Nächtliches Aufwachen

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Nächtliches Aufwachen

Hallo Frau Dr. Bentz, wir haben vor einiger Zeit schon geschrieben wegen dem Thema Mittagsschlaf im Bett statt im Kinderwagen. Das klappt seit ca. 2 Wochen ganz gut. Manchmal geht es super schnell, manchmal dauert es, aber das ist ja auch normal. Seit 2 Wochen klappt es auch super, dass mein Mann sie Mittags ins Bett bringt (hat sonst immer in heftiger Schreierei geendet) und wenn ich nicht zu Hause bin, klappt es auch abends problemlos. Selbst die Oma kann sie jetzt Mittags ins Bett bringen. Auch das ohne Weinen. Echt super! Sie ist nämlich schon immer sehr Mama bezogen und das ist schon ein toller Fortschritt :) Verrückterweise klappt es Abends mit meinem Mann nur, wenn sie weiß, dass ich nicht zu Hause bin. Sonst fordert sie mich ein. Dementsprechend bin ich jetzt öfters mal verabredet am Abend, was mir ehrlich gesagt auch mal wieder gut tut... Ich stille momentan noch Abends (wenn ich sie ins Bett bringe, wenn ich nicht da bin, fehlt es ihr aber auch nicht) und nachts wenn sie aufwacht. (ca. 2-3 mal) Und damit kommen wir auch zu unserem "Problem". Sie ist jetzt 16 Monate und ich stille wirklich gerne, aber so langsam fehlt mir nachts eindeutig der Schlaf und ich wünsche mir auch eine stillfreie Zeit in der Nacht. Das Problem ist, dass sie sich nachts nur durchs stillen beruhigen lässt. Sie fordert es richtig ein. Nachts ist es vermutlich dadurch auch so, dass sie nur mich zur Beruhigung akzeptiert. Ich bin mittlerweile echt kaputt. Sie sagten mir, dass wir nach der Sache mit dem Mittagsschlaf erstmal Ruhe einkehren lassen sollen. Wieviel Zeit ist hier genau gemeint? Ich will meine Tochter auf keinen Fall überfordern. Dann schlafe ich lieber noch einige Zeit schlecht ;) Nachts gestaltet es sich übrigens so, dass sie richtig weint, wenn ich sie stille schläft sie aber nach 3-4 Min wieder ein. Sie schläft im eigenen Zimmer ab 19:30 bis meist Mitternacht durch, mal auch länger und dann wenn sie gestillt werden will, nehme ich sie mit ins Familienbett wo sie dann bis morgens bleibt. Ich bin momentan etwas überfragt wie wir das ganze lösen sollen. - Nachts konsequent abstillen? - vielleicht erstmal versuchen im Kinderzimmer zu stillen und sie dann wieder in ihr Bett zu legen ob sie dann ruhiger schläft. - Schläft sie vielleicht auch zu viel? Ich habe allerdings schon ein Schlafprotokoll gemacht und festgestellt, dass sie den Tagschlaf nich braucht (Vormittags 30 min, Mittags 1,5 Std, nachts 11-12 Std) Liegt es nachts vermutlich nur am stillen, dass sie wach wird? Ich bin echt überfragt und wäre dankbar für Ihren Rat! Herzliche Grüße, LeLa

von LeLa258 am 20.08.2015, 09:18


Antwort auf: Nächtliches Aufwachen

Liebe Lela! erstmal herzlichen Glückwunsch! Da haben Sie zusammen wirklich eine Menge in sehr kurzer Zeit erreicht! Sie klingen gleich viel glücklicher! Auch dass Sie sich abends mal eine Ausszeit gönnen und die Kleine eine exklusive Papa- / Omazeit genießen kann, ist für Sie alle wirklich schön und vorteilhaft. Eine klassische win-win-win Situation! Die große Hürde ist geschafft, denn Ihre Tochter hat nun ja sehr gut gelernt, sich auch von anderen Menschen und im Bettchen beruhigen zu lassen. Ihr Verhalten spricht zudem sehr deutlich dafür, dass Ihre Tochter auch wirklich "reif" ist, diese gelegentlichen Trennungssituationen gut verarbeiten zu können. Weniger sicher gebundene Kinder hätten hier mehr Schwierigkeiten und würden Stresssymptome zeigen. Dass sie nachwie vor ein "Mama"-Kind" ist, wenn Sie dabei sind, zeigt eben auch mal wieder, dass schon sehr kleine Kinder in der Lage sind, zwischen Bezugspersonen zu differenzieren und das eigene Verhalten darauf abzustimmen. D.H. sie kommen damit klar, wenn bei Papa und Oma eben etwas anders läuft und haben so die Chance ihr eigenes Handlungsrepertoire zu erweitern. Papa hat eben keine Brust und bei Oma gibts keine Milch - ha und jetzt? Keine Katastrophe passiert und es geht auch anders! Nur wenn Mama da ist, möchte man eben doch das altbewährte Mamaprogramm - verständlich, ist doch auch schön! Nur können die Kleinen eben nicht überblicken, was für Folgen das hat - nämlich das Sie langsam an Ihre Grenzen kommen. Natürlich braucht sie Ihre Tochter noch sehr, aber wie Sie selbst sehen, braucht sie Sie nicht mehr in der Form, dass Sie nachts unbedingt stillen. Ich habe meine Kinder auch lange gestillt, bin aber der Meinung, dass Mütter durchaus das Recht haben, eine Grenze zu setzen, wenn sie nicht mehr können. Erschöpfung, Überforderung, Dauerschlafmangel und die daraus resultierenden psychischen Folgen für die Mutter stellen nämlich auch ein empirisch sehr gut belegtes Entwicklungsrisiko für die Kinder dar. Welche Verantwortung legen wir da unseren Kindern auf, wenn wir da einfach bis zum kompletten Burnout abwarten? Und wie gesagt, wir sprechen bei Ihrer Tochter nicht über einen kleinen Säugling, sondern ein Kleinkind, wo Bindungserfahrungen weit über Stillen hinausgehen. Wenn Sie also nicht mehr wollen, lassen Sie es! Wenn Sie Bedenken haben, warten Sie noch. So oder so werden Sie auf Kritik stoßen. Für die einen Stillen Sie viel zu lang, für die anderen müssen Kinder um glücklich zu werden, sich selbst abstillen. Ich persönlich würde vielleicht noch 3-4 Wochen warten, um Ihrer Kleinen etwas mehr Zeit zu geben, so dass diese Veränderung sich vielleicht auch von selbst vollzieht. Ich würde dann auch konsequent abstillen, da ich von Stillen im Kinderzimmer mir nicht so viel versprechen würde und zudem die Nähe des Familienbettes noch bequemer fände. Doch dafür gibt es keine Regel. Ich würde von Ihrem Gefühl und Ihrem Eindruck ausgehen! Weiterhin alles Gute und viel Freude aneinander! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 20.08.2015