Standardfrage-Wie Baby beruhigen?

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Standardfrage-Wie Baby beruhigen?

Hallo. Ich hoffe Sie können mir einen Tipp geben, den ich nicht eh schon jeden Tag bekomme. Mein Kind 14 Wochen heult in einer Tour. Es will ständig nur auf den Arm. Und es schläft überhaupt nicht. Wie Sie sich sicherlich vorstellen können, kann man nicht den ganzen Tag das Kind mit sich rumschleppen. Dafür ist kein Mensch gemacht. Ich hab auch langsam keine Kraft mehr. Heute im Rückbildungskurs, hat es mich wieder übelst blamiert, mich seinem Geheule, ich musste vorzeitig los und alle Muttis haben mich angeglotzt. Überlege immer öfter, meinen Freund einfach alleine mit dem Kind sitzen zu lassen. Was hab ich bloss falsch gemacht, solch ein Kind zu bekommen? Dieses ständige Geschreie macht mich wahnsinnig. Haben Sie eventuell einen Tipp wie ich das Kind auch mal hinlegen kann ohne das es schreit oder mal zum Schlafen bekomme ohne das ich es im Tuch mit mir rumschleppen muss, wo es eh nur 10 Minuten schläft? Danke im Vorraus

von Sannip am 04.08.2016, 16:17


Antwort auf: Standardfrage-Wie Baby beruhigen?

Liebe Sannip! Vielen Dank für Ihren Beitrag! Nicht viele Eltern trauen sich, so offen zu sprechen, doch einer kürzlich publizierten Umfrage zufolge, plagen viele Eltern ganz ähnliche Zweifel. Leider, leider mangelt es manchmal an „zwischenmenschlicher Ehrlichkeit“ – nicht umsonst heißt es „nirgends wird so viel gelogen wie in Babykursen“. Sie sind also nicht allein, auch wenn Sie das Gefühl haben mögen, nur von überglücklichen, perfekten Familien umgeben zu sein. Warum gibt es denn die ganzen Hilfsangebote, Schreiambulanzen, Programme wie Frühe Hilfen, wellcome etc., wenn das ganze wirklich so einfach ist… Zunächst einmal ist es verständlich, dass Sie nicht von Liebesgefühlen überschüttet werden, wenn Ihre Kleine so viel schreit. Sie sind erschöpft, übermüdet, genervt und sicher auch mal überfordert – doch das dürfen Sie auch sein! Sie sind deshalb keine schlechte Mutter! Auch ich kenne Momente wo ich an „Umtauschen!“ gedacht, und damit gerne meine gesamte Familie gemeint habe. Das Denken in der Kategorie „Schuld“ führt zudem nicht weiter. Sicher werden Sie Fehler machen. Wie jede andere Mutter (mich eingeschlossen) eben auch. Möglicherweise haben Sie aber ein Kind, was diese Fehler weniger verzeiht, sehr „störanfällig“ und sensibel ist. Das, was dann bei anderen keinerlei Probleme macht, kann Ihnen die ganze Nacht kosten usw. Doch das ist kein unveränderliches Schicksal! Sollte Ihr Kind in die Kategorie Schreibaby passen, dann ist dies eine Störung, die man sehr gut behandeln kann. Dabei ist es wichtig, einen genauen Blick auf Ihr Kind, Ihre Familie, Ihren Alltag zu werfen. Ein einzelner Tipp zum Thema Beruhigen reicht da meist nicht aus. Von daher würde ich Ihnen raten, sich schnell Hilfe vor Ort in einer Schreiambulanz, einem Früherkennungszentrum oder einem Sozialpädiatrischen Zentrum zu suchen. Fragen Sie doch mal Ihren Kinderarzt oder Ihre Hebamme. Ohnehin ist es wichtig, dass Sie dort die Probleme schildern, um organische Ursachen für die Unruhe Ihrer Kleinen auszuschließen. Probleme dieser Art sind kein Zeichen von Versagen! Sie müssen sich daher nicht schämen, wenn Sie sich Hilfe holen – bei einem Beinbruch würden Sie ja auch nicht zögern. Regulationsstörungen im Säuglingsalter sind keine Seltenheit und kommen durch die Bank weg bei allen Schichten und ganz unterschiedlichen Familiensituationen – auch den vermeintlich perfekten – Familien vor. Ich hatte hier schon Mütter, die fünf Kinder hatten und deren sechstes ein Schreibaby war, und die sich vollkommen hilflos fühlten. Also: es gibt keinen Grund zur Verzweifeln, zumal die Prognose wirklich gut ist, wenn man früh handelt. Selbst wenn Ihr Kind eine Regulationsstörung haben sollte – aus Schreibabys werden tolle Kinder! Sollte dennoch mal der Moment kommen, an dem Sie nicht mehr können und Sorge haben, die Kontrolle zu verlieren, dann legen Sie Ihr Kind an einem sicheren Ort ab und lassen es schreien, bis Sie sich beruhigt haben. Verlassen Sie unbedingt den Raum oder gehen Sie sogar kurz nach draußen. Von so einer Ausnahme wird Ihr Kind keinen dauerhaften Schaden nehmen, wohl aber wenn Sie es schütteln u.ä. Generell kann es eine Hilfe sein, Gehörschutz und / oder Ohrenstöpsel bei Schreiphasen zu verwenden. Sie können Ihr Kind trotzdem hören, doch die schrillen Obertöne werden gedämpft, was vielen Eltern hilft, selbst ruhiger zu bleiben und Ruhe zu vermitteln. Achten Sie zudem auf Ihre Körperspannung. Oft hält man ein weinendes Baby viel zu verkrampft im Arm. Auch Atemübungen können helfen, bedürfen allerdings etwas Training. Dies zum Thema Schreien. Wichtig ist mir noch folgender Punkt: auch wenn ich anfangs erwähnt habe, dass zwiespältige Gefühle normal sind, halten diese an, und nehmen Nervosität, Ängste, Niedergeschlagenheit oder auch das Gefühl der Freudlosigkeit, die Sorge man könne keine Bindung zum Kind aufbauen, es nicht lieben immer mehr Platz in den Gedanken ein, so kann sich dahinter eine ernsthafte Erkrankung verbergen, die leider nicht selten übersehen wird. Ich möchte Ihnen keine Angst machen, doch hinter so manchen „Bindungsproblemen“ oder chronischer Erschöpfung steht nichts anderes als eine Wochenbettdepression (postpartale Depression). Auch diese ist behandelbar, und zwar ziemlich gut. Nur ist es, wie oben erwähnt, auch hier notwendig, dass man sich wirklich Hilfe holt. Je schneller eine Behandlung startet, desto geringer das Leiden. Auf der Seite www.schatten-und-licht.de finden Sie sowohl einen Selbsttest als auch Informationen und Adressen, wo Sie ggf. Hilfe bekommen könnten. Ich wünsche Ihnen alles Gute und bald unbeschwertere Zeiten! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 06.08.2016


Antwort auf: Standardfrage-Wie Baby beruhigen?

Ich fühle mit dir. Meine Große hat auch nur geweint und kaum geschlafen. Ich bin fast wahnsinnig geworden bei dem Geschrei. Wie sich heraus stellte hatte sie Blockaden im Rücken welche ihr weh getan haben. Ein Ostheopat hat uns da geholfen. Er löste die Blockaden und mein Kind war wie ausgewechselt. Sie hat zwar immer noch schlecht geschlafen und brauchte viel körperliche Nähe aber das Geschrei hörte auf. Sie war fröhlich und lachte viel. Wir konnten es dann endlich genießen Eltern zu sein. Unseren kleinen haben wir auch gleich behandeln lassen und er hatte ebenfalls Blockaden. Vielleicht hilft es euch einen ostheopaten aufzusuchen. Alles Gute für euch!

von ZoSa am 09.08.2016, 11:54


Antwort auf: Standardfrage-Wie Baby beruhigen?

Heute im Rückbildungskurs, hat es mich wieder übelst blamiert, mich seinem Geheule Sorry, aber das ist mehr als herzlos, so was zu schreiben. Kinder weinen nun mal, das gehört dazu

von Karo311 am 09.08.2016, 12:43


Antwort auf: Standardfrage-Wie Baby beruhigen?

Vielleicht holst Du Dir für die erste Zeit eine Mütterpflegerin. Wird teilweise von der Krankenkasse übernommen. Schau Dir das mal an: http://www.aurora-muetterpflege.de/haeufige-fragen.html

von Tali1818 am 09.08.2016, 13:14


Antwort auf: Standardfrage-Wie Baby beruhigen?

Lass dich beruhigen, das geht vorbei. Ich habe 2 Schreibabys im Abstand von 3 Jahren. Wenn Babys nicht zur Ruhe kommen, sind sie Dauermüde. Dann weinen sie in einer Tour. Sie schaffen es aber meist schlecht in den Schlaf. Ich trage meine Tochter seit fast 4 Monaten ständig am Körper. Sie hasst Kinderwagen, Maxi Cosi etc. Es wird immer besser, sie spielt und dreht sich jetzt ist ein sehr fröhliches Kind wenn sie ausgeschlafen ist. Ich stille sie in den Schlaf und dann schafft sie auch mitlerweile bis zu 6 Std am Stück. Ich bin einfach voll ihren Bedürfnissen nachgekommen und das half scheinbar . Zur Rückbildung einfach bei der Oma oder beim freund lassen. Bitte Hilfe in Anspruch nehmen. Das hab ich beim ersten auch nicht gemacht. Das war nicht gut. Ich konnte lange keine Bindung aufbauen, ich war so mega gestresst von dem Gebrülle. Beim 2. Kind sehe ich es anders. Babys haben ein hohes Nähebedürfnis. Und ja, dann muss man es so lange tragen, wie es das Baby braucht. Sich damit abzufinden und nicht zu hadern hilft sehr. Ist ja nicht für immer. Ich genieße diese extreme Nähe jetzt sehr. Irgendwann wollen sie das nicht mehr. Aber ich verstehe das. Beim ersten Kind stellt man sich das alles sooooooooooooo schön vor.... was soll ich sagen, willkommen in der Realität &521;. Es bleibt anstrengend und trotzdem ist es auch sehr schön und erfüllend. Mama sein ist nicht leicht.

von Philen am 09.08.2016, 13:23


Antwort auf: Standardfrage-Wie Baby beruhigen?

Liebe Karo! an dieser Stelle muss ich einschreiten. Natürlich haben das Recht auf Ihre Meinung. Doch hier ist ein Expertenforum, und mir ist es wichtig, dass hier Eltern Ihre Eindrücke / Gedanken und Gefühle frei äußern können, ohne einen shitstorm zu fürchten. Viele Eltern mit deratigen Problem isolieren sich genau deshalb, und damit ist niemanden geholfen - weder den Eltern, und erst recht nicht den Kindern. Ich bin davon überzeugt, dass keine Mutter, die hier im Schreibabyforum schreibt herzlos ist, sondern nur in einer schwierigen Situation. Ich bitte daher von solchen Kommentaren abzusehen. Wenn Sie einer Mutter helfen wollen, habe ich nichts dagegen wenn Sie Ihre Erfahrungen schildern oder weitere Hilfsmöglichkeiten nennen, so wie es andere hier gemacht haben. Vielen Dank für Ihr Verständnis! Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 10.08.2016