Baby 17 Wochen schreit immer beim einschlafen

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Baby 17 Wochen schreit immer beim einschlafen

Sehr geehrter Frau Dr. Bentz, Mein Sohn ist nun 17 Wochen jung und seit ungefähr 10 Wochen brüllt er panisch wenn er schlafen soll. Sobald er müde ist wird er gepuckt und im Arm geschaukelt, dabei brüllt er sich abet erst mal in Rage. Im Bett kann man ihn überhaupt nicht beruhigen, ungepuckt geht auch nicht. Am besten klappt es noch im Tragetuch,aber da muss man ständig in Bewegung bleiben und kann sich nicht setzen. Seit zwei Wochen haben wir dazu noch das Problem, dass er tagsüber immer nur 30 min Schläfchen hält und natürlich dementsprechend müde ist. Allerdings schläft er abends vor 20 Uhr nicht, das Schläfchen um 17/18 uhr kann ich ihm auch nicht streichen,da er sonst völlig überdreht ist. Ich weiss langsam nicht mehr was ich machen soll,sobald man ihn ins Bett legt um ihn zu pucken brüllt er los. Aufm Arm brüllt er auch,egal ob ich im Schlafzimmer oder Wohnzimmer bin. Abends klappt es zum Glück besser, da schläft er entweder beim stillen ein oder friedlich in meinem Arm. Bis zur 6. Woche ist er einfach auf meinem Arm eingeschlafen ohne so extrem zu brüllen. Er hatte mit 7 Wochen die erste Rotaviren Impfung erhalten, kann es da einen Zusammenhang geben? Vielen Dank und liebe grüße

von Scarlett1405 am 02.06.2016, 11:06


Antwort auf: Baby 17 Wochen schreit immer beim einschlafen

Liebe Scarlett! Herrje, das hört sich ja so an als würde Ihr Kleiner so richtig aufdrehen. Das tut mir leid, denn es ist natürlich eine sehr anstrengende und nervenzehrende Situation. Doch so stressig und aufwühlend das Schreien auch ist – es ist an sich nichts Schlimmes! Natürlich sollten Sie immer auch den Kinderarzt befragen, der auch bezüglich des Impfens der richtige Ansprechpartner ist. Doch Babygeschrei ist naturgemäß nun einmal so gemacht, bei uns Erwachsenen eine Alarmreaktion auszulösen. Das ist ja auch richtig, schließlich ist ein Säugling ein extrem hilfloses, bedürftiges Wesen. Doch manchmal kann uns diese Alarmreaktion in die Irre führen, nämlich meist dann wenn es dem Kind an nichts fehlt, es satt, trocken und gesund ist und doch schreit, schreit, schreit. Dann nämlich verführt uns die Alarmreaktion dazu, dass wir meinen, wir müssen unbedingt IRGENDETWAS tun. Doch manchmal will das Baby eben nur einfach seine Ruhe und zeigt uns mit dem Schreien, dass es überreizt und überfordert ist und den Aus-Knopf nicht findet. Die Dramatik, die wir in dem Moment erleben, hat es für das Baby vermutlich gar nicht. Sicher ist es gestresst und möchte das unangenehme Gefühl der Müdigkeit gern loswerden, doch mehr als Schreien kann es ja nun noch nicht. Ein Erwachsener, der so lang so schreien würde, hätte dagegen vermutlich ein gravierendes Problem. Trauen Sie sich daher, ruhig zu bleiben, denn Beruhigen kommt von Ruhe! Schaukeln, Schuckeln und Umhergehen sind starke Reize, die zwar kurzfristig ein Kind ablenken und damit scheinbar beruhigen können, andererseits dazu führen, dass ein Kind immer mehr überreizt. Ein Teufelskreis der typisch für die von Ihnen beschriebenen Probleme ist! Also: nehmen Sie Ihr Kind, halten es im Arm (stehend oder liegend ist egal) und lassen es sich beruhigen, ohne dass Sie Weiteres dazutun. Das ist zugegebenermaßen schwer auszuhalten und wird bei den ersten Versuchen sicher noch einiges schlimmer machen, doch nach und nachbekommt Ihr Kind dann wirklich die Möglichkeit zur Ruhe zu kommen. Achten Sie ansonsten auf einen regelmäßigen Tagesablauf mit regelmäßigen Pausen. Dass kann je nach Kind schon alle 1,5 sein! Manchmal muss man zudem als Eltern die Initiative ergreifen und so eine Ruhepause quasi „aufdrängen“, denn mache Kinder sind Meister in der Selbstablenkung und zeigen Müdigkeitszeichen erst dann, wenn es schon zu spät ist. Ein Kind muss dann nicht immer schlafen, doch sollte man durch Reizabschottung dafür sorgen, dass es sich runterfahren kann. Lassen Sie den Tag zudem bereits am späten Nachmittag ausklingen und verlegen Sie für „aufregende“ Aktivitäten (Besuche, Kinderarzt, Einkaufen, Autofahren etc.) auf die Vormittage. Doch bei all dem: vergessen Sie sich selbst nicht! Sie können nur dann Ruhe spenden, wenn Sie auch die Kraft dazu haben. Nehmen Sie also Unterstützung an und fragen Sie um Hilfe, wenn Sie Entlastung brauchen. Selbst wenn es in Ihrer Familie niemanden geben sollte, so existieren zahlreiche gute Programme für junge Familien, die genau solche Situationen abdecken sollen (Frühe Hilfen, wellcome etc). Ich drücke Ihnen die Daumen, dass der Spuk bald vorbei ist! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 05.06.2016