Baby schreit sich in den Schlaf.Was tun?

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Baby schreit sich in den Schlaf.Was tun?

Hallo Frau Dr.Bentz. Ich hoffe Sie können mir einen Rat geben. Meine Tochter 7 Monate hat immermal wieder Phasen(auch jetzt im Moment),wo sie abends wenn es ins Bett gehen soll ,richtig doll anfängt zu heulen fast schon kreischen. Das hat sie allerdings nur abends,wenn es ins Bett geht. Sie lässt sich durch nichts beruhigen. Tragen,mit auf die Couch nehmen,im Bett liegen lassen,ruhig reden. Ich muss dazu sagen,dass sie nur an der Brust einschläft(was noch ein anderes "Problem" ist),aber auch das bringt nichts. Sie nimmt die Brust und nach paar Sekunden lässt sie wieder los und schreit erneut furchtbar los. Und das geht dann ein paar mal bis sie zum Teil vor Erschöpfung einschläft. Sie tut mir so doll leid,ich möchte sie nicht weinen lassen. Haben Sie noch einen Tip? Wir haben den Tagesablauf schon verschieden gestaltet. Wenig zu unternehmen bis gar nix. Sie hinzulegen bevor sie weint oder Müdigkeitszeichen hat. Leider immer das gleiche Ergebnis. Sobald sie merkt,es geht nun ins Bett fängt es an. Sorry für den langen Text und vorab schon mal vielen Dank. Lg

von Sonnenblume1984 am 27.07.2015, 11:22


Antwort auf: Baby schreit sich in den Schlaf.Was tun?

Liebe Sonnenblume1984, es ist sehr verständlich, dass Sie sich Sorgen machen und Ihre Kleine Ihnen leid tut! Doch Sie sind sicherlich eine tolle Mama und machen nichts falsch - es gibt vielleicht nur ein kleines Missverständnis: Abendliche Unruhephasen sind nicht ungewöhnlich - im Gegenteil. Dennoch sind Sie für die Eltern natürlich belastend. Als Grund für die abendliche Unruhe werden verschiedene Dinge diskutiert, am weitverbreitesten ist die Annahme, dass die Kinder abends den Tag verarbeiten. Hinzu kommt, dass Kinder erst lernen müssen, dass das "doofe Gefühl" eben Müdigkeit / Erschöpfung ist und dass Schlafen hilft. Was tun aber Babys, wenn sie sich unwohl fühlen? Sie weinen nach Mama oder Papa. Diese sollen mal das Problem lösen. Und tatsächlich machen diese auch dann eine Menge, damit ihr Baby schläft. Nur dass diese Menge eben genau das ist, was die Kleinen eben nicht brauchen. Anders: Es ist ein häufiges Missverständnis zwischen Eltern und Baby, dass Weinen am Abend bedeutet, dass man etwas falsch macht oder etwas anders machen muss! Weinen könnte man vielleicht so übersetzten "ich bin müde und brauche Ruhe - Hilf mir, indem du bei mir bist und mir durch deine Ruhe und Nähe zeigst, dass alles ok ist und gibt mir die Möglichkeit, mich zu beruhigen". Dabei ist folgender Unterschied wichtig: im Schreien begleiten heisst nicht Schreien lassen! Ich finde es nicht schlimm, wenn Sie sich abends mit ihr hinlegen und sie in den Schlaf stillen oder wenn Sie gemeisam kuscheln. Wichtig ist bloß, dass Sie sich nicht dazu verführen lassen, immer wieder neue Dinge zu machen, wie etwa auf die Couch legen, dann wieder ins Bett, tragen, Pezziball etc. Sie kennen Ihr Kind, Sie sehen dass sie müde und erschöpft ist, am besten können Sie ihr dann helfen, indem Sie ihr geben, was Sie braucht, nämlich Ruhe. Sie selbst weiß es ja noch nicht so genau, was das Richtige ist, weshalb Anlenkung ja auch kurzfristig funktioniert. Mittel- und langfristig wird sie aber so nicht lernen, zur Ruhe zu kommen, wenn sie es braucht, Also machen Sie nicht zuviel, sondern begleiten Sie sie. Sorgen Sie dafür, dass Sie selbst ruhig bleiben (Meine Tipps: nehmen Sie Ohrenstöpfel, achten Sie auch Ihren Atem, versuchen Sie bewusst, Muskeln zu entspannen), Erlauben Sie ihrer Kleinen, auch einfach mal ihre Erschöpfung rauszulassen. Denken Sie nur mal daran, wie Sie sich selbst fühlen, wenn Sie erschöpft sind, eigentlich würden wir Großen da doch auch manchmal gern einfach ein bisschen heulen, oder? Und tagsüber Struktur ist gernerell hilfreich, damit die Kleinen schneller in unserer Welt ankommen. D.H. aber nicht Isolation oder völlige Abschirmung! Ich wünsche Ihnen dafür viel Ruhe, Kraft und die Sicherheit, dass Sie Ihrem Baby genau das geben, was es braucht - auch wenn es mal weint! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 28.07.2015