Schätzchen, wieso rast dein Herz denn so?
Ob geistig, seelisch oder körperlich: Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Für den noch voll in der Entwicklung steckenden kindlichen Körper gelten ganz eigene Regeln und Werte. Das betrifft auch Herzschlag und Blutdruck.
-
Vielleicht haben Sie manchmal schon gestutzt, wenn Sie Ihr Kleines an sich gedrückt haben: Das Herz Ihres Kindes scheint rasend schnell zu schlagen. Kein Wunder, dass Eltern sich da fragen, ob alles in Ordnung ist. Ist es normalerweise. Denn das Herz von Babys und Kleinkindern schlägt grundsätzlich viel schneller als das Erwachsener.
Bei Neugeborenen gelten 130 Schläge pro Minute als Normalwert. Im ersten Lebensjahr sinkt diese Zahl dann auf 120 Schläge und im Laufe des zweiten Lebensjahres auf etwa 110 Schläge in der Minute. Ihre eigene Herzfrequenz dürfte im Ruhezustand dagegen bei etwa 70 Schlägen in der Minute liegen. Diesen Wert erreicht ein Mensch erst mit etwa 16 Jahren. Und für uns alle gilt: Bei Aufregung oder Anstrengung schlägt das Herz schneller. Ist Ihr Kleines gerade gerannt oder hat fröhlich herumgetobt, kann sein Herz also tatsächlich erstaunlich schnell pochen. Übrigens ist das kindliche Herz im Vergleich zum restlichen Körper auch größer als das eines Erwachsenen.
- Erschrecken Sie bitte nicht, falls Sie ein Blutdruckmessgerät haben und spaßeshalber mal Ihrem Kind den Blutdruck messen: Er wird, verglichen mit dem eines Erwachsenen, erstaunlich niedrig sein.
Die Sache mit dem Schlaf
"Kinder brauchen genug Schlaf!" Das wussten schon unsere Großeltern. Aber warum eigentlich ist der Schlaf so wichtig für Wachstum und Entwicklung? Die moderne Medizin hat da einiges herausgefunden:
- Das Wachstumshormon HGH (= Human Growth Hormone) wird vor allem dann ausgeschüttet, wenn ein Mensch schläft. Dieses Hormon ist unentbehrlich für das Längenwachstum. Kinder und Jugendliche sind darauf angewiesen, dass mit der HGH-Ausschüttung alles stimmt.
- Das Immunsystem scheint die Zeit des Schlafes zu nutzen, um neu trainierte Reaktionen gleichsam abzuspeichern. Tests ergaben zum Beispiel, dass die Antikörperbildung nach Impfungen höher war, wenn die frisch Geimpften genug Schlaf bekamen. Da das körpereigene Abwehrsystem bei Kindern noch voll in der Entwicklung steckt, kann es jede Unterstützung gebrauchen.
- "Schlaf erst mal drüber" heißt ein Ratschlag, wenn jemand ein kniffliges Problem zu meistern hat. Gar nicht so falsch. Zumindest für motorische Fähigkeiten, also solche, die mit Bewegung verbunden sind, scheint was dran zu sein. Denn unser Gehirn arbeitet auch im Schlaf. Und gerade in dieser Zeit baut sich wohl das Langzeitgedächtnis auf. Kurz vorher erstmals neu geübte Fertigkeiten haben so eine Chance, Stück für Stück ganz selbstverständlich zu werden. Ohne eine solche goldene Brücke könnte kein Kind die vielen neuen Aufgaben meistern, vor denen es jeden Tag steht.
- Dem Stoffwechsel liegen höchst komplizierte und sehr fein abgestimmte Regelsysteme zugrunde. Auch sie scheinen besser zu funktionieren, wenn ein Mensch genug schläft.
Der Schlaf ist also ganz und gar keine vertane Zeit. Im Gegenteil, er ist für die Entwicklung eines Kindes und das Wohlbefinden eines jeden Menschen wohl unentbehrlich. Denn nicht zuletzt bedeutet Schlafen auch, dass Geist, Seele und Körper eine Pause bekommen. Nicht ununterbrochen auf die vielen Reize aus der Umwelt reagieren zu müssen, das ist gerade für Kinder wichtig. Denn ihr Gehirn ist nach wie vor damit beschäftigt, sich selbst und zugleich das optimale Programm für ein erfolgreiches Leben zu entwickeln. Sie wollen wissen, wie viel Schlaf denn genug Schlaf für Ihr Kind ist? Die Faustregel lautet: etwa zehn bis 13 Stunden innerhalb von 24 Stunden. Auch hier gibt es also individuelle Schwankungen.
Allgemeine Fragen zu Wachstum und Entwicklung können Sie im Forum von Kinderarzt Dr. Busse stellen.