Umgang mit Schlafproblemen und schüchternheit

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Umgang mit Schlafproblemen und schüchternheit

Liebe Frau Bentz, ich habe zwar keine Schreikinder aber ich habe das Gefühl dass Sie trotzdem die Richtige für meine Fragen sind. Ich berichte am besten erst von meiner Tochter. Sie ist 2 1/2 Jahre alt und ein sehr einfühlsames, und in Bezug auf fremde Menschen (außer Babys) schüchternes Kind. Sie hat sehr früh (4,5 Monate ging es los) ausgeprägt gefremdelt. Sie ist sehr schreckhaft und geräuschempfindlich. Sie liebt es Bücher zu lesen und findet vor allem Geschichten interessant wo jemand Angst hat oder weint. Im Kinderturnen macht sie mich auf alle stärkeren Emotionen andere Kinder aufmerksam ("mami schau mal, Kinder lachen ", " mami schau mal Junge weint") . wenn sie sich in ihrer Umgebung wohl fühlt, kann sie aber auch richtig aufdrehen und ganz wild sein. Sie entwickelt immer mal wieder Ängste (vor kurzem war es der Scheibenwischer am Auto der plötzlich Probleme gemacht hat, momentan ist es der Wind wenn er zu stark weht und es daher über all klappert) die dann aber wieder schwächer werden. Momentan sind es Männer die sie nicht mag. Sie ist zum Beispiel nur schwer davon zu überzeugen in die Wohnung meiner Freundin zu gehen, wenn ihr Mann da ist. Wenn sie dann dich rein geht setzt sie sich zu mir mit rücken zu ihm (was ja in Ordnung ist). Ihr ist es jetzt auch ganz wichtig immer zu sagen dass nur unser Freundin mit Kindern kommen soll und der mann zu Hause bleiben soll. Sie ist also wirklich gestresst. Neulich wollte sie dann nicht mal mehr auf dem Gehweg weiter laufen, weil vor uns ein Mann lief. Ich weiß nicht wie ich mit dieser Angst richtig umgehen soll. Ich versteh dass sie den Mann meiner Freundin nicht so mag, weil er eher ruppig rüberkommt. Aber dass sich das jetzt generell auf Männer überträgt finde ich schwierig. Ich will nicht dass sie ständig Angst haben muss. Mit Männern hat sie keinerlei schlechte Erfahrungen gemacht, ihren Papa und Opa findet sie super klasse. Wie helfe ich ihr aus/durch ihre Angst? Sie wird auch noch nicht fremdbetreut. Mein Sohn (1Jahr alt) ist ein bisschen das Gegenteil von meiner Tochter (bezogen auf das Temperament, toll sind beide ;-)!). Er hat kaum gefremdelt und strahlt jeden freundlich an, weswegen alle ihn als echten Sonnenschein bezeichnen und als was ganz besonderes (im Hinblick auf meine Tochter die genauso perfekt ist finde ich es sehr unangebracht das so zu sagen). Sein bzw. mein Problem sind die Nächte. Er schläft unheimlich schlecht (seit geburt), d.h. er wacht oft auf und braucht dann Hilfe beim einschlafen. Bis vor zwei Wochen noch in Form von sehr verdünnten Milchfläschchen. Allerdings kommt es in 3-4 von 7 Nächten vor, dass ganz aufwacht (seit vier Monaten sehr regelmäßig, davor aber auch schon). Dass heißt er fängt fröhlich prusten und brabbeln an, manchmal meckert er erst ein bisschen. Für mich ist das unheimlich anstrengend weil er am Ende dieser Stunde wach sein wieder Einschlafhilfe benötigt. Ich kann und will ihn nachts nicht mehr tragen also schieb ich entweder das Bettchen hin und her bis er schläft oder er kommt in mein Bett und er legt sich auf (nur das hilft, weniger nähe geht nicht) mich, nestelt ewig rum und schläft dann endlich wieder. Jetzt habe ich Angst, dass er gelernt hat nachts wach zu sein. (Licht bleibt in dieser wachzeit aus und ich spreche auch nicht mit ihm). Von der gesamtschlafzeit kann ich bei ihm guten gewissen nichts kürzen, weil er abends richtig müde ist, das gleiche auch vor seinem Mittagsschlaf. Mir geht es aber langsam nicht mehr gut damit, weil ich morgens ja mit meiner Tochter um kurz nach sechs aufstehen muss, da sie früh wach wird (mein Sohn meist erst gegen sieben Uhr nach einer schlechten Nacht). Haben Sie einen Rat, was ich noch probieren könnte? Einschlafen klappt übrigens gut,sprich im eigenen Bettchen und ganz friedlich. Ich bin selber eine "schlechte" Schäferin und auch meine Tochter schläft noch lange nicht durch (aber ihr reicht es zu wissen dass wir da sind um wieder ein zu schlafen). Vielen Dank für Ihre Zeit

von Isieli am 10.02.2016, 12:56


Antwort auf: Umgang mit Schlafproblemen und schüchternheit

Liebe Isieli, Nun, da haben Sie mir ja zwei komplexe Fragen gestellt. Ich habe hier in meinem Forum natürlich nur begrenzte Ressourcen für jeden Fall und kann keine Beratung ersetzen, von daher werde ich mich auf das Wesentliche beschränken. Zunächst mal: Haben Sie keine Angst vor der Angst Ihre Tochter! Sicher ist sie sensibel und feinfühlig und durchaus manchmal auch gestresst, doch das ist ok! Sie beginnt erst gerade damit, die Klaviatur aller Gefühle so richtig wahrzunehmen in Bezug zu sich zu setzen und einzuordnen. Mit Erwachsenaugen erscheint da manches unlogisch, nicht nachvollziehbar oder bizarr. Für Kinder ist die elterliche Reaktion die wichtigste Informationsquelle, wenn es darum geht, innere Gefühlzustande einzuordnen. Resonanz ist also wichtig. Ebenso wichtig ist es, dass alle Gefühle Ihren Raum haben dürfen, eben auch Angst, Wut, Eifersucht etc. D.h. zeigen, dass man Die Gefühle eines Kindes wahrnimmt und respektiert ist entscheidend für eine gesunde psychosoziale Entwicklung. Grundhaltung sollte also sein: „Es ist ok dass du so fühlst und kein Gefühl ist falsch“, doch die Reaktionen darauf können eben falsch bzw. unpassend sein und hier lernen Kinder eben von uns. Gehen wir in die Vermeidung suggerieren wir tatsächlich: „Achtung, deine Angst ist berechtigt. Hier ist Gefahr in Verzug!“. Begeben wir uns dagegen in die Situation (Konfrontation ist mir hier zu hart, aber im Grunde ist es ja so), vertrauen wir unseren Kindern, eine Situation zu bewältigen und verhalten uns natürlich, so zeigen wir, dass keine Gefahr besteht. Das Ganz passiert nicht von heute auf morgen, denn wir lernen erst durch widerholte Erfahrungen. Was Ihren Sohn betrifft, nun dazu gibt es hier unzählige Tipps, von denen Sie ja einige schon gelesen haben. Wenn Sie schon einen stabilen Rhythmus haben, und sich sicher sind dass der Schlafbedraf der Bettzeit entspricht, fehlt vielleicht einfach noch ein bisschen mehr Zutrauen in Ihr Kind, dass es auch ohne Ihren Bauch oder große elterliche Einschlafhilfen schlafen kann. Allein schlafen muss er dabei nicht, doch wenn Sie etwas ändern wollen, geht kein Weg daran vorbei, Gewohnheiten, die gesunden Schlaf behindern, in Gewohnheiten, die gesunden Schlaf fördern zu ändern. Von allein wird dieser Impuls nicht kommen, denn die Änderungsmotivation geht ja nicht von Ihrem Sohn aus. Das heißt auch, niemand wird Sie aus Situation, eine Entscheidung treffen und umsetzten zu müssen, bringen können, es sei denn Sie warten ab, bis Ihr Sohn das von selbst nicht mehr möchte (auch das wäre ja legitim, sofern beide damit klarkommen). Grundsätzlich habe ich den Eindruck, dass Sie eine Mutter sind, die Ihre Kinder sehr genau beobachtet, sehr viel hinterfragt und analysiert. Sie scheinen mir mehr in Richtung „Kopf“- als „Bauchmensch“ zu gehen. Das ist auch völlig in Ordnung, doch es kann auf die Dauer auch sehr anstrengend werden, zumal wenn der Bauch dauerhaft kein Gehör findet. Dies kann immer dann der Fall sein, wenn man gelernt hat, bestimmte Gefühle zu unterdrücken oder man Angst hat, von Ihnen überrollt zu werden. Mein Tipp: versuchen Sie einmal, nicht mehr immer alles richtig zu machen, sondern so wie sich gut anfühlt. Trauen Sie vor allem Ihren Kindern mehr zu. Sie können und sollten Sie nicht vor allen möglichen negativen Gefühlen bewahren. Es ist wichtig, dass Kinder lernen, auch mit Wut, Frust, Angst oder Enttäuschung umzugehen und dass Mama auch ein Wesen mit Bedürfnissen ist. Ihr Kleiner will auf Ihrem Bauch schlafen? Wollen Sie das auch? Wenn nicht, dann müssen sie durch seine Enttäuschung durch. Davon behält er keinen Schaden und wird nicht gleich bindungsgestört, aber es erfordert sicher Geduld und Nerven. Wenn Ihre Tochter Angst hat, können sie solche Situationen vermeiden, oder aber Ihre Angst aushalten und sie begleiten. Wenn Sie allerdings aus dem Grübeln nicht herauskommen, gibt es sicher auch bei Ihnen die Möglichkeit, sich mal einen kompetenten Rat einzuholen. Sie es bei der Erziehungsberatung, bei einem Kinder und Jugendpsychotherapeuten u.Ä. So oder so: Sie und Ihre Kinder sind groß- und einzigartig! Darauf können Sie ruhig mehr vertrauen! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 12.02.2016


Antwort auf: Umgang mit Schlafproblemen und schüchternheit

Unser Tage folgt immer dem gleichen Rhythmus, unser Abend Ritual ist auch immer das gleiche. Er schläft vormittags zwischen 11.30 und ca. 14 Uhr (bis vor einer Woche hat er diese Zeit auf zwei schläfchen verteilt) und geht abends zwischen 19 und 20 Uhr schlafen, je nach erreichter Müdigkeit und Aktivität am Tag.

von Isieli am 10.02.2016, 13:12