was kann ich tun, damit mein Kind schläft?

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: was kann ich tun, damit mein Kind schläft?

Guten Tag, ich habe eine Frage in Bezug auf die Schlafprobleme meines Sohnes. Mein Sohn ist jetzt 14 Monate alt. Seitdem er auf der Welt ist, hat er nie länger als ab und zu einmal 2 Std. am Stück geschlafen. Lange Zeit glaubten wir, es sei eine „Nachwirkung“ der Geburt, da mein Sohn nach einem 24-stündigen Versuch ihn normal zu gebären, dann doch mit einem Notkaiserschnitt zur Welt kam. Für mich (Mutter des Kindes) war die Geburt ein traumatisches Erlebnis. Ich habe sehr lange dafür gebraucht, um dieses Alles zu verarbeiten. Aus diesem Grunde nehmen wir an, dass die Schlafprobleme unseres Kindes auch darauf zurückzuführen sind. Was alle, die wir bisher zu Rate gezogen haben, belächeln und sich auch komisch anhört, aber unser Sohn wir immer zur vollen Stunde oder um halb wach, niemals zwischendurch. Auch tagsüber ist er immer sehr kribbelig und aufgedreht. Ansonsten ist die Entwicklung des Kleinen ganz normal; er läuft schon und spricht auch schon einige Worte. Wir hoffen Nacht für Nacht auf Besserung, diese tritt allerdings nicht ein, sondern es wird eigentlich immer schlimmer. Unser Sohn wird alle 30 Minuten wach, manchmal haben wir auch Glück und er schläft eine Stunde, dann ist er aber wieder wach, weint, wälzt sich im Bett hin und her und schwitzt sehr stark. Eine richtige Tiefschlafphase hatte er schon lange nicht mehr. Nicht nur, dass unser Sohn nicht zur Ruhe kommt, für uns als Familie wird es langsam auch zur Zerreißprobe; mein Mann ist selbstständig, ich bin mittlerweile auch wieder berufstätig und der Schlafmangel ist kaum noch auszuhalten. Wir haben schon zwei Kinderärzte zu Rate gezogen, diese meinten, dass wir uns das Buch „Jedes Kind kann schlafen lernen“ kaufen sollen und ihn ruhig häufiger mal schreien lassen sollen. Ein Osteopath hat Verspannungen im Rücken gelöst und meinte, dass es in seinen Augen das entspannteste Baby ist, was er bisher gesehen hat. Eine Heilpraktikerin gab uns Globuli und war der Ansicht, dass der kleine sehr intelligent wäre, sehr viel nachdenken würde und aus diesem Grund auch nachts nichts zur Ruhe kommt. Alle diese Ratschläge haben uns bisher aber nicht weiter geholfen. Haben Sie noch eine Idee? Vielen Dank im Voraus.

von Mattea15 am 26.10.2015, 13:30


Antwort auf: was kann ich tun, damit mein Kind schläft?

Liebe Mattea, dasssich ihr Schlafmangel kaum noch aushalten lässt, kann ich mir gut vorstellen. Ich finde auch, dass weder Sie noch Ihr Kind bzww. Ihre Familie ihn weiter aushalten SOLLTEN. Für eine gesunde Entwicklung braucht ein Kind sowohl Tiefschlaf, als auch den sogen. REM-Schlaf, sonst kann sich dies mit Konzentrationsproblemen, Unruhe, Unzufriedenheit und Greiztheit am Tage sowie einer erhöhten Infektanfälligkeit deutlich bemerkbar machen. Aber auch für Sie ist dieser chronische Schlafmangel nicht nur belastend, sondern schädlich. Schlafprobleme in dem Ausmaß wie Sie es beschreiben, gehören nach meiner Ansicht immer in die Hand eines Experten und sollten im Idealfall interdisziplinär bearbeitet werden (Mediziner und Psychologen). Einfach abwarten und aussitzen verlängert meiner Erfahrung nach nicht nur das Leiden, sondern birgt auch das Risiko, dass die Probleme auch anderen Lebensbereiche betreffen (Bindung-, Spiel- und Sozialverhalten, Schulprobleme, Essen etc.). Den Rat den ich Ihnen daher sehr an Herz legen würde, ist sich Beratung in einer Schreiambulanz, einem Schlaflabor, einem Früherkennungszentrum, Sozialpädiatriscjen Zentrum oder auch in einer Klinik für Kinder- und Jugendspychiatrie, die ein entsprechendes Angebot für Kinder anbietet (nicht erschrecken - Schreiambulanzen sind eben oft ein Angebot in entsprechenden Einrichtungen, d.h, nicht, dass Ihr Sohn "verrückt" ist). Die Angst, belächelt zu werden, kann ich Ihnen hoffentlich etwas nehmen. Das Belächeln ist bei vielen einfach nur ein Zeichen von Unsicherheit und Hilflosigkeit, da man selbst mit seinem Latein am Ende ist. Doch ohnehin geht es ja bei der Behandlung zunächst einmal darum, schnell für Entlastung zu sorgen. Ob nun das traumatische Geburtserlebnis Auslöser war oder nicht, wird man eh im Nachhinein nicht feststellen können. Doch selbst ein solch schlimmes Erlebnis stellt kein unveränderliches Schicksal dar, sondern lässt sich bearbeiten! Es heißt also nicht, dass Ihr Sohn jetzt einen Schaden hat, mit dem Sie einfach leben müssen. Also, was Sie brauchen, sind wirklich Leute vom Fach, die tagtäglich mit diesem Problemen zu tun haben. Das Lesen eines Ratgebers wird aus meiner Sicht Sie nicht weiterbringen, denn ausgeprägte Schlafstörungen sind Störungen mit echtem Krankheitswert. Zudem sind die sogen. Schlaftrainings nur ein Schritt in einer ganzen Reihe von Maßnahmen, denn bereits am Tage und nicht erst am Abend muss dafür gesorgt werden, dass ein Kind gut schlafen kann. Sie haben ja nicht wirklich etwas zu verlieren, es kann ja nur besser werden! Ich drücke Ihnen die Daumen und wünsche Ihnen, dass Sie bald bestmögliche Unterstützung erhalten! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 27.10.2015


Antwort auf: was kann ich tun, damit mein Kind schläft?

Liebe Frau Bentz, ich danke Ihnen vielmals für Ihre nette und umfangreiche Antwort. Würden Sie mir wohl Adressen solcher Fachleute in Göttingen/Northeim und Umgebung zukommen lassen? Viele Grüße Mattea

von Mattea15 am 27.10.2015, 10:52