Schreien beim Einschlafen

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Schreien beim Einschlafen

Hallo Frau Benz, wir machen uns zunehmend Sorgen um unseren Sohn (15 Wochen alt). Unser Sohn schreit seit er 8 Wochen alt ist zunehmend wenn man ihn zum schlafen auf den Arm nimmt. (Alleine schläft er noch nicht ein). Zuerst haben wir uns keine großen Gedanken darüber gemacht, da er sich schnell beruhigen ließ. In den ersten acht Wochen hat er ausschließlich bei Hunger geweint. Es ist jedoch seitdem immer schlimmer geworden. Er schreit zum Teil 1-2 Stunden, wehrt und überstreckt sich, schläft dann erschöpft ein, nur um 10 Minuten später wimmernd wieder aufzuwachen.Sobald man ihn alleine hinlegt ist Ruhe. Spätestens nach 5 Minuten zeigt er alkerdings dass alleine Einschlafen auch nicht sein Ding ist. ; ) Seit 2 Wochen wacht er nachts jede Stunde wieder auf. Tagsüber schläft er nur im Kinderwagen. Auch im Tragetuch oder Autositz nickt er nur kurz ein und wacht meistens wimmernd wieder auf. Blockaden hat er keine mehr, eine Trageberatung haben wir gemacht und auch der Kinderarzt hat keine Idee mehr. Er schreit obwohl ich ihn beim ersten Anzeichen von Müdigkeit zum Schlafen bringen möchte. Ist dies ein normales Verhalten oder ist es wahrscheinlich , dass er Schmerzen hat? Ich weiß nicht an wen ich mich noch wenden kann. Viele Grüße.

von steff148 am 17.03.2016, 07:39


Antwort auf: Schreien beim Einschlafen

Liebe Steffi148! eigentlich gibt Ihr Sohn Ihnen schon die Antwort! Es klappt, wenn Sie ihn wach hinlegen. Anscheinend sind die Bewegungsreize für ihn zum Einschlafen einfach ein Zuviel des Guten! Er braucht Ruhe und kann in der Waage-rechten einschlafen (wie ja auch im Kinderwagen). Kein Kind MUSS ja in den Schlaf getragen werden. Wenn Ihr Kleiner also von allein schnell einschläft, ist das doch super! Wichtig ist dann nur, dass Sie ihn nicht wieder sofort hochnehmen, wenn er wieder wach nimmt. Legen Sie eine Hand auf seinen Bauch und warten Sie ab, bis er sich wieder beruhigt. Vielleicht reicht es auch, wenn Sie kurz einfach nur reingehen und einmal kurz ihn kurz streicheln. Prompt auf die Bedürfnisse eines Kindes reagieren heißt nicht, dass Sie immer sofort alles Mögliche machen, um das Schreien zu unterbinden, sondern bedeutet in solchen Situationen auch, dem Kind die Ruhe zu geben, die es braucht. Man muss also keine Wundermethode anwenden oder immer aktiv sein, manchmal reicht es, bei dem Kind zu sein und ihm durch die eigene Ruhe zu helfen, selbst zur Ruhe zu kommen. Das ist sicher nicht einfach, denn nichts verunsichert naturgemäß so, wie ein weinendes Baby. Da Ihr Kind je-doch genau zeigt, was es braucht, kann man diesen Signalen ruhig trauen. Dass Ihr Kleiner dann schnell wieder aufwacht, ist übrigens kein Zeichen dafür, dass das Hinlegen nicht funktioniert. In diesem Alter beginnen Kinder Ihren Schlaf noch mit dem unruhigen aktiven Schlafstadien (REM-Schlaf) und nicht wie wir Erwachsenen mit ruhigem Tiefschlaf. Gerade zu Beginn sind die Kinder daher leicht erweckbar und es ist nicht ungewöhnlich, dass sie eben eine Weile brauchen, um wirklich tief zu schlafen. An dieser Stelle darf man dann nur nicht in einen Teufelskreis aus Einschlafen-Wachwerden- sich steigerden Beruhigungshilfen kommen, sondern sollte möglichst reduziert mit einer Sache versuchen sein Kind in den Schlaf zu begleiten. Die Zeit, bis es dann seinen "Aus-Knopf" findet, ist sicher unangenehm (Müdigkeit und Erschöpfung fühlt sich eben nicht toll an), doch nicht bedrohlich. Achten Sie zudem darauf, nicht voreilig einzugreifen. Manche Babys sind gar nicht richtig wach, sondern einfach nur laut beim Einschlafen, d.h. sie "grummeln" vor sich hin, "knötern", seufzen, stöhnen und wälzen sich hin und her. Ich kann hier an dieser Stelle nur eine verkürzte Darstellung liefern, von daher macht es möglicherweise Sinn, wenn Sie sich nochmals extern einen Rat in einer Schreiambulanz einholen. Es geht ja nicht nur immer um die richtige Methode, sondern auch um die Sicherheit, die man manchmal besser durch einen neutralen Außen-blick erreichen kann. Auf jeden Fall drücke ich Ihnen die Daumen, dass es schnell besser wird. Nur Mut, Ihr Kleiner bringt gute Voraussetzungen mit. Es fehlt nur noch ein Fünkchen mehr Zutrauen Ihrerseits! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 21.03.2016