Baby 12 Monate steht nachts alles zwei Stunden weinend, aber schlafend im Bett

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Baby 12 Monate steht nachts alles zwei Stunden weinend, aber schlafend im Bett

Guten Abend Frau Dr. Bentz, Seit etwa vier Monaten scheint unser Sohn zu schlafwandeln. Er ist jetzt bald 13 Monate alt und vorher hat er bereits gut durchgeschlafen, bzw. War max einmal in der Nacht wach. Die Situation heute sieht so aus: Nach dem zu Bett bringen, welches problemlos funktioniert, steht er fast auf die Minute genau alle zwei Stunden im Bett und weint. Dabei hat er geschlossene Augen und bekommt scheinbar auch nichts mit. Er kommt von selbst nicht wieder zu Ruhe. Es hilft nur ihn hochzunehmen und mit dem Nuckel, der Wasserflasche oder der Brust zu beruhigen. Häufig wehrt er sich aber auch gegen das hochnehmen. Teilweise weint er mit Tränen. Auch ein schlafen in unserem Bett verändert nichts an der Situation. Bevor er stehen konnte ist er im Bett rumgekrabbelt und hat geweint. Auch da konnte er sich nicht selbst beruhigen. Wir haben in Absprache mit dem Kinderarzt schon verschiedene Globoli und Osteopathie erfolglos ausprobiert. Unser Sohn schein von der ganzen Sache nichts mitzubekommen und ist am nächsten Morgen ausgeschlafen, daher gehe ich von einer Art schlafwandeln aus. Haben Sie noch einen Tipp? Könnte es Ihrer Ansicht nach noch andere Ursachen geben, die abgeklärt werden müssten, um etwas organisches auszuschließen? Nach dem Mittagsschlaf, ebenfalls i.d.R. zwei Stunden, fällt ihm das Wach werden ziemlich schwer. Oft steht er ebenfalls weinend mit geschlossenen Augen im Bett und benötigt mehrere Minuten auf meinem Arm, bis er wieder in der Welt ankommt. Ich habe das Gefühl, als wenn er noch nicht verstanden hat, dass er die Augen öffnen muß und sich quasi in der "Dunkelheit" gefangen fühlt. So langsam macht sich der Schlafmangel bei uns Eltern bemerkbar. Außerdem sind wir besorgt, ob nicht doch eine andere Ursache dahinter steckt. Für einen " Phase" dauert das Ganze schon so lange. Die Zwillingsschwester schläft übrigens problemlos durch. Vielleicht kennen Sie ähnliche Fälle? Für beruhigende Worte oder Tipps sind wir ebenfalls dankbar. Vielen Dank vorab

von Schneeweisschen2007 am 29.07.2015, 21:58


Antwort auf: Baby 12 Monate steht nachts alles zwei Stunden weinend, aber schlafend im Bett

Liebe Schneeweisschen2007, tatsächlich gibt es eine Schlafstörung, die dem von Ihnen beschriebenen nächtlichen Hochschrecken ähnelt. Es handelt sich dabei um den sogen. Nachtschreck (pavor nocturnus), der mit plötzlichen Hochschrecken und - beeindruckenden aber harmlosen - anfallsartigen Tob- und Schreiattacken verbunden ist, die nach ca. 15 Minuten mit dem Erwachen aufhören. Das Kind ist während der Attacken nicht ansprechbar und nur sehr schlecht erweckbar (dieses ist auch nicht zu empfehlen). Am nächten Tag wissen die Kinder von den Attacken nichtss und wirken normal ausgeschlafen. Allerdings wäre eine Ersterscheinung mit 10 Monaten recht früh und auch die Häufigkeit finde ich ungewöhnlich, denn i.d.R wachen die Kinder einmal nachts auf und das auch nicht jeden Tag. So einen Fall hatte ich noch nicht, doch ungewöhnlich heißt ja nicht unmöglich! Es wäre nur ein etwas atypischer Verlauf. Nachtschreck ist eine harmlose Schlafstörung und tritt hauptsächlich im Kleinkindalter auf. Als Ursache werden übermäßige Aufregung und Anspannung im Tagesverlauf betrachtet, ebenso wie sehr aufwühlende Ereignisse und Unruhe ebenso wie eine gewisse Unreife des Hirns. Um jedoch sicher zu gehen und eine organisch bedingte Schlafstörung auszuschließen, wäre für mich der nächste Schritt das Kind neurologisch vorzustellen und ein EEG anzufertigen. Ich denke, aufgrund der Intensität dieser Störung wäre dies gerechtfertigt, doch ich bin Psychologin und keine Medizinerin. Generell hilfreich bei allen Schlafstörungen sind ein rechtzeitiger Abendausklang, keine aufregenden Aktivitäten in den späten Nachmittag- und Abenstunden (d.H. auch kein Fernsehen!), eine feste Tagesstrukur und möglich feste Mittagsschlafzeiten sowie keine übermäßig fettigen Speisen zum Abendessen. Ferner wirkt Lavendel beruhigend und schlaffördernd. Geben Sie dafür ein paar Tropfen reines Lavendelöl in ein Bad am Abend (vorsicht bei allgergischer Haut!) und/oder ein paar Tropfen auf ein Tuch, welches Sie - ohne Hautkontakt - irgendwo am Bettchen befestigen, so dass es gut duftet. In diesem Sinne Ihnen allen eine gute Nacht!

von Dr. Meike Bentz am 30.07.2015