Schlafproblem!!!

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Schlafproblem!!!

Hallo Frau Bentz, ich habe ein großes Problem! Mein Sohn ist 8 Monate alt und seit 1,5 Monaten wacht er nach dem Einschlafen ( er ist auch wirklich müde ) 20-30 min immer weinend - schreiend auf und lässt sich danach nicht beruhigen. Er kämpft dann mit allen Mitteln das er nicht wieder einschläft. Dauert meist 2-3 Stunden dann und auch nur weil ich ihn ins Tragetuch packe ( dort Streckt er sich auch heftig durch ). Dann schläft er (unruhig) wenn ich Glück habe paar Stunden und dann das gleiche Spiel in der Nacht von vorne... Seit der "Phase" schläft er auch nicht mehr in seinem Bett sondern wieder bei uns. Er hat kaum Schlaf und ich auch nicht. Somit ist er am Tag sehr müde und quengelig. Ich verstehe einfach nicht warum er plötzlich immer aufwacht und dann so extrem gegen das Einschlafen kämpft, ich habe keinen Rat mehr und bin so langsam am Ende... Ich will doch nur das mein Baby gut schläft! Ps. Alleine eingeschlafen ist er noch nie, man musste ihn immer wiegen usw.

von Sarahanton am 20.08.2015, 13:20


Antwort auf: Schlafproblem!!!

Liebe Sarahanton! herrje, das sind ja dann wirklich kurze Nächte! Kein Wunder, dass Sie erschöpft sind! Was an dem Verhalten Ihres Sohnes eher ungewöhnlich ist, ist dass das Schreien und die damit verbundenen Schlafprobleme erst mit über sechs Monaten begonnen haben. Dies ist für den Start in eine Karriere als Schreikind eigentlich zu spät und für die üblichen Schlafprobleme von Kleinkindern wie Nachtschreck etc. noch ein bisschen zu früh. Wenn ich es also richtig verstanden habe und Ihr Sohn zwar nicht ohne Ihre Hilfe, aber ohne langes Schreien eingeschlafen ist und dann auch ohne diese langen nächtlichen Schreiphasen weitergeschlafen hat, müsste man zunächst gucken, ob es einen konkreten Anlaß gegeben hat, dass er jetzt diese Schwierigkeiten hat. - War er zu dem Zeitpunkt krank? - Was ist mit den Zähnen? - Was ist mit den Ohren? - Ist er tagsüber wirklich nur quengelig oder auch sonst verändert? Neigt er auch sonst zu starken Überstrecken? - gab es sonst irgendwelche Änderungen in der Familie Sicherheitshalber würde ich Ihn beim Kinderarzt einmal untersuchen lassen, um nicht organisches zu übersehen. Dann können Sie in Absprache mit ihm / ihr auch mal folgenden Versuch machen: geben Sie Ihrem Sohn mal abens ein altergerechtes schmerzstillendes Medikament, wie z.B. Nurofen. Wenn er dann durchschläft, wissen Sie, dass er Schmerzen hat und können dann in Absprache mit dem Arzt entsprechend reagieren. Wenn er davon unbeeindruckt weiter schreit, liegt es zumindest nicht daran, dass ihm was weh tut. Ansonsten müsste man sich das ganze Schlafverhalten mal genauer angucken, was man gut über 24-h Protokolle machen kann. Grundsätzlich ist es besonders jetzt sehr empfehlenswert, wenn Sie sehr strikt an einer Tagesstruktur mit relativ fixen Schlafenszeiten festhalten. d.h. auch wenn die Nacht kurz war, heißt es immer zu einer Zeit aufstehen und Ihren Sohn nicht in den Tag reinschlafen zu lassen. Auch die Mittagsschlafzeit sollte nicht zu lang sein und ca. 3 Stunden Abstand zur abendlichen Schlafenzeit haben (kurze "Hasenschläfchen" von ca. 15 bis 20 Min. sind in diesem Alter aber auch noch außerhalb der Mittagsschlafzeit ok). Manchmal ist der Grund für deartige Schlafprobleme nämlich, dass der Schlafdruck nachts zu gering ist, d.h. das Kind wacht immer wieder auf, schläft schlecht ein, etc. Verständlicherweise ist man dann morgens und am tagsüber über jede Minute Schlaf froh, so dass man das Kind einfach schlafen lässt und so der Tag-/ Nachtrhythmus durcheinander gerät. Dies ist auch oft nach Erkrankungen der Fall, wo man ja - völlig gerechtfertig - andere Gewohnheiten walten lässt. Darüber hinaus ist es für unruhige Kinder wichtig, den Tag möglichst früh ruhig ausklingen zu lassen, damit das Kind abends nicht schon zu überreizt von allem ist. Es klingt paradox, aber die Ruhe am Tag ist oft auschlaggebend für die Ruhe in der Nacht. Vielleicht baden Sie ihn abends, das enstpannt viele Kinder. Gern auch mit ein paar Tropfen Bio-Lavendelöl, sofern seine Haut nicht zu Allergien leidet (alternativ ein paar Tropfen auf die Matratze an einer Stelle ohne direkten Hautkontakt). Zum Reizabbau gehört auch möglichts der Verzicht auf den nächtlichen Einsatz von Tragetuch, Schuckeln etc. Es ist verständlich, dass man alles Mögliche macht, um sein Kind zu beruhigen. Doch diese Dinge sind auch starke Reize, die -wenn sie dann aufhören -, zum erneuten Wachen führen können. Wenn Kinder lernen, Einschlafen mit Bewegung und Vertikale zu verbinden, dann fehlt Ihnen das halt, wenn sie sich plötzlich nachts liegend im Bettchen wiederfinden. Ähnliche Probleme haben auch viele Erwachsene, die nur vom Fernseher einschlafen können und dann wieder wach werden. Der Besuch beim Kinderazrt vorausgesetzt, wäre es alternative möglich, sich neben Ihr weinendes Kind zu legen und weiter gar nicht zu machen, außer beruhigend reden oder streicheln. Vielleicht benutzen Sie dazu Ohrenstöpsel um selbst ruhiger zu bleiben und Ihrem Kind zu vermitteln "Mama ist da, es passiert nicht Schlimmes. Du bist nur müde" etc. Wenn Sie das durchhalten, sollte es nach ca. 14 Tagen sollte es dann deutlich besser werden. Das Überstrecken ist übrigens keine Abwehrhaltung gegen Sie oder Ihre körperliche Nähe! Ihr Kind ist einfach sehr angespannt und kann dann, wenn es eine bestimmte Reizschwelle übertreten hat, eben noch nicht willentlich die körperliche Anspannung reduzieren. Egal was Sie machen, lassen Sie sich nicht dazu verführen, gaaaanz viel auszuprobieren. Veränderungen brauchen Zeit! Ich drücke Ihnen die Daumen und wünsche viel Kraft! Herzlichts, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 20.08.2015