Geburtstrauma und Schlafen 4 Mt4

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Geburtstrauma und Schlafen 4 Mt4

Hallo Fr. Bentz, leider ist mein Text verschwunden, also alles nochmal. Vorab habe ich bereits länger ihre Beiträge verfolgt und schätze -Entgegen Ihre Kitiker- Ihre Neutralität sehr auch, auch dass Sie nichts aufzwängen und immer zu der jeweiligen Familie auch passen muss. Mein Sohn 4 Mte möchte nachts und auch tags minimun alle 2 Std. gestillt werden. Manchmal sogar öfters. Auch wenn ich weiß, dass dies noch ein normales Verhalten ist, komme ich doch langsam an meine Grenzen. Ich habe auch das Gefühl, dass er meist trinkt und nicht nur nuckelt. Allerdings schläft er anders nicht ein. Gebe bereits brei, da isst er sehr unterschiedlich manchmal ein großes glas und manchmal nur ein paar löffel, will aber dann kurze Zeit später wieder was... Im WWW über "schlafstörungen" liest man, dass man sich auch an Schreiambulanzen wenden kann. Also war ich mit meinem Anliegen bei einer Schreiambulanz. An dem Tag war er etwas quenliger. Wenn er zum bsp müde ist und nicht einschlafen kann oder gerade aufgewacht ist, streckt er seinen Po nachoben und will vorwärts kommen, was noch nicht klappt. und vergräbt dann eher sein gesicht im Boden.... Aus diesem Verhalten hat die Therapeutin geschlossen, dass er noch unter seiner Geburt leidet und er dies einfach mal erzählen möchte und empfahl mir das begleitende Weinen. Und dass man die Geburt nachstellen sollte, weil wir kein gutes Bonding hatten. Zwar gibt es einfachere Geburten wie unsere auch war er kurz in der Kinderklinik zu überwachung...aber zuhause war alles gut.... Und mein Sohn entwickelt sich super... (fixiert sehr gut, lacht udn ist fröhlich, (außer die Zähne plagen, 2 hat er schon, auch) geht teilweise schon in den vierfüßler und drehen ist auch kein Problem.) er ist seinem alter in vielen Dingen voraus) Aber ich krieg den Floh jetzt nicht mehr raus, dass er noch unter seiner geburt leiden soll...und für ihn so schrecklich war, dass er jetzt noch drunter leidet.... dann würde er sich doch nicht so gut entwickeln, oder?? vorallem hätte ein Geburtstrauma tatsächhlich einfluss auf ein häufigeres nächtliches stillen?? was halten sie vom begleitenden Weinen? Vorallem auch in Bezug auf mein "problem" schließlich habe ich ja kein Schreikind sondern öchte einfach nur einfach weniger stillen. In anders zum einschlafen zu bewegen , schlugen bisher fehlt. Vielen Dank für eine Antwort. Lg MimmiNinni

von MimmiNinni am 18.08.2015, 17:17


Antwort auf: Geburtstrauma und Schlafen 4 Mt4

Liebe MimmiNimmi, verflixt, das mit dem Text weg kenn ich - ärgerlich! Es freut mich natürlich, dass Sie meine Beiträge zu schätzen wissen. Doch auch meine Kritiker sind mir irgendwie lieb, denn ich interpretiere sie für mich als ein Signal, dass sich heutzutage eben sehr viel mehr Gedanken um Kindeserziehung und Kindeswohl gemacht wird als noch vor wenigen Jahrzehnten. Aber nun zu Ihren Fragen: Ich möchte den letzten Teil zuerst beantworten, denn ich habe den Eindruck, dass sich durch die Hinweise in der Schreiambulanz mehr Fragezeichen bei Ihnen aufgetan haben, als vorher. Für mehr Ruhe und Entspannung ist das natürlich keine gute Voraussetzung. Schreiambulanz ist kein geschützter Begriff, weshalb sich hierunter viele Anbieter unterschiedlicher Ausbildung und Methoden tummeln. Für manche "Ausbildungen" ist nicht einmal irgendeine pädagogische oder psychologische Vorbildung nötig geschweige denn eine entsprechend fachnahe Ausbildung oder Studium. Es ist eben auch ein Markt mit kommerziellen Interessen. Für den Laien ist dies natürlich schwer zu durchblicken. Ich möchte keine Kollegenschelte betreiben - nur so viel, es handelt sich dabei einen eher alternativen Ansatz, in dem ich persönlich vor allem die Benutzung des Begriff "Trauma" in der Elternarbeit und dessen Behandlung als Hauptursache für Regulationsstörungen kritisch finde. Leider gibt es nur wenige zugelassene Kinder- und Jugendpsychotherapeuten, die sich auf Trauma spezialisiert haben (ich spreche hier von einem Studium sowie eine mehrjährige Zusatzausbildung plus mehrjähriger Praxis- und Klinikerfahrung). Ich persönlich kenne aber von diesen Kollegen keinen, der Säuglinge therapiert, sonst hätte ich hier für Sie um einen weitere Einschätzung gebeten. Ohnehin ist man in der klassischen Kinder- und Jugendpsychologie sehr, sehr zurückhaltend mit diesem Begriff. Zwar klingt es plausibel, dass die Kleinen durch die Geburt belastet sein können, und ich möchte auch nicht ausschließen, dass es so etwas wie eine fehlgeleitete Anpassungsreaktion gibt, doch in mehreren Studien konnte bislang kein Zusammenhang zwischen schwierigen Geburtsbedingungen und späteren Regulationsstörungen nachgewiesen werden. Eine Geburt ist immer noch ein natürliches Ereignis und der damit verbundenen Stress auch. Mir ist zudem nicht einsichtig, warum dann in Zeiten und / oder Ländern, wo Geburten wesentlich dramatischer und mit einem hohen Sterberisiko für Mutter und Kind nicht reihenweise Schreikinder produziert wurden und werden. Doch dies ist natürlich keine wissenschaftliche Argumentation. Obendrein finde ich die Diagnostik eines solchen Traumatas schwierig, aber wie gesagt, entstamme ich auch einer anderen Schule. Doch was fangen Sie persönlich damit an, wenn wir "Experten" uns wieder einmal streiten? Ich würde Ihnen folgenden Rat geben: Wenn wir Experten alle mal ehrlich sind, kann keiner von uns wirklich in den Babykopf gucken und sagen, was Baby so denkt und fühlt - sonst hätten wir ja den Aus-Knopf! Wir alle interpretieren, leiten ab, vermuten etc. Vergessen Sie daher die Frage nach dem "Warum", denn diese lässt sich eben meist nicht und vor allem nicht im Nachhinein wirklich "sauber" beantworten. Bleiben Sie im Hier und Jetzt! Anstatt zu gucken, was falsch lief, gucken Sie was JETZT wichtig ist anstatt zu gucken, was falsch laufen könnte, fragen Sie was JETZT passiert. Sie sagen selbst, Ihre Kleiner entwickelt sich gut und ist in vielen Dingen voraus. Lediglich das viele Stillen wird für Sie zur Belastung. Warum dann ein großes Fass aufmachen und das pathologisieren? Es ist ein verständlicher Wunsch und auch eine verständliche Sorge, die viele Mütter teilen. Wie also umsetzen? Wie Sie im Forum sehen, gibt es hierzu ganz unterschiedliche Meinungen. Ich persönlich finde es durchaus ok, wenn Sie Ihren Sohn sanft auf größere Stillabstände bringen, wobei - wie Sie selbst sagen, sein Trinkverhalten nicht den normalen Rahmen sprengt. Hier haben sicher unsere Stillexpertinnen gute Tipps. Wenn Mütter sehr erschöpft sind, habe ich in Absprache mit den betreuenden Hebammen schon mal mit den Müttern probiert, abgepumpte Milch nachts vom Vater via Fläschchen füttern zu lassen, um etwas zu entlasten. Das hat unterschiedlich gut geklappt und ist sicher nicht ganz unaufwendig. Bevor Mütter aus Verzweiflung ganz abstillen, besteht natürlich auch die Möglichkeit der Zwimilchernährung, sprich Stillmalzeiten mit Säuglingsnahrung via Fläschchen abzuwechseln. Dies ist nicht unumstritten und hier würde ich mich immer an eine Stillberaterin wenden, damit Sie kompetent begleitet werden. Manchmal hilft es psychologisch ja einfach ungemein zu wissen, dass es noch Optionen gibt und es kein "entweder oder" sein muss. Ich denke aber, dass sich allmählich das Problem wirklich von selbst lösen wird, denn Sie haben ja ansonsten kein unruhiges Schreikind. Also wenn Sie noch etwas Geduld und Kraft haben, warten Sie ruhig noch ab und machen Sie sich v.a. mit der Beikosteinführung keinen Stress! Hier kommt es wirklich noch nicht auf Masse an, sondern um Kennenlernen und im wahrsten Sinne des Wortes "schmackhaft machen". Also: Ihnen bald bessere Nächte, wenig Zahnweh und weiterhin viel Spaß mit Ihrem Sohnemann, der sich mit oder ohne Geburtstrauma sicher weiter so prächtig entwickeln wird! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 19.08.2015