12 Monate altes Baby alle 2 Stunden Nachts wach

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: 12 Monate altes Baby alle 2 Stunden Nachts wach

Liebe Frau Dr. Bentz, mein Sohn ist nun fast 12 Monate und war nie ein guter Schläfer. Aber zurzeit ist es eher schlechter werdend. Da ich in zwei Wochen wieder auf Arbeit gehe und 5 Uhr morgens der Wecker klingelt, suche ich verzweifelt nach einer Lösung, wie er vielleicht etwas besser schläft. Ich erwarte ja nicht, dass er durch schläft, aber momentan schafft er nur knapp 2 Stunden am Stück. Wenn ich ihm dann eine Milchflasche gebe, trinkt er diese und schläft meistens wieder ein. Wenn ich es ohne versuche, weil ich der Meinung bin, dass 3 - 4 Milchflaschen zu viel sind (schließlich isst er Tagsüber ausreichend und gut) dann bekommt er einen absoluten Brüllanfall, von dem er sich nicht beruhigen lässt. Er zittert dann teilweise richtig. Lässt sich aber auch nicht auf den Arm nehmen, da macht er sich total steif. Lässt man ihn im Bett, dann wirft er sich hin und her. Ist es normal, dass er noch so oft aufwacht und Milch braucht? Er schläft abends nach einer kurzen Gute-Nacht-Geschichte selbständig ein (zumindest meistens). Was kann ich nur tun? Was mache ich verkehrt? LG Hertzchen

von Hertzchen am 13.08.2015, 22:40


Antwort auf: 12 Monate altes Baby alle 2 Stunden Nachts wach

Liebes Herzchen! Oh, je! Das klingt sehr anstrengend und wenn Sie nun auch noch Druck haben, dass Sie morgen einigermaßen fit in den Tag starten, ist es natürlich sehr verständlich, dass Sie nach einer Lösung suchen! Vorab: es ist tatsächlich so, dass mit 12 Monaten "noch viel Luft" nach oben ist, d.h. ihr Sohn wird auch beim Schlafen noch weitere Sprünge machen. Doch ich finde es richtig, dass Sie allmählich von den nächtlichen Malzeiten wegkommen. Hier würde ich vorab einmal auch den Rat Ihres Kinderarztes einholen: Wie beurteilt er die Gewichtszunahme und wie die gesamte Ernährung. Wenn Ihr Sohn tatsächlich 3-4 volle Milchflaschen austrinkt, nimmt er eine nicht unerhebliche Kalorienmenge nachts zu sich, nämlich so zwischen 300 und 400 Kalorien! D.h. sofern er mit seinem Gewicht nicht deutlich über den für seine Größe errechneten Perzentilen liegt, scheint er diese Menge zu brauchen und nur noch nicht gelernt zu haben, sie sich auch tagsüber zu holen. Wenn allerdings kontinuierlich deutlich überdurchschnittlich viel für seine Größe wiegt, muss insgesamt die Ernährung wahrscheinlich umgestellt werden. Davon unabhängig können solche "Fressattacken" auch immer mal wieder phasenweise vor Wachstumsschüben und / oder motorischen Meilensteinen, die zu mehr Aktivität führen, aufkommen. Doch dies scheint bei Ihnen ja kontinuierlich so zu sein. Daher: bitte vorab den Kinderarzt fragen! Außerdem können Sie sich auch an Ihre alte Hebamme wenden oder wenn Sie Tipps zum Abbau der nächtlichen Milchmenge suchen, an unser Stillforum. Aus meiner Sicht kann ich Ihnen sonst empfehlen, einmal im Tag mehr darauf zu achten, dass Ihr Kind ausreichend Pausen und Ruhe für Malzeiten bekommt . Kinder in diesem Alter sind natürlich schnell ablenkbar und merken den Hunger am Tag manchmal nicht, weil einfach sooooo Vieles viel spannender ist. Aber auch wir Eltern sind ein wichtiges Vorbild. Wenn Malzeiten hektisch, nebenbei oder bei laufendem Fernseher, mit parallel auf dem Handy hantierenden Eltern (leider oft zu beobachten!) ist es kein Wunder, warum Kinder entsprechend reagieren. Sofern nicht bereits geschehen: Schaffen Sie schöne Rituale, eine nette Atmosphäre, so dass Ihr Son lernt, dass Essen Genuss und auch ein wichtiges soziales Ritual ist. Bieten Sie zudem kindgerechte Snacks (Obst, Rohkost, mal ein Knäckebrot etc) zwischen den Malzeiten an (einmal vor- und einmal nachmittags). Schauen sie auch hier mal in das Forum für Kinderernährung, hier gibt es viele Ideen. Kleine Kinder haben noch eine kurze Aufmerksamkeitsspanne und können noch nicht lange ruhig bei Tisch sitzen, brauchen daher oftmals noch diese Zwischenmalzeiten, um auf ihren Energiebedarf zu kommen. Was das Abgewöhnen von nächtlichen Malzeiten betrifft, so ist natürlich Durchhaltevermögen, Konsequenz und Geduld gefragt. Beides ist schwierig, wenn Sie selbst unter starken Druck stehen und übermüdet sind. Daher wäre meine Frage, ob Sie sich kurzfristig etwas Entlastung am Tage organisieren oder ob Sie sich nachts mit Ihrem Partner abwechseln können? Dann fallen alle Maßnahmen leichter und Sie können Ihr Kind auf sanfte Weise zum Durchschlafen gewinnen. Sofern der Kinderarzt sein Ok gibt, heißt es dann Fläschchen für Fläschchen abgewöhnen, entweder durch das Ersetzten durch Wasser, oder einfach gleich ein Fläschchen nach dem anderen weglassen. Das wird nicht ohne Protest gehen! Hier müssen Sie dann am Ball bleiben, Ihr Kind trösten und es durch Streicheln oder Singen neben dem Bett beruhigen. Nach meiner Erfahrung geht es dann relativ schnell, sofern man die ersten Nächte übersteht und eine Tendenz zu erkennen ist. Ich drücke Ihnen die Daumen und wünsche alles Gute für Ihren beruflichen Wiedereinstieg! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 15.08.2015