Schlafen Tagsüber

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Schlafen Tagsüber

Sehr geehrte Frau Dr.Bentz, Unser Sohn,15 Wochen alt, schreit seit 14 Tagen etwa vermehrt tagsüber. Die ersten drei Monate hat er wenig geschrien, war total pflegeleicht. Meiner Einschätzung ist er einfach übermüdet. Er schläft etwa dreimal im Tagesverlauf 30 Minuten, dann wird er wieder wach.Ich versuche, ihn dann zum Weiterschlafen zu bringen, ich spreche leise, streichle ihn, gebe den Schnuller...meist helfen diese Maßnahmen nicht, er quengelt dann oder lacht. Nehme ich ihn dann mit, so ist er oft 15-20 Minuten gut gelaunt und wird dann wieder quengelig, reibt sich die Augen oder beginnt gleich zu weinen. Haben sie einen Tipp für mich, wie mein Sohn längere Schlafphasen tagsüber schaffen könnte?Letzte Woche schlief er tagsüber mal 2 Stunden am Stück-so dass er gleich viel ausgeglichener schien.Auch das Einschlafen am Abend fiel ihm viel leichter. Auch im Auto oder im Kinderwagen weint der Kleine zur Zeit oft-im Tragetucg fühlt er sich nur etwa 10 Minuten wohl, beginnt dann ebenfalls zu weinen. Handelt es sich hier erfahrungsgemäß um eine Phase? Ich freue mich über einen Rat von Ihnen, Herzliche Grüße, Theresa

Mitglied inaktiv - 18.07.2016, 19:11


Antwort auf: Schlafen Tagsüber

Liebe Theresa! Ja, das mit den Phasen ist immer so eine schwammige Sache, doch als Faustregel gilt: alles was länger als drei Wochen anhält, sollte genauer im Blick behalten werden. Das heißt jedoch nicht, dass dies dann der Supergau „Schreibaby“ bedeutet. Es ist eher ungewöhnlich, dass ein Kind in diesem Alter plötzlich anfängt, exzessiv zu schreien. Von daher – auch wenn es schwerfällt – nur mit der Ruhe! Alles was Ihr Kind jetzt braucht (sofern keine organische Erkrankung) vorliegt sind die gewohnten Abläufe, Regelmäßigkeit, Struktur und Rhythmus. Was ihr Kind NICHT braucht sind ständig neue Beruhigungsmaßnahmen. Das bringt noch mehr Unruhe in ein unruhiges System. Ihr Kind nimmt seine Umwelt jetzt viel intensiver als noch in der Neugeborenenzeit wahr. Diese „Reizüberflutung“ ist bedeutet einerseits Fortschritt, andererseits aber auch mehr Stress. Man spricht auch von Anpassungserfordernissen und davon gibt es in den ersten Jahres eine ganze Menge: Krabbeln, feste Nahrung, Laufen, Sprechen … als das muss verdaut werden. Es ist daher richtig, dass Sie auf regelmäßige Pausen achten, was u.U. schon alle 1,5 – 2 Stunden der Fall sein kann. Es ist auch richtig, ausreichend Schlaf zu fördern und den Tag daraufhin auszurichten. Doch leider haben Sie nicht immer alles zu 100% in der Hand! Sehen Sie daher die Pausen als Angebot an Ihr Kind. Wenn es nach ca. 20 Minuten nicht schläft oder eben nur kurz, ist es halt so. Dann machen Sie weiter bis zur nächsten Pause. Sie riskieren dabei, dass er etwas unleidlich wird. Mehr passiert jedoch nicht. Es ist also nervig, aber auch kein Drama, wenn Ihr Kleiner nicht so lang schläft, wie es ihm eigentlich guttäte. Wenn Sie konsequent dabei bleiben, kann sich der Rhythmus stabilisieren. Wichtig ist zudem, dass Sie Ihrem Kind die Chance geben, sich an Dinge zu gewöhnen, wie z.B. das Tragetuch. Kurz rein und dann wieder raus, einen Tag ja anderen Tag gar nicht, führt nur zu Irritation und nicht zum Effekt, dass Ihr Kleiner lernt, dort zur Ruhe zu kommen. Auch hier gilt eine grobe Daumenregel: alles muss erst konsequent 14 Tage geübt werden, bevor es zu einer Verhaltensänderung kommt. In diesem Sinne, haben Sie Geduld und trauen Sie sich ruhig zu bleiben! Im Zweifel sollten Sie sich aber nicht scheuen, Ihren Arzt oder Ihre Hebamme zu fragen – vor allem wenn die Probleme anhalten sollten! Ich drücke Ihnen also die Daumen für eine schnell vorrübergehende Phase! Herzlichst Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 22.07.2016