Wie kann ich Kind beruhigen?

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Wie kann ich Kind beruhigen?

Hallo Frau Bentz, mein Sohn wird im Oktober 5. Die ersten 2,5 J. waren der Horror; er wachte jede (!) Nacht zwischen 5-10 Mal auf u. schrie (teilweise bis zu einer Stunde). Ich war am Ende. Die Beziehung zum Kindesvater überlebte es leider nicht. Der Kleine ist sehr sensibel, kognitiv überdurchschn. weit entwickelt, motorisch eher zurück.. Die Trotzphase war sehr ausgeprägt, teilweise ebenfalls mit heftigen Affektanfällen. Die letzten 1,5-2 Jahre waren dann etwas ruhiger. Doch in letzter Zeit wacht er desöfteren in der Nacht (meist zwischen 23 u. 1 Uhr) auf u. schreit wie am Spiess. Ich habe den Eindruck, dass er etwas geträumt hat, während des Schreiens aber relativ klar wird. Doch leider kann ich ihn mit nichts beruhigen. Egal was ich tue, es wird schlimmer. Vor Kurzem ging dieses Drama knapp zwei Stunden. Ich befürchtete schon, dass Nachbarn die Polizei holen... Ich zog dann meine Schuhe an, und sagte , wir wollen zu den Großeltern fahren. Das irritierte ihn u. er war wieder ansprechbar. Erst dann liess er sich trösten. Ich muss also scheinbar irgend einen Gegenreiz setzen. Aber so langsam fällt mir nichts mehr ein. Ich gehe jede Nacht mit Angst ins Bett... :( Was kann ich tun? Und noch eine Frage: Bei dem Kindesvater u. den Großeltern kriegt er diese Anfälle nicht. Woran liegt das? L G Bella

von Bella1999 am 29.07.2015, 23:15


Antwort auf: Wie kann ich Kind beruhigen?

Liebe Bella! es tut mir leid, dass Sie so einen schweren Start hatten und Ihre damalige Beziehung diese Belastungsprobe nicht überstanden hat. Die Zeiten, die Sie durchgemacht haben müssen, lassen sich wahsrcheinlich wirklich nur als Horror bezeichnen. Um so mehr freut es mich, dass Sie jetzt auf einem guten Weg sind und zumindest im Schnitt mehr Ruhe eingekehrt ist. Zunächst würde ich mir keine allzu großen Sorgen machen. Schlafstörungen wie Alpträume, Nachtschreck und Schlafwandeln sind im Kindesalter nicht ungewöhnlich und eher selten Ausdruck einer organischen Krankheit. Gleichsam ist es natürlich so, dass sie ein Hinweis darauf sein können, dass Ihren Sohn etwas belastet, ängstigt oder überfordert und /oder dass er sensibel auf spätnachmittagliche und abendliche Aufregungen reagiert. Dies kann schon Fernsehen sein, was sensible Kinder oft sehr aufwühlt und dann eher wohldosiert zu anderen Tageszeiten erlaubt werden sollte. Oder aber die Hektik, die uns am Abend häufig befällt, weil eben noch alles schnell erledigt werden soll. Ich würde daher zwei Dinge empfehlen: 1) Fragen Sie Ihren Sohn, wie es ihm geht und wie er den Tag erlebt hat. Bitte vermeiden Sie aber, Ihm etwas in den Mund zu legen ("Macht Dir was Angst" , "Hast du Kummer?"), sondern fragen ihn einfach neutral nach seinem Befinden. Vielleicht finden Sie ja heraus, ob ihn etwas stark beschäftigt. Wenn er dagegen offensichtlich traurig oder ängstlich wirkt, können Sie das natürlich auch offen ansprechen "Was ist los mit Dir? Du wirkst so traurig? Stimmt das?") 2) Prüfen Sie einmal Ihren Alltag und überlegen Sie, ob Sie für etwas mehr Entspannung und Ruhe am Abend sorgen können. Das und ein strukturierter Tagesablauf helfen oft sehr. Und bitte kein Fernsehen am Abend bei entsprechend sensiblen Kindern. Dass die nächtlichen Attacken vorwiegend bei Ihnen vorkommen erscheint mir eher zufällig. Wahrscheinlich ist Ihr Sohn auch weitaus häufiger bei Ihnen?! Ansosnten prüfen Sie mal das Schlafumgebung: Gibt es bei Ihnen störende Licht- und Geräuschquellen, ist die Temperatur im Zimmer angemessen etc.? Ich drücke Ihnen die Daumen, dass die Nächte bald wieder länger werden! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 30.07.2015