Hallo Frau Dr. Bentz, ich bin Mama eines ehem. Schreibabies. Heute ist mein Kind 20 Mo. alt, ein echter Sonnenschein, aber immer noch extrem aktiv / hyperaktiv. Er schläft zwar mittlerweile nach langem Kampf sehr gut, nutzt aber beim Einschlafen JEDE Möglichkeit, sich wieder wachzumachen oder wachzuhalten auch wenn er gähnt, Ohren zippelt, Augen reibt und eigentlich fix und alle ist. Kurz zu unserem Hintergrund: Vom ersten Tag an hat er quasi ständig und durchdringend gebrüllt. Das fing in der Entbindungsstation an. Ich saß weinend tage- und nächtelang im Stillzimmer und habe versucht, ihn zu beruhigen. Chancenlos. Zuhause ging das grad so weiter. Ich bin in schwere Depressionen nach der Geburt verfallen. Er musste ständig aktiv beschäftigt werden, sonst ging das Gebrüll los. Geschlafen hat er nur wenige (10-20) Minuten - das Hinlegen dauerte länger wie das Schläfchen. Trage, KiWa oder MaxiCosi war einfach nicht möglich. Er hat geschrieen wie am Spiess weil er nichts sah. Nur die Schulter ging, und auch das nur kurz. Ich konnte das Kind einfach nicht "am Körper" beruhigen. Mein Freund hat mit Unverständnis reagiert, es fiel zB "Versagen" und "Unfähigkeit". Familie haben wir keine, ich war also quasi auf mich gestellt. Auch Stillen artete zum Drama aus. Er hat sich davor-dabei-danach gewunden und gebrüllt. Dazu kam ein massives atopisches Exzem, das bis heute schlimm vorhanden ist. Jegliche "normale" Beruhigungsmethode anderer Kinder gab es bei meinem Sohn nicht - er nahm keinen Schnuller, keine Flasche, wollte immer und ständig gucken, schlief NIE übers Autofahren, KiWa fahren usw ein sondern drehte stattdessen auf. Wir haben dann den "klassischen Fehler" gemacht und mit Überreaktion kompensiert. Es wurde getragen, gehüpft, geschaukelt, gewackelt bis zur völligen Erschöpfung. Erst sobald er sitzen konnte (mit dem 6. LM) wurde alles erträglicher. In der Verzweiflung habe ich den gesamten Tag ritualisiert und "Buch geführt" - wann essen, wann schlafen - nur so war das ganze erträglich zu bekommen und ich konnte das Schreien minimieren. Nachts war Still- und Nuckelterror. Das erste Aufwachen kam oft schon eine halbe Stunde nach dem Einschlafen. Nach dem Abstillen hat er teilweise stundenlang unberuhigbar gebrüllt, gezornt, gespielt, sich hin und her gerollt. Er musste dann zu mir ins Bett, hat dann aber ewig an mir rumgezippelt, an den Haaren gezogen, sich auf mich rauf und runter gerollt usw als Beruhigung und erst nach Stunden in den Schlaf zurück gefunden. Ich bin fast verzweifelt. Flasche hat er nie "ganz" getrunken, sondern schluckweise und im Halbstundentakt. Ich habe gefühlt die letzten 2 Jahre jede Nacht an seinem Bett "durchgemacht". Mein Kind schrie Zeter und Mordio wenn "nur" Beruhigung angeboten wurde und keine Milch. Die erste Schreiambulanz die ich besucht habe, arbeitete mit Ferber, weswegen ich dort abgebrochen habe. Mein Kind hat vor Elend gespuckt, als er schreiend alleine zugedeckt im Maxicosi "zu sich finden" sollte. In der zweiten Schreiambulanz wurde ich liebevoll beraten, leider aber ohne irgendwelche Konsequenz. Mal sollte ich Flaschen abschaffen, mal Flaschen mit Stärke andicken, mal alleine lassen, mal nicht. Außer den Rat, das Kind schnellstmöglich aus meinem Bett zu bewegen gab es auch von dort keinen guten Rat. Geholfen hat, traurigerweise, die Zeit. Nachdem wir als Eltern fast schon resigniert haben (wir haben wirklich alles erdenkliche probiert), hat es plötzlich funktioniert. Wir haben nach anderthalb Jahren Flasche um Flasche abgeschafft, und plötzlich ging das ohne stundenlanges hysterisches Geschrei. Unser Sohn schlief von gestern auf heute auf einmal durch. Leider ist es bis heute so, dass er trotz extrem ritualisiertem Abend nur schwer in den Schlaf findet. Er macht sich besonders abends ständig aufs Neue wach. Das Kratzen an akuten Exzemstellen verstehe ich ja noch und creme dann fleissig nach (ich habe manchmal das Gefühl, ich creme oder kraule mein Kind in den Schlaf). Er findet aber auch jede erdenkliche Ablenkung, selbst im stockdunklen Zimmer. Mal sind es seine Stofftiere, mal entdeckt er Sachen auf Postern, spielt "kuckkuck - da" mit den Händen, tritt nach mir, zwickt in Streichelhände, zieht an meinen oder seinen Haaren, kratzt an den Wänden, rüttelt an den Gittern, haut die Beine aufs Bett ... und das obwohl er hundemüde ist, gähnt dabei und irgendwann innerhalb von Sekunden plötzlich wegratzt. Er schläft nur auf dem Bauch wirklich gut, ich drehe ich quasi ständig wieder zurück und er rollt wieder rum und blödelt - ein echt doofes Spiel. Die neuste Marotte ist, in der Bauchlage mit dem Popo zu zucken bzw mit dem Unterleib aufs Bett zu hauen (er hat mit Sicherheit nichts dergleichen bei uns Eltern gesehen, schläft seit Ewigkeiten im eigenen Zimmer da jedes Geräusch ihn geweckt hat) . Das sieht komisch aus und ich hoffe, er macht das nicht in der KiTa, ich müsste mich schämen. Jedes Außengeräusch wie Hund oder Sirene nutzt er zum Anlass, sich wieder hinzusetzen, auch wenn die Augen vorher zu waren. Alles was geht nutzt er um sich wachzuhalten. Wenn er schläft, schläft er dann wie gesagt durch bzw Mittags fast 2h. Ich brauche so aber leider Minimum 30, Maximum bis zu 90 (!) Minuten, um ihn schlafenzulegen. Kann ich da noch irgendetwas tun? Ist so ein Verhalten bei Kindern mit diagnostizierten Regulationsproblemen normal? Ich würde mich über Ihre Einschätzung sehr freuen! Liebe Grüße aus der Nähe von FFM, Ihre Where2Go
Mitglied inaktiv - 11.08.2015, 12:40