Wie lernt Schreibaby selbständig einzuschlafen?

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Wie lernt Schreibaby selbständig einzuschlafen?

Liebe Frau Dr. Bentz, mein Sohn (11 Wochen) ist von Geburt an ein Schreibaby. Anfangs hat er die Nächte eigentlich relativ gut geschlafen. Jetzt ist es seit drei Wochen so, dass er immer schlechter schläft. Er wird in der Nacht stündlich wach, turnt dann unruhig rum. Wenn er wieder müde ist, fängt er an zu weinen, schläft aber erst wieder ein, wenn ich ihn stille! Die Nächte stille ich nun stündlich. Tagsüber schläft er nur im Tragetuch. Mein Sohn ist nie ausgeschlafen, reibt sich den ganzen Tag die Augen und weint vor Müdigkeit! Er findet einfach nicht in Schlaf. Ich war schon bei einer Schreisprechstunde. War aber sehr enttäuscht. Mir wurde gesagt, ich soll ihn pucken, dann würde er auch besser schlafen. Haben Sie noch einige Tipps für mich, wie er lernen kann selbststaendig einzuschlafen? Ich bin so übermuedet, dass mir schon ständig schwindelig ist! Das Tragetuch ist auch keine Dauerlösung, da ich eine krumme Wirbelsäule habe und so langsam Rückenschmerzen bekomme. Können Sie mir noch sagen, wie sich das Schlafverhalten von Schreibabys entwickelt? Bleiben die immer schlechte Schläfer? Lieben Dank im voraus!

von Sinny2287 am 06.08.2015, 10:56


Antwort auf: Wie lernt Schreibaby selbständig einzuschlafen?

Liebe Sinny, erstmal tut es mir leid, dass Sie gleich von Anfang an solche Probleme hatten und trotz Hilfesuchen nicht weiter gekommen sind. Mit Ihrem Nachtrag beschreiben Sie genau das, was Schreibabys auszeichnet. Diese Kinder haben einen enromen Reizhunger und überfordert sich damit permanent selbst. Das kann man sich in etwas so vorstellen: während Kinder normalerweise schon früh die Fähigkeit haben, sich von Reizen abzuschotten (indem sie etwa ihr Köpfchen wegdrehen), streben Schreibabys danach, unangenehme Zustände wie Müdigkeit durch immer neue Reize "auszublenden" bis dann eben buchstäblich gar nichts mehr geht. Dies ist auch der Grund, warum Ablenkung durch Dinge wie Schuckeln, Geräusche eines Staubsaugers, Herumfahren und Tragen im Laufschritt oft kurzfristig auch ein wenig helfen, auf die Dauer aber genau das Problem verschärfen. Was nun? In diesem Forum können Sie schon zahlreiche Dinge nachlesen, die für Schreibaby wichtig sind wie Struktur, regelmäßige Ruhepausen (oft schon nach 1 - 1,5 Stunden mit Reizabschottung) und ein gleichförmige Abläufe beim Beruhigen und ins Bett bringen. Oberstes Credo: weniger ist mehr! Versuchen Sie bitte nicht alles Mögliche zu tun, sondern bleiben Sie bei EINER Sache und dies auch trotz Brüllen als Faustregel für mindestens 14 Tage! Pucken ist sehr gut, bloß leider geben viele Eltern zu früh auf, weil Ihr Kind schreit und Sie dies als "Nicht-Mögen" interpretieren. Um zu sehen, ob diese Methode bei Ihrem Kind wirkt, müssten Sie schon - wie eben beschrieben- eine Weile durchhalten, um Ihren Kind Zeit zu geben, sich daran zu gewöhnen. Das Wichstige für Sie ist aber: schalten Sie einen Gang runter und befreien Sie sich von dem Anspruch, das Schreien durch irgendetwas sofort abstellen zu können. Vielen denken, wenn sie nur das Richtige finden, stoppt das Scheien, doch dies ist leider nicht häufig der Fall. Die Verbesserungen vollziehen sich nach und nach - wenngleich oft schneller als gedacht. Meine Empfehlung: legen Sie sich abend und mittags zu Ihrem Kind, am besten mit Ohrenstöpseln und / oder Kopfhörern, um selbst ruhiger zu bleiben und Ihrem Kind die Ruhe zu vermitteln. Machen Sie nichts, außer neben Ihrem Kind zu liegen und ggf. noch eine Hand auf den Bauch zu legen. Wenn Ihr Kind gestillt wurde, stillen Sie es nicht gleich wieder. Begleiten Sie Ihr Kind im Schreien, so dass es lernt, ohne Reize oder Brustwarze auszukommen und dass nicht Schlimmes passiert, wenn man müde ist - Mama ist ja auch ruhig. Die anderen Schreiphasen können Sie gern mit Spazierengehen mit oder ohne Tuch (Kinderwagen ist auch ok) überbrücken. Wichtig ist auch, dass Sie alle Entlastungs- und Unterstützungsmöglichkeiten in Ihrem Umfeld ausschöpfen und sich ggf. von profesionellen Einrichtngen wie den Frühen Hilfen, Wellcome, dem Kinderschutzbund o.Ä. wenden. Ihr Schlaf ist eben auch eine wichtige Maßnahme! Ich drücke Ihnen sehr die Daumen, dass Sie beide schnell etwas Ruhe finden. Es wird besser! Und über die Frage, ob guter oder schlechter Schläfer sollten Sie sich keine Gedanken machen. Mit 11 Monaten ist noch nichts irreparables passiert! Alles Gute und vielleicht berichten Sie mal nach ein paar Wochen, wie es aussieht! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 06.08.2015


Antwort auf: Wie lernt Schreibaby selbständig einzuschlafen?

Nachtrag Ich habe auch manchmal das Gefühl, dass mein Sohn gegen das einschlafen ankämpft. Vor allem in der Nacht. Er schläft dann kurz ein, wacht nach zwei Minuten wieder auf und schmeißt dann sein Kopf hin und her. Das geht so lange bis er anfängt zu weinen und ich ihn dann stille.

von Sinny2287 am 06.08.2015, 11:26