Tagesschlaf

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Tagesschlaf

Sehr geehrte Frau Bentz, mein Sohn ist kein Schreibaby aber ich lese ihr Forum schon eine Weile "still" mit und finde ihre Arbeit hier und ihre Antworten immer sehr gut und hilfreich. Deshalb hoffe ich, sie können mir aucvh helfen. Mein Sohn ist jetzt 12 Wochen alt. Die ersten Wochen hat er tagsüber sehr gut in seinem Stubenwagen geschlafen, dann ist er nach und nach immer nach einer halben Stunde wach geworden und hat eine weile gebraucht, bis er wieder eingeschlafen ist. Ich saß dann immer neben ihm und hab meine Hand auf ihn gelegt und ihm den Schnuller immer wieder gegeben. Mit der Zeit wurde es für ihn aber immer schwieriger weiterzuschlafen obwohl er noch sehr müde war. Er hat dann richtig zu schreien angefangen und sich reingesteigert. Aber wie gesagt, er ist noch total müde. Irgendwann ist er dann gar nicht mehr eingeschlafen und seit dem hab ich ihn tagsüber wenn wir nicht unterwegs sind immer zum schlafen im Manduca und da schläft er auch sehr gut. Trotzdem würde ich ihn gern " dazu bringen" dass er tagsüber wieder im Stubenwagen oder seinem bett schläft, da ich zwar mit Trage im Haushalt einiges erledigen kann, aber meine anderen zwei Kinder dadurch sehr zu kurz kommen, da ich quasi immer in Bewegung dabei sein muss .Können sie mir dabei helfen? Wenn ich ihre Antworten bisher richtig verstanden hane, können sich Babys schon an andere Schlafgewohnheiten gewöhnen wenn man genug Geduld und Zeit dafür hat. Wenn ich ihn tagsüber in sein Bett oder Stubenwagen lege und er nach kurzer Zeit wach wird, wie sollte ich mich dann verhalten und wie lange sollte ich versuchen dass er wieder einschläft? Was mache ich, wenn er sich nicht beruhigt? Sie sehen, ich hab viele Fragen und würde mich über ihre Hilfe freuen. Nacht schläft er übrigens sehr gut ins seinem Beistellbett neben uns. vielen dank für ihrec Mühe

von didi29 am 26.01.2016, 12:40


Antwort auf: Tagesschlaf

Liebe Didi29, zunächst einmal entschudligen Sie bitte, dass Sie so lange auf meine Antwort warten mussten! Es freut mich natürlich, dass Ihnen das stille Lesen schon etwas helfen konnte. Zu Ihrem Fall: Sie haben Recht - Gewohnheiten lassen sich ändern - es ist v.a. eine Frage von Zeit und Geduld. Weiterhin muss gewährleistet sein, dass es sich wirklich um "Gewohnheiten" handelt und nicht um Ausdruck irgendeiner Erkrankung / Störung. Am Anfang steht aher immer eine genaue Beobachtung des Kindes und Tagesablaufes. Beim Thema "Schlaf" ist zudem wichtig, dass man das Pferd nicht von hinten aufzäumt. d.h. vor dem Ändern von Schlafgewohnheiten stehen: - Etablierung eines (einigermaßen) altersgemäßen Rhythmus - Ermittlung des Schlafbedarfs und Anpassung der Bettzeiten Kurz: man muss gewährleisten, dass ein Kind auch wirklich müde zu richtigen Zeiten ist, sonst wird es mit dem Ändern der Gewohnheiten nicht klappen. Hier weichen die Vorstellung von Eltern von den tatsächlichen Gegebenheiten des kindlichen Schlafs manchmal erheblich ab. Ich tendiere zwar aufgrund Ihrer Aussagen auch eher dazu, dass es bei Ihrem Sohn eher eine Gewohnheit an Bewegungsreize der kritische Punkt ist, doch prüfen Sie nochmals die genannten Punkte. Häufig sind Eltern von so jungen Kindern irritiert, weil ihr Kind tagsüber nur kurze Schläfchen macht und versuchen dann alles, um die Schlafzeiten zu verlängern. Hierzu muss man jedoch wissen, dass die Schlafzyklen beim Baby reifebedingt erheblich kürzer sind als bei Erwachsenen. Auch die sogenannte Schlafhomöostase (die Fähigkeit, längere Zeit wach zu bleiben und die angesammelte Schlafschuld durch Schlaf auszugleichen) noch nicht voll entwickelt ist. D.h. es ist durchaus möglich und normal, dass ein Kind mit 12 Wochen am Tag mehrere kurze "Hasenschläfchen" braucht und noch nicht in der Lage ist, länger wach zu bleiben und entsprechend länger am Stück zu schlafen. Es KANN, muss also nicht immer an den Gewohnheiten liegen, dass es nicht so gut klappt. Heißt auch, dass Sie sich beide nicht so stressen sollten. In der Regel spielt Ihnen die Entwicklung in die Hand, und damit werden auch Änderungen von Gewohnheiten leichter. Dennoch spricht aus meiner Sicht nichts dagegen, wenn Sie versuchen, sanft auf Ihr Ziel weniger zu Tragen hinarbeiten. Sehen Sie die "Schlafpausen" dabei immer als ein Angebot an Ihr Kind. Wenn es partout nicht schlafen will, schläft es eben nicht. Spätestens nach 20 Minuten würde ich einen Versuch stoppen, um allerdings beim nächsten Mal genau wieder das Gleiche zu versuchen und das Tag für Tag - für mindestens 14 Tage! So lange braucht allein das hochkomplexe Interaktionssystem Schlaf um sich umzustellen. Hilfreich für Ihr Kind sind dabei einigermaßen feste Zeiten und Abläufe, die als Signal dienen. Vielen Kindern hilft es beispielsweise, wenn sie zum Schlafen immer einen Schlafanzug angezogen bekommen. Dann ein kurzes Lied, ein Kuss und fertig. Abend kann das Ritual natürlich länger ausfallen. Besonders am Anfang ist es wichtig, dass alles möglichts gleich abläuft: also in etwa gleiche Zeit, gleicher Ort, gleicher Ablauf etc. Später, wenn es gut klappt, können Sie mehr variieren. Was kein Problem ist, wenn Sie zu unterschiedlichen Tageszeiten ein unterschiedliches Programm fahren, also etwa am Vormittags immer tragen, mittags immer ins Bett etc. (s.u.) Für Sie kann es hilfreich sein, sich einen Plan zu machen und zunächst vielleicht "nur" mit dem Mittagsschlaf im eigenen Bett zu starten, Vormittags bietet sich das Tragen, am besten verbunden mit einem Spaziergang an der frischen Luft weiterhin an. So fördern Sie automatisch über das Licht die Entwicklung eines guten Tag-Nacht-Rhythmus. Zudem sind getragende Kinder im Schnitt auch etwas ruhiger. Bei alldem was Sie tun gelten jedoch zwei Regeln: - nie mehr als eine Baustelle zur gleichen Zeit (also nicht zuviele Änderungen auf einmal) - nichts einführen, was Sie nicht zumindest mittelfristig auch durchhalten können (das Kind z.B. im Auto zum Schlafen zu bringen wäre vom Regen in die Traufe). Ich drücke Ihnen ganz fest die Daumen! Vielleicht berichten Sie mal in 2-3 Wochen wie es so läuft! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 04.02.2016


Antwort auf: Tagesschlaf

vielen lieben Dank für ihre ausführliche Antwort. Also müde ist er auf jeden Fall- er schläft ja jeden vormittag mind. zwei Stunden im Manduca. Das "Problem" ist eher, dass er sowohl im Kinderwagen, in der Babyschale wenn wir im Auto fahren als auch in seinem Stubenwagen immer nach 20-30 min wieder aufwacht und er dann schlecht (oder gar nicht wieder einschläft). Im Manuca wacht er auch kurz auf, schläft aber gleich wieder weiter. Ich denke also, dass es gar nicht unbedingt problematisch wird, dass er erstmal einschläft, aber das er dann nach 30 min. weiterschläft. Deshalb muss ich nochmal nachfragen: wenn er dann aufwacht und nach ca. 20 min immer noch weint und es nicht schafft einzuschlafen, soll ich ihn dann rausnehmen und doch ins Tragetuch nehmen? Müde wird er ja auf jeden Fall noch sein- oder wäre das kontraproduktiv und ich soll ihn lieber nach kurzer Zeit nochmals ins Bett legen? ganz liebe Grüße

von didi29 am 04.02.2016, 10:51


Antwort auf: Tagesschlaf

Hallo didi, ich bin zufällig auf deine Frage gestoßen und wollte dir unsere Erfahrungen mitteilen: wir haben auch so einen, der es tagsüber nie von einer Schlafphase in die andere schaffte, es sei denn er wurde seeehr viel bewegt. Da auch hier noch ein 2 jähriger rumspringt, war das für mich sehr anstrengend. Wir haben auch uns dann eine Federwiege besorgt und sehr schnell hat sich hier ganz entspannt ein guter Rhythmus eingespielt. Vormittags eine Schlafphase in der Tragehilfe, mittags 2-3 Schlafphasen in der Federwiege (bei zwischenzeitigen Wach werden nochmal eine Runde schwingen), am späten Nachmittag nochmal eine Runde in der Tragehilfe. Mittags haben die Kinder also parallel geschlafen, was sehr entspannend war. Mittlerweile sind die Schlafphasen von alleine etwas länger geworden, häufig schafft er es auch ohne Bewegung von einer Phase in die nächste. Er raengelt dann nur ein wenig und schläft weiter. Er schlaeft jetzt auch wieder im Kimderwagen und im Auto ein, war einige Zeit auch undenkbar.. Das Gehirn entwickelt sich also von alleine weiter. Die Federwiege war für uns goldwert und die Befürchtung, dass man sowas ja dann "nie wieder ab gewöhnen kann", hat sich nicht bestätigt. Er musste sich dadurch auch nie in den Schlaf weinen... Viele Gruesse

von xixxy am 07.02.2016, 13:40