5 Monate altes baby schläft schlecht ein

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: 5 Monate altes baby schläft schlecht ein

Hallo, Ich bin echt verzweifelt. Bin zweifache Mama mein erster Sohn ist 3,5 Jahre alt und der kleine um den es auch geht is 5 Monate alt. Wenn ich ihn zum spielen mal hin lege oder um das ich mal ne kurze Pause machen möchte vom herum tragen fängt er an zu schreien. Mein Haushalt oder so kann ich dann meistens vergessen da ich ihn fast den ganzen Tag herum trage. Genauso wenn es ums schlafen gehen geht. Da muss ich hin solange einschaukeln bis er ein schläft dann schläft er und sobald ich ihn ins Bett lege schaut er mich an oder weint bzw schreit los. Dann lege ich mich dazu und dann warte ich bis ich denke so nun schläft er will gerade raus gehen und schon ist er wieder wach. Was kann ich tun?Ich war schon am überlegen ob es mit der geburt zusammen hängt. Da der große komplett anders war. Und ihn hab ich normal entbunden und den kleinen das war ein notkaiserschnitt gewesen und er kam auch 6 Tage später... Bitte um Hilfe und sinnvolle Antwort. Lg

von Julia10 am 22.09.2015, 10:46


Antwort auf: 5 Monate altes baby schläft schlecht ein

Liebe Julia, wenn man als Zweitgeborenes einen kleiner Brüller hat, ist es immer besonders gemein, weil da natürlich noch ein Kind ist, das es ebenfalls zu versorgen gilt. Ist das erste Kind ein Schreibaby gewesen, erwarten Erltern meist (wenn sie sich überhaupt an ein zweites Kind wagen) das Schlimmste und bekommen oft ein völlig problemloses Kind. Doch das hilft Ihnen natürlich jetzt nicht weiter. Mal abgesehen von den unzäligen Tipps die es zum Umgang mit Schreibaby gibt (hier im Forum finden Sie diese unter Tipps Schreibaby), ist es in erster Linie für Sie alle wichtig, dass Sie ein Höchtsmaß an Unterstützung bekommen. In jedem Ort gibt es dazu zahlreiche Hilfsangebote, wie etwa die Frühen Hilfen oder Träger wie den Kinderschutzbund etc. Fragen sie doch bitte Ihren Kinderarzt oder Ihre Hebamme oder nach Adressen. Vielleicht gibt es ja auch eine Schreiambulanz oder eine Schreibabysprechstunde in Ihrer Nähe, die Sie bei der Problematik unterstützen kann. Schämen Sie sich nicht, Hilfe zu suchen. Das "Phänomen" Schreibaby ist kein Zeichen von elterlichen Versagen und mittlerweile auch so bekannt, dass es zahlreiche gute Hilfsangebote speziell für dieses Thema gibt. Auch ist der Gang zum Kinderazrt wichtig, um nichts Organisches zu übersehen. Vielleicht können Sie zudem stundenweise für Entlastung sorgen, in dem Ihnen eine vertauenswürdige Person Ihren Kleinen mal abnimmt? Vielleicht können Sie sich eine Haushaltshilfe organisieren (ggf. zahlt dieses auch die Krankenkasse). Ihre eigene Ruhe ist sehr wichtig, um diese auch Ihrem Kind zu vermitteln. Leider verführen Schreibabys dazu, immer wieder Neues auszuprobieren, wodurch man sie noch mehr überreizt. Die meisten Schreibabys sind sogen. Augenkinder, d.h. sie suchen permanent nach neuen Reizen und überfordern sich damit selbst. Als verzweifelte und von Schlafmangel geplagte Eltern unterstützt man unabsichtlich diesen Teufelskreis in vielen Fällen dadurch, dass man ihnen gibt, was sie wollen, nämlich permanet starke Reize. Dazu gehört auch das Schaukeln. Kurzfristig hilft dies. Doch langfristig führt dies zu immer mehr Überreizung und ihr Kind lernt nicht, sich bei Müdigkeit runterzufahren und zu schlafen, sondern lernt, Müdigkeit mit bestimmten Reizen zu verbinden, die es dann immer wieder einfordert, auch wenn diese ihm nicht gut tun. Besser als Schaukel und eine gute Alternative für den Tag, um auch mal die Hand frei zu haben und etwas zu erledigen können, finde ich ein Tragetuch / eine Tragehilfe, sofern ich es richtig interpetiere, dass Sie Ihren Sohn einfach so tragen, oder? Auch hieran müssen Sie Ihr Kind jedoch erstmal gewöhnen, was wiederum mit Geschrei verbunden ist. Ich höre immer wieder, mein Kind mag kein Tuch, doch dies kann man erst sagen, wenn man dem Kind ausreichen Möglichkeit gegeben hat, sich wirklich daran zu gewöhnen. Ausreichend heißt ca. 14 Tage lang. Jeden tag probieren, auch wenn es zuvor nicht geklappt hat. Immer ein Weilchen abwarten und nur rausnehmen, wenn er sich gar nicht beruhigt (mindesten 5 Minuten warten), dann wieder beim nächsten Mal wieder probieren usw.usw, Ansonsten sorgen Sie für einen regelmäßigen Tageablauf und regelmäßige Ruhepausen, selbst dann wenn ihr Kind noch keine Müdigkeitssignale zeigt, in etwa so alle 1,5 bis 2 Stunden. Gewöhnen Sie Ihr Kind sanft ans Liegen in der Waagerechten auf dem Boden, indem Sie sich zu ihm legen und dann, wenn er entspannt, wach und zufrieden ist, immer mal wieder kurze Spiel- und Kuscheleinheiten im Liegen verbringen. Ansonsten begleiten Sie Ihr Kind im Schreien, legen Sie sich zu ihm, aber machen nichts weiter als sanft streichen oder sprechen. Bleiben Sie selbst möglichst ruhig und nehmen Sie sich den Druck, das Schreien sofort stoppen zu müssen. ihr Kind wird ganz von allein lernen, dass nichts Schlimmes passiert und Mama ja auch immer da ist. Wegen der Geburt würde ich mir keine unnötigen Sorgen machen. Es ist eine mögliche Erklärung, doch rückwirkend lässt sich dies im Einzelfall kaum klären. Studien mit Schreibabies haben zudem ergeben, dass die Geburtsbedingungen als Risiko für exzessives Schreien lange nicht so wichtig sind, wie häufig angenommen. Zudem können Sie es ja leider auch nicht ändern, von daher nutzen Sie lieber die Kraft, um nach vorne zu gucken, denn dieser Blick lohnt sich. Bei der großen Mehrheit der Kinder wird das Schreien mit 12-16 Wochen deutlich besser. Bei manchen dauert es länger, doch auch hier ist das Schreien - so schrecklich es sein mag - kein Dauerzustand!! Schwierigkeiten wie die Ihres zweiten Sohnes lassen sich i.d.R. sehr gut behandeln, nur sollten man es eben schnell tun, um das Leiden für alle möglichst kurz zu halten. Dafür wünsche ich Ihnen alles Gute und viel Kraft! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 22.09.2015