Schlaf durcheinander - darf ich Sie das auch fragen ?

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Schlaf durcheinander - darf ich Sie das auch fragen ?

Hallo, mein Sohn 2 Jahre hat mal mittag geschlafen und mal nicht. Da das einschlafen immer problematischer wurde nachts (dauert 1 Std bis er schläft) habe ich versucht den mittagschlaf abzuschaffen. Die ersten Tage liefen gut , aber nach 3-4 Tagen war er total übermüdet, hatte Augenringe usw Habe ihn dann mittag wieder schlafen lassen (1,5 std) Seitdem ist er bedeutend besser drauf, aber abends brauchen wir zum einschlafen 1 std, mittag 15 min. Früh stehen wir jetzt zwischen 5 und 5:30 h auf, was sehr anstrengend ist. Am liebsten hätte ich Mittag abgeschafft , aber mit augenringen n usw fand ich irgendwie auch nicht so gesund. Er ist dann zum Schluss auch um 16 h ins Bett abends , da hat er den mittagschlaf nachgeholt, aber früh waren wir um 5/5:30 trotzdem wach. Wie kann ich das jetzt am besten in Griff bekommen ? Er braucht insgesamt ca12 std Schlaf am Tag , manchmal sind es auch 14 std. Dazu kommt das schlafproblem nachts, manchmal schläft er 7 std am stück, oft werden wir aber noch alle 2-4 std wachm. Er ist sehr intelligent, spricht 7-Wort-Sätze, eigtl fast alle Wörter, richtig ausgesprochen. Zählt bis 10, Puzzel ab 3 Jahren usw. Nachts erzählt er dann vom Tag. Früher hat es schon immer nachts Aufwachzeiten von 2 std zum spielen wollen - Ich Stille noch wegen dem wirklich extremen zahnen (vom Arzt bestätigt das extrem krankhaftes zahnen) Nachdem alle zöhne da sind , abstillen. Was kann ich tun , es ist für mich brutal anstrengend. Danke und lg

von MaDa am 30.11.2015, 06:03


Antwort auf: Schlaf durcheinander - darf ich Sie das auch fragen ?

Liebe MaDa, ich kann mir vorstellen, wie anstrengend das ist - für Sie und Ihren Sohn! Sie haben damit zwei "Klassiker" unter den Problemen beim kindlichen Schlaf erwischt: "Zahnen" und "Mittagsschlaf". Das Zahnen lässt sich leider nicht mit Verhaltensmaßnahmen beeinflussen. Es ist allerdings ja auch nur eine vorübergehende Phase. Allerdings ist Zahnen auch häufig eine vorschnell akzeptierte Annahme über die Gründe für Schlafprobleme. Ob es wirklich am Schmerz liegt, können Sie in Absprache mit dem Arzt ganz einfach herausstellen, in dem Sie ein schmerzstillendes Medikament verabreichen. Ist die Nachtruhe dann plötzlich da, stimmt die Hypothese und die Lösung liegt in der Beseitigung des Schmerzes, die dann wirklich dringend zu empfehlen ist, um den Aufbau eines Schmerzgedächtnisses zu vermeiden. Ich stelle allerdings immer wieder fest, dass es so einfach nicht ist. Meist werden ehemals durch Krankheit, Schmerzen etc. verursachte Unruhezustände durch elterliches Verhalten unterstützt bzw. aufrechterhalten. Damit will ich nicht sagen, dass Eltern "schuld" sind. Doch was häufig passiert, ist dass verzweifelte Eltern Ihrem Kind verständlicherweise(!) alle möglichen Einschlafhilfen geben, die ihr Kind dann immer mehr braucht bzw. auch noch verlangt, wenn die eigentliche Ursache längst nicht mehr akut ist. Sprich man ist in eine Spirale gekommen, die darin besteht, dass ein unruhiges Kind mit immer mehr, immer aufwendigeren und intensiveren Maßnahmen versucht wird zu beruhigen, dann eine Verbindung im Hirn zwischen diesen Reizen und Schlaf hergestellt wird und Schlaf eben nur dann funktioniert, wenn diese Reize gegeben werden. Das Hirn "braucht" dann tatsächlich Reize wie Stillen, Umhertragen, Autofahren etc., weil es nicht gelernt hat, sich anders runterzufahren. Mein erster Tipp daher: Vielleicht prüfen Sie mal, ob Sie ebenfalls in so eine Spirale hineingeraten sind. Dann hilft nämlich nur eines: das konsequente Abgewöhnen, was immer mit mehr oder weniger Protest verbunden sein wird. Leider kann das auch die beste und sanfteste Maßnahme nicht gänzlich verhindern. Eine Alternative wäre da nur, Sie lassen den Dingen ihren Lauf. Ansonsten ist das Thema Mittagsschlaf immer mit etwas Fummelei verbunden - auch hier gibt es keinen Königsweg. Um den wirklichen Schlafbedarf herauszufinden, würde ich das Führen eines 24-h-Protokolls empfehlen, wo sie alle Schlaf-, Wach- und Essenszeiten eintragen und zudem die Stimmung Ihres Kindes vermerken. Wenn Sie das über ca. 14 Tage tun, können Sie durch einfaches Addieren und Abgleichen mit der Stimmungslage erkennen, bei welcher Schlafgesamtdauer (Mittags und Nachtschlaf) Ihr Kind wirklich fit und ausgeruht ist. Für viele Eltern überraschend ist, dass es wirklich keine feststehende Regel gibt, wieviel ein Kind in welchem Alter schlafen muss. Die gängigen Tabellen liefern nur Orientierungspunkte. D.h. es kann sein, dass a) Ihr Kind tatsächlich zu wenig schläft und dazu neigt, sich selbst so zu überreizen, dass er abends nicht zur Ruhe kommt. ode genauso b) dass ihr Kind mit den 10 Stunden Schlaf auskommt und Schlafproblem durch eine zu lange Bettzeit entstehen, sprich Ihr Kind kann nicht schlafen , weil es eben nicht so viel Schlaf braucht. Sowohl zu viel als auch zu wenig Schlaf kann daher die Ursache für die von Ihnen beschriebenen Schwierigkeiten sein. Um dies mit Sicherheit zu sagen, bräuchte man aber diese Daten. Da die daraus resultierenden Konsequenzen natürlich grundverschieden sind, kann ich Ihnen so aus der Ferne leider auch keine konkreten Rat geben. Ich vermute allerdings, dass Ihr Sohn eher mit den 12-13Stunden auskäme und die Einschlafprobleme sich durch eine Verkürzung des Mittagsschlafs (nicht Verzicht) auf ca. 45 Min verbessern ließen. Das klingt vielleicht nicht einleuchtend, da Ihr Sohn ja ohne den Mittagsschlaf nicht so gut zurecht gekommen ist. Allerdings ist bei kleinen Kindern die Fähigkeit, über eine längere Zeit wach zu bleiben, die sogen. Schlafhomöostase, noch nicht völlig ausgereift, was erklären würde, dass er Mittags einfach einen Powernap braucht. Am Gesamtschlafbedürfnis ändert das jedoch nichts. Die Zeit, die Nacht für Schlaf benötigt wird, verkürzt sich um die Mittagsschlafzeit - egal ob Viel- oder Wenigschläfer. Leider können wir am individuellen Schlafbedarf nicht ändern. Da gilt immer: früher hinlegen = früher aufwachen u.U. Hier muss man dann als Eltern eine Entscheidung treffen, was für alle vorteilhafter ist (Abends oder morgens mehr Ruhe). Ansonsten appelliere ich immer wieder an Eltern, besonders in Unruhezeiten zu versuchen, eine gute Tagesstruktur zu finden und durch widerkehrende Rituale und feste Zeiten Ruhepole zu setzen. Insbesondere bei sehr aufgeweckten Kindern ist es wichtig, den Abend früh ausklingen zu lassen und nicht mehr zu viele aktivierende Dinge passieren zu lassen. Die "Tagesberichte" Ihres Sohnes können sie ja zu einem spätnachmittaglichen Ritual werden lassen: Eine kleine gegenseitige Erzählrunde über das, was am Tag passiert ist - gern spielerisch mit Lieblingsstofftier und Co. Das hilft übrigens auch uns Erwachsenen, den Tag mal "loszulassen" und zu entspannen. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und natürlich auch ein schnelles Beenden des Zahnens! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 01.12.2015