Wie kann ich meinem Baby helfen, besser zu schlafen?

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Wie kann ich meinem Baby helfen, besser zu schlafen?

Guten Morgen Frau Dr. Bentz, unsere Tochter wurde Mitte Februar 2015 geboren. Bis ca. dreieinhalb oder vier Monate war Maria ein Schreibaby. (Sie schreit aber auch heute noch mehr als andere) Sie hat sowohl tagsüber, als auch nachts sehr viel geschrien, wohl, weil sie nicht schlafen konnte, wobei wir nichts tun konnten, um sie zu beruhigen. Wir haben sie tagsüber und nachts sehr viel auf dem Arm getragen, um ihr wenigstens das Gefühl zu geben, immer für sie da zu sein. Abends, wenn sie müde wurde, fing sie an zu schreien und hörte nach 3 - 6 Stunden erst wieder auf. Irgendwann fing sie an, auf mir abends einzuschlafen und nach einer guten Stunde konnte ich sie ins Beistellbett legen. Später schlief sie nur noch ein, wenn ich sie in den Schlaf stillte. Geholfen hat Maria ein fester Tagesablauf, der wie folgt aussieht: Aufstehen, Stillen, 30 Minuten Schlaf, 10.00 Uhr Obst, 11.45 Uhr bis 12.00 Uhr Gemüse-Kartoffel-(Fleisch)-Brei und zum Nachtisch Obst, spätestens 12.30 Uhr Mittagsschlaf bis 14.30 Uhr, seit der Zeitumstellung bis 15.00 Uhr oder 15.15 Uhr, gegen 15.00 Uhr etwas Getreide-Obst-Brei und Banane, 18.00 Milch-Getreide-Brei mit Obst, ca. 19.30 Uhr Schlafanzug anziehen, Zähne putzen .... Seit 4 Wochen stille ich sie abends nicht mehr in den Schlaf, sondern stille sie erst und ich oder mein Mann bringen sie dann ins Bett. Anfangs haben wir sie noch in den Schlaf getragen, seit drei Tagen legen wir sie wach ins Bett und singen und streicheln sie, sie schläft dann innerhalb von weniger als zehn Minuten ein, manchmal meckert sie zunächst etwas. Tagsüber stille ich sie (noch) in den Schlaf. Unser Problem beginnt dann, wenn Maria schlafen sollte. Nach 6 Wochen bis sie vier Monate alt war, schlief Maria bis 6.00 Uhr und wurde max. 1 Mal in der Nacht gestillt. Dann kam sie immer häufiger, zuletzt einmal pro Stunde, weshalb wir das Einschlafstillen auf Anraten des Kinderarztes und meiner Hebamme aufhörten. Dann ist sie zunächst zwischen halb zwölf und halb eins wach geworden und war bis ca. zwei oder halb drei wach und meckert oder weint meist, dann schlief sie wieder ein. Gegen drei oder halb vier habe ich sie wieder gestillt, um 5.15/ 5.30 Uhr war sie ausgeschlafen. Da das nicht das Optimale war, habe ich angefangen, sie auch gegen zwölf, wenn sie das erste Mal aufwacht, zu stillen. Zwei Nächte klappte das ganz gut, sie trank zw. zwölf und eins, je nachdem, wann sie aufwachte, beide Seiten und gegen 3.00/ 4.00 Uhr eine Seite, um 5.15/ 5.30 Uhr war sie fit. Heute Nacht wachte sie schon um halb zwölf auf, stillen, dann um zwei stillen, aber sie schlief lange nicht mehr ein und dann nur in meinem Bett und seit 4.00 Uhr sind wir wach. Wie können wir denn unserer Maus helfen, besser und länger zu schlafen. Ich habe kein Problem, sie nachts ein oder zweimal zu stillen oder gegen halb sechs aufzustehen. Allerdings halte ich es auf Dauer nicht aus, nur max. 2 Stunden am Stück zu schlafen. Maria schläft in ihrem Babybett, das an einer Seite offen ist, direkt an unserem Bett. Die Nächte sind auch nicht besser, wenn sie bei uns im Bett schläft. Mittlerweile schläft sie wenigstens bis ca. zwölf mehr und mehr ruhiger und durch. Maria krabbelt seit ca. 1 Monat und sitzt seit knapp drei Wochen. Ich hoffe, sie haben einen Tipp für uns. Soll ich sie nachts weiterhin jedesmal stillen, wenn sie aufwacht? Viele Grüße MamaMaria15

von MamaMaria15 am 29.10.2015, 08:45


Antwort auf: Wie kann ich meinem Baby helfen, besser zu schlafen?

Liebe Mamamaria! zunächst einmal ein großes Kompliment, wie Sie trotz der anstregenden Nächte schon so eine Tagesstruktur etablieren konnten. Das war sicher nicht einfach. Doch ich bin wie Sie ebenso davon überzeugt, dass es Ihrer Tochter schon sehr viel geholfen hat Stillen und nächtliches Aufwachen ist immer ein heikles Thema bei Kindern mit Regulationsschwierigkeiten und bedeutet auch immer ein wenig Fummelei. Einerseits ist es so, dass Kinder in dem Alter Ihre Tochter ihren ständig wachsenden Kalorienbedarf noch primär durch das Stillen und nicht durch Beikost decken. Natürlich bei Entwicklungsprüngen um so mehr. D.h. es kann dann immer mal wieder Phasen des sogen. Clusterstillens mit häufigen Anlegen kommen. Andereseits ist es so, dass Kinder mit Regulationsschwierigkeiten nicht nur aus diesem Grund Clusterstillen. Es konnte gezeigt werden, dass Ihr Sättigungsgefühl weniger an die Nahrungsmenge gekoppelt ist, sondern an das Saugen an sich; sprich das Kind ist zufrieden, wenn es die Brust im Mund hat und braucht permanent diesen Reiz - selbst wenn es nichts trinkt. Selbstverständlich ist Stillen auch mehr als reine Nahrungsaufnahme und dient bei allen Säuglingen zur Beruhigung, allerdingsist die Kopllung zwischen Stillen und Schlafenkönnen bei Kindern mit diesen Problemem eben sehr viel enger und in einem Rahmen, der gesundes Schlafverhalten stören und eine altersgemäße Entwicklung (nicht immer mehr nächtliche Unterberchungen sondern weniger) beintrachtigen kann. Was also können Sie tun? Tatsächlich hilft es denn meisten Kindern, wenn Sie auch hier auf Regelmäßigkeit achten. D.H. sich einen Mindeststillabstand vorzunehmen (z.B. drei Stunden, dann vier usw.) und in den Zwischenzeiten nicht die Brust zum Schlafen anzubieten. Legen Sie die Hand auf Ihre Kleine und mehr nicht. Manchmal hilft es auch, wenn der Papa mal übernimmt und das Kind nur zum Stillen bringt. Die Kleinen wissen meist sehr genau, dass hier ein kleiner Unterschied besteht. Manchmal hilft es zudem den Müttern, wenn Sie Milch abpumpen und die nach der letzten Stillmalzeit vor ihrem Zubettgehen (bei Ihnen also gegen 24:00) dann die kommenden Malzeit aus der Flasche geben. So haben Sie dann auch ein Gefühl dafür, ob überhaupt eine signifikante Nahrungsmenge aufgenommen wurde oder nicht. Wenn man dann sieht, es wird nachts nur geschnullert, fällt es meisten leichter, Stillabstände zu verlängern und konsequent am ball zu bleibem, selbst wenn dann die ersten Nächte mit mehr Geschrei verbunden sein werden. Zudem kann diese Malzeit dann natürlich auch vom Papa übernommen werden... Manche Väter nehmen sich dafür ein paar Tage Urlaub und ziehen das mal durch und das klappt erstaunlicherweise nach meinen Erfahrungd auch ganz gut. Natürlich sollten Sie auch am Tag darauf achten, dass Ihre Kleine nicht zu abgelenkt ist, um genug Nahrung aufzunehmen, so dass sie nicht immer nachts kommen musss, doch das tun Sie ja bereits. Wie gesagt, Sie haben schon ein großes Stück geschafft und ich bin sicher, dass Sie auch den Rest schaffen werden! Selbst wenn Ihre Tochter dann mal weinen wird - indem Sie Ihr helfen, sich anders als durch Ihre Brust zu beruhigen, helfen sie ihr ja mittel- und langfristig ebenso wie mit der festen Tagesstruktur. Ihre Tochter kann ja nun mal nicht die Folgen Ihres Verhaltens abschätzen und braucht Sie als Wegweiser. Ansonsten kann ich Ihnen hier auch das Stillforum empfehlen, die mit solchen Problemen ja ebenfalls sehr vertraut sind und vielleicht noch andere Wege sehen. Ich drücke Ihnen daher die Daumen und wünsche viel Erfolg! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 30.10.2015