Was tun?

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Was tun?

Hallo Frau Dr. Bentz, sie haben mir schon ein paar Mal weiter geholfen und ich würde mich heute gerne nochmal an Sie wenden. Kurze Info: -Tochter 20 Monate -wird aktuell noch abends zusätzlich zum Abendessen und nachts gestillt -Nachts wird sie noch 2-3 mal wach und lässt sich aktuell nur durch -Stillen/Nuckeln beruhigen -schläft im eigenen Zimmer bis Mitternacht. Dann wird sie zum Stillen wach und kommt mit ins Familienbett. Bis vor kurzem hat unsere Tochter noch nachts den Schnulli genommen. Da sie seit 2 Wochen erkältet ist, wollte sie ihn seitdem nicht mehr, weil die Nase zu war und sie so nicht atmen konnte. So haben wir die Chance genutzt und den Schnulli so völlig problemlos abgewöhnen können. Nun ist es so, dass ich eigentlich schon lange das Stillen in der Nacht reduzieren bzw. abgewöhnen möchte. Mein ursprünglicher Plan war, zu warten bis die Erkältung verschwunden ist und dann konsequent aber selbstverständlich liebevoll und verständnisvoll das Stillen in der Nacht abzugewöhnen. Nun habe ich das Gefühl, dass sie häufig nachts an der Brust nuckeln möchte statt zu trinken. Sonst war es immer so, dass sie nachts aufwachte, 2-3 Minuten an einer Seite getrunken hat und sich dann umgedreht und weitergeschlafen hat. Nun ist es so, dass sie ewig an der Brust bleiben und nuckeln will. Und umso stärker stoße ich momentan an meine Grenzen in der Nacht. Die Brust schmerzt mir durch das lange Nuckeln und ich möchte nun unbedingt etwas verändern. Nur frage ich mich, was für uns und natürlich vor allem für unsere Tochter der richtige Weg ist. Sollten wir ihr doch nochmal den Schnulli anbieten? Kann ich es meiner Tochter zumuten, so kurz nach dem Abgewöhnen des Schnullis auch die Brust in der Nacht zu entwöhnen? Sollte ich vielleicht doch nochmal zum Schnulli greifen und erst die Brust entwöhnen? (was ich eigentlich nicht will, weil ich auch vermute, dass sie ihn wütend abwehrt denn im eigentlichen Sinne will sie ihn nicht) Es wäre lediglich eine Ersatzberuhigung, wenn es denn überhaupt funktionieren würde. Denn sie hat absolut kein Interesse mehr am Schnulli. In ihrem Kinderzimmer liegen noch 2-3 Schnullis. Sie rührt die Schnullis nicht an und beachtet sie auch nicht. Heute Nacht hatten wir eine wirklich für alle Beteiligten harte Situation. Sie hat 15 Minuten genuckelt und es war kein Ende in Sicht. Ich habe sie dann abgedockt weil es wirklich einfach nur noch weh tat. Ich habe es ihr kurz erklärt und gesagt, dass Mama Aua an der Brust hat. Und das versteht sie auch definitiv. Oft akzeptiert sie das auch und schläft dann einfach. Aber heute Nacht war sie richtig sauer. Sie hat 20 Minuten geschrien und sich in alle Richtungen gewunden. Sie lies sich durch nichts und niemanden beruhigen. Wollte weder auf den Arm noch sonst wie angefasst werden. Auch das schlichte Ansprechen war falsch. Als ich dann mit ihr runter ging um aus der Situation raus zu kommen, hat sie sich langsam beruhigt und wir haben ein bisschen aus dem Fenster geschaut und ich habe ihr etwas erzählt. Dann sind wir wieder nach oben und ich habe schon vorher gesagt, dass wir jetzt wieder ins Bett gehen, ohne Stillen. Das war auch zunächst ok. Dann hat sie im Bett aber bitterlich geweint, lies sich kurze Zeit (ca. 3-4 Minuten) durch mein Erzählen beruhigen und war auch fast eingeschlafen, aber weinte dann plötzlich wieder los und lies sich dann auch nicht wieder beruhigen. Ich also wieder aufgestanden. Ich konnte es nicht mehr ertragen sie so zu sehen und habe dann zu ihr gesagt, dass wir jetzt kurz runter gehen, etwas Wasser trinken und wenn sie sich beruhigt und nicht mehr weint, dass wir dann wieder ins Bett gehen und stillen. Ich weiß, das war ein Fehler. Ist mir völlig klar. Aber ich konnte es nicht mehr ertragen sie so zu sehen "nur weil mir die Brust weh tat". Ich fühlte mich ganz schrecklich und hatte das Gefühl meinem Job als Mama nicht nachzukommen. Sie beruhigte sich und wir gingen wieder hoch, ich legte sie an und dockte sie nach 3 Minuten ab und das war auch vollkommen ok für sie und wir schliefen beide kuschelnd miteinander wieder ein. Nun zu meinem Anliegen. Was würden Sie empfehlen? Wie kann und sollte ich hier vorgehen? Mein Plan war wie gesagt zu warten bis sie wieder gesund ist und es dann nachts konsequent durchzuziehen. Nur habe ich Angst ihr zu viel zuzumuten im Hinblick auf die erst vor kurzem erfolgte Entwöhnung des Schnullis etc. Ich rede momentan auch tagsüber häufig mit ihr, dass wir doch nachts nicht mehr so viel stillen brauchen weil sie jetzt schon groß ist und doch auch ohne stillen viel besser schlafen würde. Sie hört mir zumindest immer aufmerksam zu ;) Ich würde mich sehr über Ihre Meinung und Tipps freuen. Herzliche Grüße, LeLa PS: Das abendliche Stillen haben wir übrigens sonst immer im Sessel in Ihrem Zimmer gemacht. Bereits im Dunkeln und danach habe ich sie direkt ins Bett gelegt. Das machen wir seit gestern anders. Ich stille sie im Wohnzimmer und dann putzen wir Zähne und dann gehen wir ins Kinderzimmer und ich bringe sie ins Bett. Das hat sie sofort und ohne Murren akzeptiert. War gar kein Problem für Sie.

von LeLa258 am 20.11.2015, 11:03


Antwort auf: Was tun?

Liebe Lela, tatsächlich ist das Abstillen / Entwöhnen von Schnullern immer so ein bisschen Fummelei und ein Patentrezept kann auch ich leider nicht liefern. Das heißt aber umgekehrt auch, dass es keinen einzig richtig Weg gibt und Sie daher auch keine großen Sorgen haben müssen, etwas falsch zu machen! Grundsätzlich bedeutet jede Veränderung zunächst einmal mehr Unruhe und Irritation, was auch bei uns Erwachsenen ja häufig mit einer Suche nach gewohnten Ankern verbunden ist, die uns Ruhe und Vertrautes bietet. Ein Abstillen kann dann natürlich wieder dazu führen, dass der Schnuller wieder interessant wird, so wie jetzt eben auch Ihre Brust, wo der Schnuller weg ist. Tatsächlich stimme ich Ihnen zu, dass ein in einem wechselseitigen Austausch keine Lösung Ihrer Probleme liegt. Ich würde daher ebenfalls den Schnuller nicht wieder etablieren, sondern ihrer Tochter an andere Dinge zur Selbstberuhigung gewöhnen (Kuscheltier, nach Ihnen riechendes Shirt, Schmusetuch u.Ä.). Das das Abstillen - auch wenn es sanft passiert - immer mit etwas Protest verbunden ist, wird sich dadurch nicht vermeiden lassen, es sei denn man wartet, bis das Kind sich selbst abstillt. Wir kommen also immer wieder darauf zurück, dass es keinen Weg gibt, der die Anstrengungen einer Verhaltensänderungen völlig auflöst. Weder für Sie noch Ihre Tochter wird dies ganz leicht sein. Doch bin ich der Meinung, dass dies weder Ihnen noch Ihrer Tochter schaden wird, wenn Sie darauf hinarbeiten. Ihre Tochter kann ja die Folgen Ihres Verhaltens nicht abschätzten und weiß ja nicht, dass das Dauernuckeln sie einfach zu stark erschöpft und es zudem auch andere Wege gibt, zur Ruhe zu kommen. Wenn Sie sich Ihrer Entscheidung jedoch sicher sind, wird Ihre Tochter diese Sicherheit spüren und schnell merken, dass nicht Schlimmes passiert. Ansonsten gibt es auf dieser Seite ja auch noch ein Stillforum, wo Sie sich konkrete Tipps zum Abstillen holen können oder Sie fragen Ihre ehemalige Hebamme, die Sie und ihr Kind ja auch noch kennt. So oder so: ich wünsche bald bessere Nächte und Ihnen weiterhin alles Gute! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 23.11.2015