, denn bei dir geht mir das nicht schnell genug, du hältst mich auf". In den von Dir beschriebenen Fällen könnte das heißen: Lass Deinen Sohn soviel wie möglich selbst tun (auch wenn das länger dauert) und selbst entscheiden. Nimm ihm möglichst wenige Entscheidungen ab und nur dort, wo es wirklich nicht anders geht. Wenn er morgens trödelt, kann es sein, dss DU einfach zu hastig bist. Kinder haben noch keine Einsicht darüber, wofür Eile gut sein soll. Sie ist ja eine Erfindung des 20. Jahrhunderts, die in unserer Seele nicht wirklich verankert ist. Deshalb würde ich morgens etwas früher aufstehen, damit Dein Sohn Zeit hat, sich selbst (aus zwei Möglichkeiten) seine Klamotten auszusuchen, sich möglichst selbst anzuziehen, selbst zu frühstücken, die Zähne zu putzen usw. Wenn Du Dich für das Thema interessierst und möchtest, dass der Wille Deines Sohnes wirklich nicht gebrochen wird, dann lies doch mal das wunderbare Büchlein "Das kompetente Kind" von Jesper Juul. Man hat unheimlich viele Aha-Erlebnisse. Es ist der einzige Erziehungsratgeber, der bei uns wirklich etwas verändert und unheimlich viel Stress und Konflikte aus dem Alltag herausgenommen hat. LG A.

Mitglied inaktiv - 23.01.2010, 12:43



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Hi, Vielen Dank, ihr habt aber viel Vertrauen zu mir... wahrscheinlich habt ihr Recht. Mein Kind ist angenehm und meist einfach in der Handhabung, ich denke zum grossen Teil von Natur aus. Viele Konfliktsituationen kommen bei uns einfach gar nicht vor. Und ich habe gerade was gelesen von "immer den Willen brechen beim kleinen Kind ist schlecht" (kein Buch, einfach irgendwo, keine Ahnung.) Man soll halt manchmal lieber gar nix lesen ggggrrr... Prinzipiell stimme ich dem ja zu. Also habe ich mir Gedanken gemacht, ob ich das wohl gemacht habe / mache, und das ist schon das Resultat? Aber wenn ich so nachdenke, hat unser Kind auch mit mir noch genügend Situationen mit Erfolgserlebnissen, und wo er sich durchsetzt:-) Dem Kind was Erklären beim Nein ist nicht das Problem, das mache ich mitunter auch, manchmal muss ich nur erklären, dann erübrigt sich das nein... Vielen Dank für die Rückmeldungen... Ciao Biggi

Mitglied inaktiv - 23.01.2010, 23:29