Meine Tochter schläft nur halbe stunde am stück ist das normal?

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Meine Tochter schläft nur halbe stunde am stück ist das normal?

Sehr geehrte Frau Dr. Bentz, ich habe einige Antworten gelesen von Ihnen wegen Schlafprobleme die mir gefallen haben. Ich hoffe Sie können auch mir weiter helfen brauche dringend tipps (hilfe). Meine Tochter ist 5 Monate alt und schläft tagsüber immer nur 20-30 min. Ich stille Sie voll, vor dem schlafengehen nachts halbe stunde vorher und lege Sie ca. um 20:00 uhr ins bett. Sie schläft nur halbe stunde und wacht dann schreient auf und will auf den arm genommen werden und geschaukelt sie schläft wieder ein aber für 10-15 min dann geht das ganze die nächsten 2-3 stunden so bis sie endlich tief einschläft. Sie schläft aber nachts dann nur 2 stunden am Stück und will gestillt werden jede 2 stunde bis morgens um 9 dann schläft sie nicht mehr. Ich habe schon alles mögliche versucht, sie später ins bett zu legen aber diese 2-3 stunden einschlafphase braucht sie trotzdem. Ich bin am ende mit den nerven und weis nicht weiter wie ich sie dazu bringe abends direkt paar stunden durchzuschlafen oder tagsüber die halbe stunde zu verlängern. Ich hoffe Sie können mir weiter helfen Vielen Dank und freundliche Grüße

von Familykant am 05.02.2016, 11:11


Antwort auf: Meine Tochter schläft nur halbe stunde am stück ist das normal?

Liebe Familykant, Die Frage nach dem „Was ist normal“ gar nicht so leicht zu beantworten, denn hier spielen Dinge wie allgemeiner Zustand des Kindes, bisherige Entwicklung, sonstige Umstände etc. eine Rolle. Zudem kommt, dass was hier in unserer Kultur als normal gilt, anderswo ganz anders gesehen wird u.u. Doch es nützt Ihnen ja gar nichts, wenn Urvölker irgendwo Ihre Kinder permanent am Körper tragen und die Kinder alle 20-30 Minuten stillen. Sie müssen hier mit Ihrem Alltag in unserer Lebenswelt klarkommen. Von daher ist „normal“ für mich nicht ausschlaggebend sondern die Frage, ob eine Familie ein Problem hat oder nicht. Manche Familie kommt selbst mit „Unnormalen“ zurecht, andere brauchen auch bei „normalen“ Problemen Unterstützung – und alles ist berechtigt und wertfrei zu betrachten. Dennoch: soweit ich das hier aus der Ferne beurteilen kann (Diagnosen kann und will ich hier nicht stellen), so erfüllt Ihr Kleiner höchstwahrscheinlich die gängigen Kriterien für eine Frühkindliche Schlafstörung. Das klingt grauenhaft, besagt aber im Grunde nicht s weiter, als dass Ein- und Durschlafprobleme vorliegen, die über den Ein- und Durchschlafproblemen liegen, die für dieses Alter angemessen wäre. Denn dass ein Kind in diesem Altern störungsfrei ein- und durchschlafen kann, ist eher die Ausnahme als die Regel! Alls Ziel ist das meist völlig überzogen und setzt Eltern nur unnötig unter Druck, der wiederum nicht selten dazu führt, das gar nichts mehr klappt. Nur, dass bei Ihnen Häufigkeit und Intensität doch sehr hoch sind, Hier kann man dann auch nicht mehr vom Clusterstillen, Entwicklungsschub etc. sprechen, hier drückt der Schuh an anderer Stelle. Der kindliche Schlaf unterscheidet sich sehr von Erwachsenenschlaf von daher kann es beim Schlafenlegen und Beruhigen zu Missverständnissen kommen. Lesen Sie sich bitte mal den Beitrag über Ihnen von Lia83 zur „nächtlichen Unruhe“ durch, das passt genau zu Ihrer Problematik und kann Ihnen vielleicht schon helfen. Verzichten würde ich aufs Schaukeln und Wiegen, denn in dem Moment wo Sie aufhören, wird ihr Kind wieder wach, sofern es noch nicht in seiner Tiefschlafphase ist. Schaukeln und wiegen ist ein starker Reiz und sollte nicht ans Schlafen-Können gekoppelt werden. Man kann dieses Problem des immer wieder Eingreifens durch Entwöhnung lösen, sprich da sein, aber das Baby nicht schaukeln, höchstens sanft berühren. Konsequent über ca. 14 tage druchgeführt, lernt so das Baby angstfrei mit Begleitung der Eltern wie es selbst einschlafen kann. Von Schlaftrainings mit stufenweise gesteigerten allein Schreien lassen (Ferner-Methode) ist meiner Meinung nach in diesem Alter bis auf klar definierbare Ausnahmefälle - ganz klar abzuraten. Andere Eltern haben positive Erfahrungen mit Federwiegen gemacht. Dabei nimmt man eine Kopplung von Bewegungsreizen an Schlaf in Kauf, hat aber den Vorteil, dass sich die Wiegen (die es z.T. auch automatisch gibt) allein durch die Bewegung des Kindes bewegen und man nicht selbst nicht mehr eingebunden ist. Voraussetzung ist allerdings, dass man auf ein aktives Schaukeln verzichtet und nur das Baby sich quasi schaukeln kann und damit eine Beruhigungshilfe ähnlich wie ein Schnuller hat. Die ist aber immer nur eine Krücke und dient der Entlastung der Situation, so dass Sie im Abschluss mehr Ruhe haben, einen festen Rhythmus mit festen Bettgehzeiten einzuführen. Davon unahängig würde ich mich jedoch nicht auf ein Forum wie dieses hier verlassen, sondern mir Hilfe vor Ort holen, die sie weitaus intensiver und individueller betreuuen können. Googlen Sie doch mal nach einer Schreiambulanz oder Fragen Sie Ihre Hebamme oder den Kinderarzt nach entsprechenden Adressen! Zum Abschluss: lassen Sie sich nicht entmutigen! Schlafstörungen wie diese sind furchtbar anstregend und können wirklich die Hölle sein, doch sie sind gut behandelbar. Sie müssen nicht still allein vor sich hinleiden und alles aushalten. Es gibt Hilfe! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 10.02.2016