Ehem. Schreikind dreht plötzlich wieder auf

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Ehem. Schreikind dreht plötzlich wieder auf

Hallo, unser ehem. Schreikind (rund andertdreiviertel Jahre alt) dreht nach der Geburt seiner Schwester plötzlich wieder auf. Er war zuletzt ein absoluter Sonnenschein, ein bisschen stur und frech zwar aber absolut liebenswert und verschmust bei mir als Mama. Papa liebt er wegen der Action heiss und innig. Ich bin derzeit wahnsinnig unglücklich und weine viel. Unser 2. Kind ist zwei Wo alt total lieb und fast nicht merkbar. Alle Zeit die mein Sohn mit seinen neuen alten Marotten kostet, geht dem Baby ab. Dieses liegt stundenlang schlafend allein in der Wiege, ich hätte so gern Zeit zu kuscheln. Ich bin manchmal drauf und dran, zu schreien und zu toben. Mein geliebter Großer hat sich zum Terroristen entwickelt. Bei JEDER Kleinigkeit ist Gemecker und Gebrüll. Er wirft mit Sachen, zwickt mich, haut nach mir. Beim Schlafen legen (was mittags in 5 min ging) kaspert er nun ewig rum, haut, erzählt, deutet in die Gegend, meckert, weint, will mal dies mal das. Abends geht unter einer Std nichts. Ich verliere teilweise fast die Geduld mit ihm. Ich versuche wirklich, ihm viel Zeit zu gönnen und auch Papa ist da - momentan ist mehr geboten denn je. Wenn Papa auch nur geht, brüllt er jetzt wie als wäre ich niemand. Ich bin einfach unglücklich über diese Entwicklung. Er verhält sich seit der Geburt mir hgü komisch, obwohl ich quasi morgens um 2 Uhr entbunden habe und zum Mittagsschlaf wieder bei ihm war. Als Papa und er nach dem Frühstück dawaren, war er bereits komisch und wollte nicht schmusen. Auch nachts steigt unser ehem Durchschläfer nun wiederbis zu 5x brüllend aus. Man muss ewig dabei sitzen und beim kleinsten Knacken beim Aufstehen geht es von vorne los. Was soll ich nur tun? Ich kann kaum in Worte fassen wie traurig ich bin und habe das Gefühl,jede lustige Aktion mit Papa und jedes Schelten von mir entfernt ihn noch weiter. Ich habe zuletzt auch viel schimpfen müssen. Es bricht mir das Herz wie er dann traurig guckt, aber ich ertrage dieses Kasperltheather nicht. Grüße aus FFM, Where2Go

Mitglied inaktiv - 21.08.2015, 12:54


Antwort auf: Ehem. Schreikind dreht plötzlich wieder auf

Liebe Where2go! erstmal herzlichen Glückwunsch zur Geburt Ihres zweiten Kindes! Das was Sie beschreiben, klingt in der Tat sehr anstregend - zumal Sie sich ja noch im Wochenbett befinden und Ruhe und Zeit fürs Baby brauchen. Darüber hinaus die Hormone - da können wirklich die Nerven blank liegen. Ich sehe also das Problem. Zugleich aber auch die normale Reaktion eines sehr kleinen Kindes.Mit two-under-two birgt der Alltag alle Familienmitglieder enome Herausforderungen. Nicht jeder kann da sofort mit Schritt halten. Das wichstige ist daher, allen Zeit zu geben, sich auf die neue Situation einzustellen. D.H. Geduld mit anderen und sich selbst zu haben. Die ersten Monaten sind oft ein sehr emotionaler Kraftakt, in dem es wichtig ist, dem Druck zu widerstehen, es allen recht oder alles perfekt machen zu müssen. Sie werden sich Tage haben, an dem Sie am liebsten mit einer Freudin weg von Mann und Kindern auf einer Insel wären und vor Wut, Frust und Enttäuschung Ihr gesamtes Geschhirr zerschlagen wollen. Aber auch andere Tage wird es geben. Wenn Sie das Chaos gedanklich einplanen, hilft das meist schon ein wenig. Dann rate ich Eltern in vergleichbaren Situationen gern dazu, sich viel aufzuteilen. Wenn Ihr Sohn gut mit Papa kann, spricht doch absolut nichts dagegen, die beiden Männer auch mal allein ziehen zu lassen. So bekommen Sie und Ihr Baby Ruhe und Ihr Sohn die nötige Aufmerksamkeit. Vielleicht können ja auch Oma und Opa unterstützen? Auch müssen Sie sich nicht sorgen, dass Ihr Großer sich von Ihnen dadurch dauerhaft entfremdet. Er denkt noch nicht in so großen Kategorien wie "strategischer Liebesentzug" und handelt einfach opportunistisch _ Papa ist halt da und hat Zeit. Baby und Mama nerven. Aus seiner Sicht ist es nicht gegen Sie gemeint, wenn er um seinen Platz kämpft. Seine Rolle als großer Bruder ist für ihn neu und entsprechende Lernerfahrungen fehlen. Aus seiner Sicht ist es daher oft einfach gar nicht klar, wie er reagieren soll, wenn Mama sich ums Baby kümmert und er ein Bedürfnis hat. Sonst war Mama ja immer verfügbar. Hier kann man ihm schon ein wenig helfen, spielerisch in seine neue Rolle zu finden: Schön ist es z.B. wenn Sie ihn altergerecht in die Babypflege einbinden, ihn z.B. beim Baden, Wickeln etc. "helfen" lassen. Ferner sollte er ein paar Privilegien genießen, die eben Babys noch nicht haben (-; Was sonst noch hilfreich ist, ist Abstand nehmen von der Idee, dass alles eine Frage der Erziehung ist. Oft kommen bei Stress so Gedanken wie "mein Kind muss gehorchen", " ich kann mir nicht auf der Nase herumtanzen lassen", "ich muss mich durchsetzen". Die Gefahr dabei ist, seine Energie auf Nebenkriegsschauplätzten zu verlieren und sich gegenseitig aufzustacheln. Ihr Sohn merkt, so kann ich meine Mama auch mit Kleinigkeiten auf die Palme bringen und dann schenkt sie mir die gewünschte Aufmerksamkeit, wenn auch negative. Daher rate ich dazu, auch mal alle Fünfe gerade sein zu lassen und nicht jedes Fehlverhalten abzustrafen oder zu kommentieren. Das Dauergemeckere stößt sowieso auf taube Ohren und hat erzieherisch kaum Wert (wenngleich es eine Falle ist, in die wohl alle Eltern hin und wieder tappen). Manche Sachen einfach nicht zu sehen ist nämlich auch ein durchaus wirksamens Mittel. Je gelassener Sie bleiben, desto eher läuft seine Wut ins Leere. Und loben Sie Ihren Großen viel. Konsequent sein heißt nämlcih auch konsequent das Gute seheb und wertschätzen. Als Faustregel: auf einen Tadel drei Mal ein Lob! Zum Abschluß würde ich Ihnen empfehlen mal zu gucken, welche Situationen Sie als besonders kritisch zu erleben und genau dafür einen Handlungsplan zu überlegen. So müssen Sie nicht unter Druck reagieren und entscheiden. Vielleicht lässt sich vieles durch eine andere Organsiation auch entzerren. Ansonsten wird erfahrungsgemäß alles mit der Zeit entspannter und routinierter, wenn der Alltag zu viert sich gefunden hat. Sollte das nicht der Fall sein, bieten Erziehungsberatungsstellen kostenlose Hilfe bei deartigen Problemen. Ich bin jedoch sicher, dass in einem halben Jahr der größte Berg schon überstanden ist! Dafür drücke ich fest die Daumen und wünsche Ihnen und Ihrer Familie alles Gute. Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 23.08.2015