Was ist mit meinem Baby los?

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Was ist mit meinem Baby los?

Hallo Dr. Bentz, Meine Maus ist jetzt 10,5 Wochen alt. Wir mussten lange auf sie warten und haben sie wahnsinnig lieb. Anfangs war sie super lieb. Sie hat quasi gar nicht geschrieen, konnte überall schlafen. Nach ca. 6 Wochen fing es an, dass ihre Schläfchen am Tag im Bett immer kürzer wurden. Ich hab sie von Beginn an einmal am Tag ins Tragetuch gewickelt. Da konnte sie länger und besser schlafen. Seit ca. 1 Woche ist es so, dass sie tagsüber nur noch im Tragetuch schlafen kann. Couch, Bett, Kiwa geht alles nicht. Ich trage sie wirklich gern, aber ca. 3x am Tag für jeweils 1-3 Stunden wird mir zuviel. Auch braucht sie Bewegung. Nur manchmal kann ich mich hinsetzen. Mein Rücken, meine Füße, meine Schultern schmerzen. Unser Rhythmus ist so: Stillen, spielen und nach spätestens 1,5 h muss sie ins Tuch. Da zetert sie auch immer erst, aber schläft dann ein für 1-3 Stunden, selten nur ne halbe. Außerdem hat ihr Schreien stark zugenommen. Abends oder am späten Nachmittag schreit sie inzwischen bis zu 1Stunde, da hilft auch kein Tragen, bis sie beim Stillen oder vor Erschöpfung einschläft. Die Nächte sind gut, sie schläft in meinem Bett, kann da oft auch allein einschlafen. Warum hat sie sich so verändert? Was kann ich tun, dass sie am Tag auch wieder in der Waagerechten schläft? Ich weiß, andere Babys schreien viel mehr, aber bin manchmal echt fertig, muss auch weinen, wenn sie weint und fühl mich so hilflos. Kann sie sich jetzt noch zum Schreibaby entwickeln?

von MamaBea am 25.08.2015, 12:48


Antwort auf: Was ist mit meinem Baby los?

Liebe MamaBea, wie es schon meine Vorrednerin gesagt hat, sind abendliche Schreiphasen nicht ungewöhnlich und oft "Begleiterscheinungen" von Entwicklungsschüben (was sie natürlich nicht weniger anstregend macht). Wenn Ihre Tochter seit einer Woche also vermehrt schreit, ansonsten aber körperlich gesund ist (im Zweifelsfalls bitte IMMER zum Kinderarzt), kann es ein, dass eine körperliche oder geistige Entwicklung sie gerade überfordert. Mein Kinderarzt sagt dazu immer: jeder Fortschritt bedeutet zunächst auch meist einen Rückschritt. Sorgen, das aus Ihrem Kind nun ein regelrechtes Schreibaby entwickeln könnte, hätte ich somit erstmal nicht. Solche Verläufe sind eher ungewöhnlich und meist verursacht durch gravierende, äußere (familiäre) Einflusse oder organische Probleme. Was aber können Sie tun, damit dies alles für Sie erträglicher wird? Ich persönlich finde das Tragetuch eine schöne Sache, aber auch nur, wenn es nicht zum gefühlten Zwang wird. Ein Kind zu tragen, was permanent schreit, ist psychisch eine enorme Herausforderung und kann aggressive Impulse provozieren. Hier muss man sich selbst gut einschätzen. Rückenschmerzen können ein Signal sein, dass es nicht unbedingt nur körperlich, sondern seelisch einfach alles zu "schwer" wird. Wenn Sie sich sehr unwohl fühlen, gestresst und angespannt sind, drückt sich das natürlich in Ihrer Körperhaltung aus und Ihr Kind bekommt neben seinem eigenen Stress von Ihnen ebenfalls quasi die "Rückmeldung" dass gerade was nicht ok ist. Das hilft niemanden was. Sie können versuchen, ob Ihnen Ohrenstöpsel, bewusstes Atmen und Entspannungsübungen etwa nach der Methode der Progressiven Muskelentspannung helfen. Ohne Anleitung ist dies natürlich nicht ganz einfach. Eine kleine Einsteigerübung: Stellen Sie sich dafür einfach mal etwas breitbeinig mit Ihrem Kind im Tuch hin und versuchen Sie "los" zu lassen. Achten Sie auf Ihre besonders auf Ihre Hände, Schultern, Füße, Gesäß und auch Ihren Kiefer. gehen Sie alles gedanklich nacheinader durch und versuchen ganz bewusst die Muskeln zu entspannen. Dies wird nicht sofort gelingen, sonder erfordert Übung! Ferner kann auch ein Wechsel der Tragetuchposition und / oder Bindetechnik hilfreich sein, um Rückenschmerzen zu vermeiden. Sie können Ihre Maus ja auch alternativ auf Hüfte und Rücken binden. Vor allem letzters finden manche Mütter als Entlastung, da so die Nähe nicht so unmittelbar ist. Allerdings müssen Sie wie gesagt natürlich auch gucken, womit es Ihnen gut geht. Wenn Sie für sich ein Limit überschritten haben, hat Ihr Kind aus meiner Sicht wenig davon, wenn Sie sich völlig erschöpft, entnervt und mit Wut im Bauch dazu zwingen, es zu tragen. Dann ist der Kinderwagen oder das gemeinsame Kuscheln im Bett eine sinnvolle Variante. Allerdings wird sich Ihre Kleine auch daran gewöhnen müssen - was wiederum Geschrei bedeutet. Ideal finde ich eine Kombi aus Tragen und Kinderwagen. Tragen für die Nähe, Kinderwagen um die Kinder sanft an eine horizontale Schlafposition zu gewöhnen. Vielleicht können Sie auch sonst für kleine Pausen vom Babyalltag für sich organisieren um etwas zu entspannen? In diesem Fall könnte vielleicht mal jemand anderes (Papa) es mit dem Kinderwagen versuchen. Babys können sehr genau zwischen Bezugspersonen unterscheiden und oft gelingt es den Papas, Omas oder Babysittern manchmal leichter, Veränderungen anzustubsen, da die Kinder noch kein bestimmtes Verhaltensschema mit ihnen verbinden. Ich drücke Ihnen die Daumen, dass es Ihnen beiden bald besser geht! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 26.08.2015


Antwort auf: Was ist mit meinem Baby los?

Ich hoffe, ich darf dir auch antworten. Mit 10,5 Wochen kriegt dein Baby natürlich viel mehr von der Umgebung mit,durch die zunehmende "Mobilität" erhält es auch neue Reize. Und das muss verarbeitet werden, am besten bei Mama, dem sicheren Hafen. Dein Kind kann noch nicht sagen, wo der Schuh drückt oder was es beschäftigt. Daher ist oft das Schreien am dpäten Nachmittag oder abends ihre Art,"Dampf" abzulassen. Bei meinen Kindern konntr ich die Uhr danach stellen... Ich habe lang mit meiner Hebamme geredet, da ich dieses Verhalten erst nicht verstand. Sie riet mir dann, meine Mädels fest in den Arm zu nehmen, für sie da zu sein und zuzuhören. Der Tipp war gold wert. Wir kuschelten im Schlafzimmer ohhne neue Ablenkung (Spiemzeig, rumlaufen, wippen...usw). Ich sprach leise mit ihnen und tatsächlich wurden die Erzählstunden kürzer und sie schliefe wieder entspannt beim Stillen ein. Ich hatte auch zwei Traglinge, aber kaum Rückenschmerzen. Ist das Tuch korrekt gebunden? Oder würde schon eine Tragehilfe gehen? Hab bei Mini von Anfang an den Bondolino genommen, da sie nicht so zierlich war wie die Große. Hast du ggf mal an eine Trageberatung gedacht? Ich wünsche dir viel Kraft und alles Gute LG Vampirchen

von Vampirchen am 25.08.2015, 22:08