Hi.
Ich habe ein sehr unruhiges und schlecht schlafendes Baby (5 Monate). Ich lese schon länger hier in ihrem Forum mit und bin ganz begeistert von Ihnen.
Gestern habe ich mit der örtlichen Schreiambulanz telefoniert und bin sehr skeptisch.
Die gute Frau möchte mich gerne therapieren. Mit mir über die Geburt sprechen. Das Baby sollte ich nicht mitbringen. Die ganzen Probleme, die wir haben bzgl. Schlafen und Weinen würden von mir kommen.
Ich hätte ein Geburtstrauma und das wäre nicht verarbeitet und spürt das Baby?!?
Ist das der richtige Ansatz? Ich bin verwirrt.
Viele Grüsse
Tante Inge
von
TanteInge
am 24.02.2016, 09:51
Antwort auf:
Schreiambulanz will mich therapieren?
Liebe Leserinnen (ich antworte mal an Sie alle)!
zunächst einmal Danke an die beiden Antworten, die schneller waren als ich! Sie sprechen mir aus der Seele. Ohne Kollegenschelte betreiben zu wollen, wirkt auf mich eine so weitreichende Diagnose am Telefon doch nicht gerade seriös. Trauen Sie hier ruhig Ihrem Gefühl! Es ist leider wirklich so, dass der Begriff "Schreimabulanz", "Schreibabyberatung" etc. nicht geschützt ist. Da verzweifelte Eltern bereit sind, eine Menge Zeit und Geld in die Hand zu nehmen, ist mittlerweile ein ganzer Markt an mehr oder weniger guten Hilfsangeboten enstanden, und auch mit der Ausbildung zum "Schreibabyberater" etc. werden Geschäfte gemacht.
Es gibt ganze Franchise-Unternehmen die Personen ohne Zugangsvoraussetzungen wie einen psychologie-/ pädagogiknahen Hintergrund ausbilden. Dabei wir besonders auf einfache Erklärungemodelle mit hoher Auegnscheinwahrscheinlichkeit gesetzt, denn das verkauft sich besser. Wenn dann ein Laie anfängt, mit Themen wie Trauma zu agieren, wird es schnell schräg.
Fakt ist, breite Untersuchungen von verschiedenen Schreiambulanzen zeigen keine Häufung von Geburtstraumata bei Familien mit exzessiv schreienden Säuglingen. Natürlich kann eine als traumatisch erlebte Geburt zu Schwierigkeiten führen, doch Regulationsschwierigkeiten wie diese sind weitaus komplexer, als dass sie sich auf nur einen einfachen Nenner zurückführen lassen. Zudem scheint es so zu sein, dass gerade Babys einen gewissen Puffer gegen widrige Geburtsbedingungen haben, denn wenn man guckt, wieviele Kaiserschnittgeburten, Saugglocken - oder Zangengeburten es gibt, müssten doch eine Menge mehr Schreibabys da sein...
Wenn Sie mich fragen, so wird das ganze Thema Trauma inflationär behandelt und meist noch so moralisch untermauert, dass die Mütter ja auch Schuldgefühle bekommen. Es geht jedoch nicht um Schuld w-eder bei den Eltern, noch beim Kind! Denken in diesen Kategorien kann nicht zur Besserung beitragen, denn es verhindert einen authentischen, natürlichen Zugang zum Kind. Das erlebe ich immer wieder.
Also, mein Rat: Abhaken und vergessen! Seriöse Grundlagen bieten auf jeden Fall klinische Schreiambulanzen, Sozialpädiatrische Zentren, Früherkennungszentren und spezialisierte Psychologen / Kinder- und Jugendpsychotherapeuten. Hilfreich sind auch die Frühen Hilfen, die vor allem meist ohne Wartezeit mal beraten können.
Ich drücke Ihnen die Daumen, dass Sie bald fündig werden!
Herzlichst,
Ihre Meike Bentz
von
Dr. Meike Bentz
am 27.02.2016
Antwort auf:
Schreiambulanz will mich therapieren?
hallo
das ganze klingt fast nach meiner schreiambulanz, die auch gleich von einem trauma gesprochen hat!
Ich bin dort nicht mehr hin
Bei mir vielen auch so Sätze dass doch ein kaiserschnitt besser gewesen wäreund das mein kind noch sehr unter der Geburt leidet...
Also ich wäre bei dem begriff trauma sehr vorsichtig...
führt m.e zur mehr verunsicherung!
lg
von
MimmiNinni
am 24.02.2016, 11:49
Antwort auf:
Schreiambulanz will mich therapieren?
Übers Telephon hat sie ein Trauma diagnostiziert???
Das gibt's doch gar nicht!
von
mandellos
am 25.02.2016, 20:45
Antwort auf:
Schreiambulanz will mich therapieren?
Ja, klingt alles sehr merkwürdig.
Darf sich eigentliche jede Hebammenpraxis, Naturheiler und Co. Schreiambulanz nennen?
Viele Grüsse
Tante Inge
von
TanteInge
am 26.02.2016, 18:52
Antwort auf:
Schreiambulanz will mich therapieren?
ja leider ist kein geschützter begriff und bedarf keiner speziellen Ausbildung!
Ich war über 2,5 std dort und mein Kind wurde nicht angefasst, nicht untersucht
mir wurden keinerlei Tipps gegeben
aber ein trauma diagnostiziert...
und man kann nicht sich nicht mal dagegen wehren..
von
MimmiNinni
am 26.02.2016, 19:44
