Häufige Infekte in Kinderkrippe und Kindergarten

Infekte in Krippe und Kiga

© Adobe Stock, svetamart

Wenn der Sommer zu Ende ist, besuchen viele Kinder erstmals den Kindergarten, eine Krippe oder eine Krabbelgruppe. Gleichzeitig kommen mit der kalten Jahreszeit auch wieder die üblichen "Erkältungskrankheiten / Infekte" auf uns und unsere Kinder zu. 

Husten, Schnupfen, Fieber, Abgeschlagenheit etc. sind die Begleiterscheinungen. Der Eindruck der Eltern ist oft:

Hilfe, mein Kind ist ständig krank...!

Mit einem Irrtum muss man aufräumen: Zwar häufen sich Infekte in der kalten Jahreszeit, mit "Kälte" an sich haben diese Krankheiten eigentlich nichts zu tun. Sie werden durch Infektionserreger, meist Atemwegsviren, verursacht. Da wir im Winter sehr viel häufiger auf engem abgeschlossenem Raum miteinander Kontakt haben, haben es die Erreger viel leichter, sich von Mensch zu Mensch auszubreiten. Mütze, Wollschal und allzu dicke Kleidung schützen also nicht vor den "Erkältungsviren".

Was kann ich zur Vorbeugung tun?

Anders formuliert wäre die Frage: Wie kann ich bei meinen Kindern Infekte verhindern? Dabei sind 2 wichtige Übertragungswege zu berücksichtigen:

  1. Tröpfcheninfektionen
    Beim Husten und Niesen gelangen Viren mit kleinsten Tröpfchen, sog. Aerosolen, in die Umgebung der hustenden/niesenden Person. Je mehr ich Abstand halte, umso geringer wird die Virusmenge und damit auch die Chance mich anzustecken. Nicht zuletzt durch die Coronapandemie ist die Rolle dieser Aerosole deutlich geworden.
  2. Übertragung über die Hände
    Wenn man ein Taschentuch braucht, um kräftig die Nase zu schnäuzen, wird dieses schnell feucht. Das Sekret ist voller Viren, und damit auch die Hände, mit denen das Taschentuch angefasst wird. Gebe ich einer anderen Person dann die Hand, übertrage ich auch die Viren. Greife ich in öffentlichen Verkehrsmitteln an Stangen, Schlaufen oder Griffe, kontaminiere ich diese, und eine andere Person kann sich dadurch anstecken.

Wenn ich als Erwachsener nun einen fieberhaften Infekt habe und keinen Abstand von meinen Kindern halten kann, ist eine FFP2-Maske ein hochwirksames Mittel, meine Kinder vor Aerosolen zu schützen. Um Kontaminationen über die Hände zu vermeiden, nützt ausgiebiges Händewaschen, besser noch mit nachfolgender Händedesinfektion, um eine Übertragung über die Hände zu vermeiden.

Schwierig ist es in Kita und Schule. Wir haben dazu aber vieles durch die Coronapandemie gelernt, was auch für die üblichen Erkältungsviren nützlich sein kann. Die Übertragungswege sind ja dieselben!

Und wenn der Schnupfen schon da ist?

Während ein Schnupfen Kinder tagsüber eher weniger beeinträchtigt, verhindert eine verstopfte Nase nachts meist einen erholsamen, tiefen Schlaf. Dann können abschwellende Nasentropfen mit spezieller Dosierung für Babys oder Kleinkinder helfen, die Atmung zu erleichtern. Fragen Sie hierzu Ihren Kinderarzt oder Ihre Kinderärztin.

Wie reagiert das Immunsystem

In den ersten Lebensmonaten ist das Baby in einem begrenzten Umfang durch sog. IgG-Antikörper, die von der Mutter vor der Entbindung über den Mutterkuchen (Placenta) auf das Kind übertragen wurden, vor Infekten geschützt. Dieser Schutz hält aber nur 3-4 Monate an. Hinzu kommt bei gestillten Kindern ein gewisser Schutz durch sog. Sekret-IgA-Antikörper, die über die Muttermilch übertragen werden. Nach dieser Startphase ist das Baby auf sich allein gestellt.

Besonders im 1. Lebensjahr findet eine starke Reifung des Immunsystems statt, und schon im Säuglingsalter ist es zu erstaunlichen Leistungen in der Lage. So kann schon nach wenigen Monaten durch einige Impfungen ein langanhaltender Immunschutz mit immunologischem Gedächtnis aufgebaut werden.

Bei den Atemwegsviren fehlt zunächst dieses immunologische Gedächtnis. Wird ein Baby oder Kleinkind mit einem Virus angesteckt, das es noch nicht kennt, muss es sich damit auseinandersetzen und die Infektion überwinden. Danach kann sich das Immunsystem an dieses Virus erinnern, es ist „Immunität“ entstanden. Leider gibt es sehr viele Viren, und gegen jedes dieser Viren muss solche Immunität aufgebaut werden. Das führt dazu, dass Kinder bis zum 4. Lebensjahr häufiger Infekte haben als Kinder ab 5 Jahr.

Hinzu kommt natürlich der Kitaeffekt. Kommt ein Kleinkind neu in eine Gruppe von 20 Kindern, geht es los mit den Infekten, da natürlich die Infektquellen dort stärker verbreitet sind als zu Hause. Auch wenn ein Baby oder Kleinkind viele Geschwister hat, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass von den Geschwistern jemand etwas „einschleppt“.

Infekte - ein notwendiges Übel?

Leider gibt es gegen die üblichen "Erkältungs-Viren" noch keine Impfungen. Häufige Infekte mit diesen Viren (bis zu 10 leichte Infekte pro Jahr) sind also bei Kleinkindern leider trotz Impfungen möglich. Ein immungesundes Kind baut aber auf diesem Wege Schritt für Schritt Immunschutz auf. Bis zum Schulalter ist im Regelfall das Schlimmste überstanden.

Nur selten gibt es bei Kindern angeborene Störungen des Immunsystems, die zu schweren Infektionen führen und näher untersucht werden müssen. Solche schweren Infektionen müssen fast immer im Krankenhaus behandelt werden. Muss ein Kind mehrfach wegen Infektionen ins Krankenhaus, muss an solche angeborenen Immundefekte gedacht werden. Ob so etwas vorliegen könnte, kann mit Hilfe der 12 Warnzeichen besser eingeschätzt werden.

Kann und muss man Infektanfälligkeit behandeln?

Sind Infekte zwar häufig und für alle Beteiligten lästig, das Kind erholt sich davon aber immer gut und muss nie ins Krankenhaus, bedarf es keiner besonderen Maßnahmen oder Blutuntersuchungen.

Für das Immunsystem ist eine ausgewogene Ernährung wichtig, die alle notwendigen Vitamin und Spurenelemente enthält. Zusätzlich wird vorbeugend bis zum 2. Lebensfrühjahr Vitamin D gegeben, um einen Mangel zu vermeiden. Damit ist das Immunsystem bei gesunden Kindern versorgt, und zusätzliche „Stärkungsmaßnahmen“ für das Immunsystem, wie sie vielerorts angeboten werden, sind überflüssig. Regelmäßige Bewegung, möglichst an der frischen Luft, kann zusätzlich nützlich sein, übrigens auch für die Eltern.

Nur bei den wenigen Kindern, bei denen in der Tat ein Immundefekt vorliegt, sind spezifische Maßnahmen nötig, die Ihnen vom Kinderarzt oder –ärztin erläutert werden.

Wenn Sie allgemeine Fragen zu diesem Thema haben, können Sie diese gern im Expertenforum Immunsystem von Babys und Kindern an Prof. Dr. med. Volker Wahn stellen.

Zuletzt überarbeitet: Januar 2022

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