Einschlafschwierigkeiten

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Einschlafschwierigkeiten

Liebe Fr. Bentz! Unser Sohn ist 7 Wochen alt, wird Vollgestillt (verweigert Schnuller,Flasche)? Schläft bei uns im Bett (schreit sobald er ins Gitterbett soll) und kann einfach bzw will nicht selber einschlafen, d.h. seine Augen fallen schon fast zu aber anstatt zu schlafen schreit er nur. Jedoch wenn er Abends eingeschlafen ist, klappt es in der Nacht super mit ihm. Wir müssen ihn zuvor herumtragen usw, bis er endlich auf unserem Bauch eingeschlafen ist, oder auch mal beim stillen. Die ersten Wochen nach der Geburt hat er fast nichts geschlafen. Er tut mir nur Leid weil er ja müde ist aber nur schreit. Hoffe Sie haben einen Tipp bzw. Ratschlag?!

von Claudi1991 am 10.03.2016, 17:54


Antwort auf: Einschlafschwierigkeiten

Liebe Claudi1991! zunächst: Sie machen schon so vieles richtig klasse! Dass Ihr Sohn trotzdem schreit, dürfen Sie nicht als Zeichen dafür sehen, dass Sie alles falsch machen! Er ist eben noch nicht so gut in dieser Welt angekommen - aus welchen Gründen auch immer und hat offenbar leider noch so seine Schwierigkeiten, sich selbst zu regulieren. Es ist sogar gar nicht selbstverständlich, dass die Nächte dann so problemlos verlaufen, was zeigt, dass Sie schon sehr viel geschafft haben! Die Zeit spielt Ihnen dabei in die Hände - von daher sind es jetzt anstrengende Wochen, doch es wird sicher besser. Sie sollten sich daher auch nicht dazu verführen lassen, jetzt alles Mögliche auszuprobieren und eine Beruhigungsmethode auf die andere folgen zu lassen. Das verwirrt Ihren Sohn noch mehr. Bleiben Sie also bei einer Sache! Meine Empfehlung: achten Sie besonders am Tag auf regelmäßige Pausen und Ruhe und lassen Sie den Tag rechtzeitig ruhig ausklingen. Mit sieben Wochen ist alles noch ein wenig durcheinander, doch können Sie schon sanft auf einen festen Rhythmus hinarbeiten. Vor allem ist es wichtig, dass Sie Ihren Sohn rechtzeitig ins Bett legen, nicht erst wenn er hundemüde und völlig überreizt ist. Sie können hier ruhig schon mal versuchen, eine feste Zeit einzuführen. Dann ist es überhaupt kein Problem, wenn Sie Ihren Sohn bei sich einschlafen lassen. Auch das Einschlafstillen finde ich völlig ok! In einer perfekten Welt lässt sich ein Kind vielleicht nach dem Stillen problemlos wach in sein Bettchen legen, wo es dann friedlich schlummert, doch in der Realität sieht dies oft anders aus. Es gibt daher auch nicht wenige Stimmen, die argumentieren, dass wir mit unseren Erwartungen an selbstständige Einschlafen erst Probleme schaffen, schließlich setzt dies beide - Kinder und Eltern - unter starken Druck. Außerdem lässt sich jede Gewohnheit auch wieder abgewöhnen. Hier muss man manchmal schlicht pragmatisch denken und sich fragen, was das kleiner Übel ist. Auf was ich allerdings verzichten würde, wäre das Tragen zum Einschlafen. Tagsüber ist dies ok. Doch abends und nachts sollte darauf geachtet werden, dass ein Kind nicht weiter durch Bewegungsreize weiter überfordert wird. Kurzfristig lässt sich ein Kind dann zwar von seiner Müdigkeit und Erschöpfung ablenken doch langfristig kommt man so schnell in einen Teufelskreis aus Überreizung und Ablenkung durch neue Reize, die dann immer intensiver und andauernder sein müssen. ich rate daher auch immer dazu, sich abends neben das Kind zu legen, zu stillen) und dann maximal eine Hand auf den Bauch zu legen. So lenken wir ein Kind nicht von seinem inneren Zustand (Müdigkeit) ab und es wird angstfrei mit anwesenden Eltern lernen, dass man das "doofe Gefühl durch Schlaf wegbekommt" Natürlich bedeutet das in den ersten Tagen (mehr) Stress. Doch eben nicht Panik oder Angst, denn Sie sind dabei und können Ihrem Kind durch Ihre Ruhe zeigen, dass alles in Ordnung ist. Voraussetzung ist natürlich, dass Sie selbst versuchen, auch ruhig zu bleiben. Vielen helfen dabei Ohrenstöpsel oder ein Gehörschutz. Sie können dann trotzdem Ihr Kind hören, doch die schrillen Obertöne, die uns sofort in Alarmbereitschaft versetzen, werden etwas abgepuffert, so dass wir leichter unsere Atmung und die Muskelspannung kontrollieren können. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und Kraft! Sicher lässt der Sandmann nicht mehr lang auf sich warten (-; Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 14.03.2016