Kaum ist das Baby auf der Welt, könntest auch schon das nächste folgen - zumindest wenn es nach Mutter Natur geht.
Weil die meisten Frauen direkt nach der Geburt aber (noch) kein weiteres Kind bekommen wollen, steht schon wieder das leidige Thema "Verhütung" an. Wahrscheinlich hat sich dein Körper durch die Schwangerschaft verändert. Die Lebensumstände mit kleinem Baby und durchwachten Nächten sind anders als zuvor. Deine alte Verhütungsmethode, die du vor der Schwangerschaft verwendet hast, passt vielleicht nicht mehr zu dir.
Welche Verhütung nach der Geburt überhaupt in Frage kommt und welche Verhütungsmittel für dich geeignet sind, haben wir hier zusammengestellt.
Der Sicherheitsaspekt: Der Pearl-Index
Für viele Frauen steht die Sicherheit einer Verhütungsmethode im Vordergrund. Sie wird durch den sogenannten Pearl-Index angegeben, der die Fehlerquote anzeigt. Je niedriger er liegt, desto sicherer ist die Methode. In einem Beispiel wird es deutlicher: Ein Pearl-Index von 3,0 besagt beispielsweise, dass von 100 Frauen, die 12 Monate lang diese Verhütung verwenden, 3 in dieser Zeit schwanger werden. Nachdem viele Schwangerschaften aber nicht grundsätzlich durch mangelnde Sicherheit der Methode sondern durch Fehler in der Anwendung entstehen, ist es schwierig hier wirklich genaue Angaben zu machen. Grundsätzlich steigt die Sicherheit auch durch die Erfahrung, die ein Paar mit dieser Methode hat.
Wann nach der Geburt wieder fruchtbar?
Wann du nach der Geburt wieder den ersten Eisprung hast und damit wieder fruchtbar bist, kann man nicht genau voraussagen. Dabei spielt vor allem eine Rolle, ob du dein Baby voll oder teilweise stillst oder gar nicht. Falls dein Baby ausschließlich die Flasche bekommt, wirst du vermutlich etwa 4 bis 6 Wochen nach der Geburt deine erste Regelblutung bekommen. Wenn du teilweise stillst oder Muttermilch abpumpst, etwas später - nach etwa 2 bis 3 Monaten. Dabei solltest du aber bedenken, dass einer Regelblutung meistens schon etwa 2 Wochen vorher ein Eisprung vorausgeht!
Schwanger in der Stillzeit?
Nur wenn du wirklich voll stillst, bist du vor einer Schwangerschaft erst mal einigermaßen sicher. Voll stillen bedeutet in diesem Fall aber, dass du dein Baby tagsüber regelmäßig alle 4 Stunden (nachts alle 6 Stunden) für mindestens 20 Minuten anlegst, und dass es zusätzlich keinen Tee oder Schnuller bekommt. In diesem Fall sorgt der hohe Prolaktinspiegel in deinem Körper dafür, dass der Eisprung unterdrückt wird. Vermutlich wirst du deine Regelblutung etwa 6 bis 18 Monaten nach der Geburt wieder bekommen, je nachdem ab wann du Beikost oder Fläschchen einführst. Aber bitte verlasse dich nicht darauf. Schon eine längere Stillpause, z.B. wenn dein Baby mal länger schläft, kann einen Eisprung zur Folge haben. Wenn du auf Nummer Sicher gehen willst, solltest du zusätzlich verhüten.
Welche Verhütung nach der Geburt?
Durch die Schwangerschaft und die Geburt hat sich dein Körper verändert. Scheide, Beckenboden, Muttermund und Gebärmutter wurden stark gedehnt. Vieles davon wird sich in den folgenden Wochen zurückbilden, aber einige (kleinere) Veränderungen bleiben auch. Ein Diaphragma muss beispielsweise nach der Geburt von deinem Frauenarzt neu angepasst werden (möglich etwa 3 Monate nach der Geburt, aber nicht während der Stillzeit). Es sollte hier aber immer zusätzlich ein Spermizid verwendet werden. Die Spirale kann nach etwa 4 bis 8 Wochen wieder eingesetzt werden, je nachdem wie schnell sich die Gebärmutter vollständig zurückbildet. Die Pille kannst du schon wenige Wochen nach der Geburt wieder nehmen, vorausgesetzt du stillst nicht. Natürliche Familienplanung wie z.B. die symptothermale Methode oder das Basaltemperaturmessen scheiden nach der Entbindung für längere Zeit aus, bis sich dein Zyklus normalisiert hat und wirklich wieder regelmäßig ist. Meistens kommt diese Methode in der ersten Zeit mit Baby aber schon wegen der durchwachten Nächte nicht in Frage. Die meisten Frauen verhüten direkt nach der Geburt erst mal mit Kondomen. Sie sind einfach in der Anwendung, greifen nicht in den Hormonhaushalt ein und können auch schon während des Wochenflusses angewendet werden.
Welche Verhütung während der Stillzeit?
In den ersten Monaten der Stillzeit bist du relativ sicher vor einer erneuten Schwangerschaft - vorausgesetzt du stillst wirklich voll. Trotzdem ist Verhütung natürlich ein Thema, vor allem gegen Ende der Stillzeit. Hormonelle Kombi-Präparate (z.B. Pille, Verhütungsring, Hormonpflaster) scheiden erst mal aus, weil die Östrogene die Menge und Zusammensetzung der Muttermilch verändern. Eine gute Alternative sind reine Gestagen-Präparate (z.B. Minipille, östrogenfreie Pille, Dreimonatsspritze). Die Mikropille muss allerdings sehr regelmäßig und genau eingenommen werden. Kondome kannst du direkt nach der Geburt verwenden. Die Spirale kann nach etwa 4 bis 8 Wochen eingesetzt werden. Ein Diaphragma hält während der Stillzeit nicht, weil der Beckenboden noch sehr instabil und nachgiebig ist. Es sollte erst etwa 3 Monate nach dem Abstillen wieder verwendet werden und muss dann von deinem Frauenarzt neu angepasst werden.
Kein Kind mehr?!
Wenn du dir sicher bist, dass deine Familienplanung abgeschlossen ist, kommt für dich vielleicht auch eine Sterilisation in Frage. Sie kann entweder beim Mann (Durchtrennung/Verschließung der Samenleiter) oder bei der Frau (Durchtrennung/Verschließung der Eileiter) durchgeführt werden. Bedenke aber bitte, dass dies ein operativer Eingriff ist, der normalerweise nicht wieder rückgängig gemacht werden kann. Der große Vorteil ist natürlich, dass du dich in Zukunft mit dem leidigen Thema Verhütung nie mehr befassen musst.
Die Verhütungsmethoden auf einen Blick
Im Anschluss findest du eine Übersicht, welche Verhütungsmethoden für dich im Moment in Frage kommen. Besprich mit deinem Frauenarzt, ob in deinem individuellen Fall von einem anderen Pearl-Index ausgegangen werden muss.
Verhütung nach der Geburt
Methode |
Sicherheit "Pearl-Index" |
Nach der Geburt geeignet |
Während der Stillzeit möglich |
Keine Verhütung |
85 | ||
Pille |
0,1-0,5 | Ja | Nein |
Mikropille | 0,1-0,5 | Ja | Nein |
Östrogenfreie Pille | 0,1-0,5 | Ja | Ja |
Minipille | 0,3-3,0 | Ja | Ja |
Pille danach | 1,0-5,0 | Nur im Notfall | Nur im Notfall, und 36 Stunden danach nicht stillen! |
Andere hormonelle Methoden |
|||
Drei-Monats-Spritze | 0,3-3,0 | Ja | Ja |
Hormonring | 0,2-0,5 | Ja | Nein |
Hormon-Implantat | 0,1 | Ja | Ja |
Verhütungspflaster | 0,7-0,9 | Ja | Nein |
Spirale |
|||
Kupfer-Spirale | 0,9-3,0 | Ja | Ja |
Gestagen-Spirale | 0,1-2,0 | Ja | Ja |
Mechanische / Barrieremethoden |
|||
Kondom | 2,0-3,5 | Ja | Ja |
Kondom für die Frau | 5 | Nach Ende des Wochenflusses | Ja |
Diaphragma | 2,0-6,0 | 3 Monate nach der Geburt | 3 Monate nach dem Abstillen |
Chemische Mittel / Spermizide | 4,0-21,0 | Nein | Nein |
Natürliche Familienplanung |
|||
Basaltemperatur-Methode | 0,8-3,0 | Nein | Nein |
Symptothermale Methode | 0,3-1,2 | Nein | Nein |
Billings-Methode | 5 | Nein | Nein |
Zykluscomputer | 2,0-6,0 | Nein | Nein |
Knaus-Ogino / Kalender-Methode | 9 | Nein | Nein |
Coitus interruptus | 4,0-18,0 | Nein | Nein |
Voll Stillen in den ersten 10 Wochen 1,0 | 1,0 | ||
Stillen | 3,7-7,4 | ||
Chirurgische Methoden |
|||
Sterilisation der Frau | 0,01-1,8 | 3 Tage nach der Geburt möglich | Ja |
Sterilisation des Mannes | 0,03-0,1 | Ja | Ja |