Kann Einschlafprobleme/Schreien damit zu tun haben das die Mutter mal weg war?

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Kann Einschlafprobleme/Schreien damit zu tun haben das die Mutter mal weg war?

Guten Tag Frau Dr. Bentz, mein Sohn ist gerade ein Jahr alt geworden und wir haben das Problem, dass er abends nur an meiner Brust einschläft. Erst trinkt er und dann nuckelt er, wenn ich die Brustwarze aus seinem Mund nehme fängt er an zu schreien, obwohl er schon (fast) schläft. Tagsüber bekommt er normale Kost und trinkt aus einer Trinklernflasche. Kann es damit zusammen hängen, dass wo er 7-8 Monate alt war, ich einmal 4 und einmal 3 Tage alleine im Krankenhaus war? Danach habe ich ihn 9 Wochen nicht getragen. In der Zeit, wo ich im Krankenhaus war, hat er ohne Probleme die Flasche mit Muttermilch genommen. Nun wehrt er sich mit Händen und Füßen gegen jede Art von Flasche mit verschiedensten Milchsorten. Außerdem zog er mit 9 Monaten in sein eigenes Schlafzimmer. Seit dem, so kommt es mir vor, wird es immer schlimmer und kein anderer kann ihn zu Bett bringen, obwohl wir dies immer wieder versuchen. Was können wir noch machen? Schon mal vielen Dank!

von eniger am 07.07.2016, 17:41


Antwort auf: Kann Einschlafprobleme/Schreien damit zu tun haben das die Mutter mal weg war?

Liebe eniger! Wenn Sie sich mal im Stillforum hier umschauen werden Sie sehen, dass Sie mit diesem Problem nicht allein sind! Das Thema Einschlafstillen / Abstillen ist für alle Mütter mit mehr oder weniger Stress verbunden und selten klappt es ganz problemlos. D.h. Probleme dieser Art sind nicht ungewöhnlich und meiner Einschätzung nach auch keine Folge Ihres Klinikaufenthalts. Natürlich kann auch ich nicht in das kleine Köpfchen gucken und genau sehen, was so in Ihrem Kind vorgeht, doch aus meiner Sicht gibt es nichts, was besonders auffällig wäre. Mit 8 Monaten hat Ihr Kind natürlich mitbekommen, dass Sie nicht da waren und wird natürlich auch irritiert gewesen sein. Doch ich gehe davon aus, dass sich jemand anders liebevoll gekümmert hat – und das ist entscheidend! Wenn Sie also Dinge wie Bindungsstörung und Trauma im Kopf haben, so wäre mein Rat, sich nicht in unnötigen Spekulationen zu verfangen. Die Sache ist nun mal so gewesen und Sie haben es sich sicher anders gewünscht, doch können es eh nicht ändern. An sich finde ich das Einschlafstillen auch gar nicht so schlimm, wenn ein Kind eben dann schläft und nicht etwa nachts dauerhaft alle Stunde einen Beruhigungsschluck braucht. Doch es ist anderseits auch legitim, wenn Sie möchten, dass Ihr Kind sich nicht nur so ins Bett bringen lässt. Hier heißt es dann üben und dranbleiben. Vielleicht ist es besser, wenn Sie Ihr Kind abends gar nicht in seinem Zimmer stillen, sondern bewusst mit etwas mehr zeitlichem Abstand im Wohnzimmer und dann das eigentliche Bettgehritual danach üben. Manchmal ist es leichter, wenn dies in der ersten Zeit konsequent der Vater übernimmt, damit die verlockende Milchquelle gar nicht in Reichweite ist. Geduld ist allerdings trotzdem erforderlich. Ihr Kind ist noch sehr jung und bevor solche Änderungen greifen, und sich ein Kind an einen anderen Ablauf gewöhnt hat, braucht es eben die wiederholte Erfahrung, dass es auch anders klappt, sprich Zeit (Faustregel: 14 Tage)! Vielleicht gucken Sie auch mal im Stillforum vorbei und / oder fragen Ihre Hebamme. Davon unabhängig lohnt es sich bei Schlafproblemen immer, einen Blich auf die Tagesstruktur und die Schlafenszeiten zu werfen. Wenn ein Kind schlecht einschläft, ist es möglicherweise noch nicht müde genug oder umgekehrt schon zu überreizt. Ich wünsche Ihnen baldig mehr Entspannung und Ruhe am Abend, denn die haben sie sicher verdient! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 12.07.2016