Mein Baby schläft tagsüber nicht und weint täglich.

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Mein Baby schläft tagsüber nicht und weint täglich.

Sehr geehrte Frau Dr. Bentz, mein Baby ist jetzt 7 Wochen und will tagsüber nicht schlafen. Stattdessen weint es dann ohne ersichtlichen Grund. Woran kann das liegen?

von amber18b am 16.06.2016, 22:19


Antwort auf: Mein Baby schläft tagsüber nicht und weint täglich.

Liebe Amber18b vielen Dank für Ihre Geduld - leider konnte ich aus gesundheitlichen Gründen nicht so zeitnah wie gewohnt antworten. Zu Ihrer Frage: leider lässt sich dies so pauschal nicht beantworten. Hierzu muss man viele Dinge wie den Tagesablauf, Verlauf von Schwangerschaft und Geburt, Entwicklungsstand, Gesundheitszustand etc. beachten und selbst dann wird man häufig nicht eine eindeutige Antwort finden. Für betroffene Eltern ist das natürlich nicht befriedigend, schließlich möchte man wissen, was den Kleinen den fehlt, wie man helfen kann. Dabei ist Säuglingsschreien an sich völlig normal. Mit sieben Wochen drehen die meisten Babys zudem deutlich auf, so dass sich Eltern wundern, dass aus ihrem zu Beginn so ruhigem Kind plötzlich ein kleiner Brüller wird. Im Schnitt schreien Kinder in diesem Alter 2,5 Stunden. Das ist schon eine ganze Menge, wenn man bedenkt, dass sich die Wahrnehmung von Zeit unter Stress verändert. So können sich 15 Minuten mit einem brüllenden Säugling schon wie eine kleine Ewigkeit anfühlen. Wenn also gesundheitlich alles ok ist und der Kinderarzt und Hebamme soweit mit der Entwicklung Ihres Kindes zufrieden sind, gibt es zunächst keinen Grund zur Sorge. Das soll jedoch nicht heißen, dass Sie sich einfach nicht so anstellen sollen und alles in Butter ist. Der Alltag mit einem Säugling kann extrem anstrengend und belastend sein. Dabei ist es dann auch zweitrangig, ob ein Kind mehr oder weniger als der Durchschnitt schreit. Manch einer hat zu Hause großartige Unterstützung, braucht von Natur aus wenig Schlaf, ist finanziell gut versorgt und kann immer auf Oma oder Opa zählen etc., während andere sich mit der Kindern allen durchwurschteln müssen. Es ist daher auch völlig ok und nachvollziehbar, wenn Eltern sich auch ohne dass ihr Kind die Kriterien für ein Schreibaby erfüllt, manchmal überfordert, erschöpft und ratlos fühlen. Es ist daher wichtig, dass Sie nicht nur auf Ihr Baby sondern auch auf sich achten. Kleine Auszeiten, der Austausch mit anderen jungen Eltern sowie Hilfe bei Haushalt und Kind wirken Wunder. Da muss es gar nicht das rund-um sorglos-Paket sein. Doch manche Eltern müssen erst üben, gedanklich auch mal loszulassen, um Hilfe zu fragen und sich unterstützen zu lassen. Also haben Sie Geduld mit Ihrem Kind, aber auch mit sich selbst! Sie vollziehen jetzt die vermutlich größte Veränderung g in Ihrem Leben. Das ist erstmal alles neu und vielleicht auch etwas chaotisch, doch es wird sich finden. Das Wichtigste, was Sie jetzt Ihrem Kind geben können, sind keine Wundermethoden oder –mittel, sondern schlicht Ruhe! Sorgen Sie für regelmäßige Ruhepausen (alles 1, 1,5 Stunden) und einen regelmäßigen Ablauf. Lassen Sie sich nicht dazu verführen, alles Mögliche auszuprobieren, denn das bringt noch mehr Unruhe ins System. Schwierige Schreizeiten am Tage können Sie gern mit Spazierfahren oder Tragen im Tragetuch überbrücken. So isolieren Sie sich nicht zu Hause und das Licht sowie die Bewegung an der frischen Luft helfen Ihnen beiden. Lassen Sie den Tag rechtzeitig ausklingen und sorgen Sie abends für einen ruhigen, immer wiederkehrenden Ablauf, so dass Ihr Baby schnell lernt, dass dann die Zeit fürs Schlafen ist. Das Durchschlafen wird sicher noch eine Weile dauern und sollte Sie nicht unter Druck setzen, doch die richtigen Weichen können Sie jetzt schon legen. Ihnen allen alles Gute! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 03.07.2016