Kind weint plötzlich beim einschlafen

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Kind weint plötzlich beim einschlafen

Hallo, Mein Sohn ist jetzt 21 Monate alt. Mein Mann und ich haben uns vor ca. 4 Monaten getrennt. Bisher war das einschlafen überhaupt kein Problem. Fast von Anfang an ist er alleine eingeschlafen. Umziehen, Zähne putzen, einen Schluck Wasser, Spieluhr an, Licht aus und Türe zu - fertig. Das durchschlafen hat leider nicht so schnell geklappt. Aber vor gut 2 Monaten war auch das kein Problem mehr. Bei Oma, Opa hat er von Anfang an immer durchgeschlafen.... Vor zwei Wochen fing es an, dass er plötzlich zum Weinen angefangen hat als er bei meinem Mann geschlafen hat. 2 Stunden hat es gedauert. Sobald man im Zimmer war, war alles ruhig und wenn er gehen wollte hat er zum weinen angefangen. Seitdem macht er das auch bei mir und ich weiß nicht mehr weiter. Ich streichle ihm über den Rücken, beruhige ihn und er ist auch wirklich total ruhig und ich glaube er schläft auch schon. Sobald ich das Zimmer aber verlasse, fängt er an zu weinen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das eine Reaktion auf unsere Trennung ist.... Er einfach verlustängste hat, alleine zu sein weil er merkt dass immer nur einer von uns beiden da ist. Wie kann ich damit umgehen bzw. welche Tipps gibt es damit er wieder alleine einschläft. LG

von Murmel5214 am 09.11.2015, 20:45


Antwort auf: Kind weint plötzlich beim einschlafen

Liebe Murmel5214, die letzten vier Monate dürften für Sie alle recht schwierig gewesen sein. Viele Menschen, die sich trennen, machen sich große Sorgen und Vorwürfe, wie ein solches Ereignis die Entwicklung ihrer Kinder beeinträchtigen kann. Natürlich ist eine Trennung ein "bindungsrelevantes" Ereignis, es muss aber nicht zu einem "bindungsbelastenden" Ereignis werden. Zum Leben gehören eben leider nicht nur die schönen Momente und auch wenn wir unsere Kleinen gern vor allem schützen möchten, Krisen lassen sich nicht immer vermeiden. Von daher ist es auch entscheidender, wie mit ihnen umgegangen wird. Hier sind wir ein wichtiges Modell für unsere Kinder und können ihnen damit die wertvolle Erfahrung liefern, dass man trotz Konflikt und Streit noch resektvoll und partnerschaftlich miteinander umgehen kann. Auch wenn wir es in unseren Köpfen als Ideal haben, eine sichere Bindung erfordert kein perfektes Leben und perfekte Eltern, sondern Eltern, die zeigen, dass sie da sind, sich interessieren, verlässlich kümmern und die kindlichen Bedürfnisse wahrnehmen und es respektieren. Doch dies nur vorweg... Was genau nun zu den Schlafproblemen Ihres Sohnes geführt hat, kann ich nicht sagen. Ihre Vernutung klingt jedoch plausibel, denn auch wenn ihr Sohn noch klein ist, betreffen die Veränderungen ihn ja ebenso und er muss sich - genauso wie Sie - erst orientieren. Gefühle der Trauer, Wut, Sehnsucht, Enttäuschung sind bei ihm zwar nicht so gedanklich verankert wie bei uns, aber auch er wird emotional betroffen sein und hat eben noch weniger Ausdruckmittel dies zu verarbeiten. D.H. genauso wie Sie wird er einfach eine Zeit brauchen und diese Zeit sollte man ihm lassen. Die Botschaft sollte daher immer lauten, es ist ok, wenn du traurig, wütend oder ängstlich bist oder dir Papa fehlt, deshalb hab ich dich nicht weniger lieb. Unterstützend gibt es viele Bücher zu dem Thema Trennung zum Vorlesen auch für kleine Kinder, die Sie unterstützend nutzen können. Ahcten Sie jedoch immer auf seine Signale. Wenn er sich zurückzieht und abschalten, lassen sie ihn. Er wird im Laufe der Zeit und mit fortschreitender Entwicklung von selbst die Fragen stellen, die für ihn wichtig sind. Viele Erziehungsberatungsstellen bieten zudem auch eine Beratung für Eltern in dieser Situation an - ein Maßnahme, die ich sehr sinnvoll finde. Vielleicht ist es ja möglich, dass Sie so einen Termin gemeinsam wahrnehmen? Es muss ja nicht sofort sein, doch wenn sich die Wogen vielleicht etwas geglättet haben, ist es sicher sehr gut für Ihren Sohn, wenn Sie eine gemeinsame Linie haben. Ansonsten hilft Ihrem Sohn jetzt möglichst viel Routine, Regelmäßigkeit und Vertrautes als Anker. Versuchen Sie nicht, Probleme wegzulächeln, doch sorgen Sie für Alltag. Versuchen Sie nicht, Ihr schelchtes Gewissen zu kompensieren, sondern sorgen Sie für Verlässlichkeit und Respekt - auch sich selbst gegenüber... in disem Sinne viel Kraft und alles Gute, Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 10.11.2015