Frage im Expertenforum Im Wochenbett und danach an Stephanie Rex:

Familie akzeptiert Grenzen nicht

Stephanie Rex

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Hebamme im DHV - Deutscher HebammenVerband e.V.

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Frage: Familie akzeptiert Grenzen nicht

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Guten Abend Frau Rex Ich habe extrem Mühe mit einigen Familienmitgliedern die dauernd unsere Kleine halten wollen und richtig wütend werden wenn wir es nicht erlauben. Man nimmt sie und auch einfach aus den Armen obwohl wir es verneinen. Wenn wir sie geben setzt man sie aufs Sofa und lässt sie mit drei Monaten alleine dort "sitzen" was ich sehr gefährlich finde. Man gibt mir auch immer ungewollt Tipps und sagt wie ich es machen soll (Dinge die bereits längst überholt wurden). Man gibt sie auch einfach weiter wenn ich kurz aufs WC gehe und nicht da bin. Obwohl ich das nicht möchte. ich bin langsam am Ende und recht verzweifelt, so dass ich garnicht mehr diese Familienmitglieder sehen möchte. Aber ich möchte meiner Tochter auch die Familie nicht verwehren. Kann dieser Verhalten meiner Kleinen schaden? Sie wirkt dabei immer recht zufrieden und Ist sehr aufgeschlossen (5 Monate alt). Wie kann ich besser mit solchen Situationen umgehen?


Stephanie Rex

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Liebe  mein.name,  bei deiner Geschichte fällt mir einen Satz ein den einmal eine Freundin zu mir gesagt hat: „Werde endlich zu Löwin deiner Tochter!"  Und, dieses Problem haben leider einige Familien. Du musst gar nichts akzeptieren was gegen dein eigenes Mutter Gefühl spricht. Das andere gerne Tipps geben möchten, kommt in den besten Familien vor. Es gibt zwei Möglichkeiten: entweder du stellst bei den Tipps auf Durchzug oder du stehst deine Frau und sagst etwas dazu. Eine diplomatische Möglichkeit wäre: " Vielen Dank für eure Tipps und dass ihr euch solche Gedanken macht. Ich weiß dies sehr zu schätzen. Aber nun sind wir eine eigene kleine Familie und möchten unsere Erfahrungen selber machen".  Dann wird wahrscheinlich folgendes zurückkommen: „ich möchte dir doch nur helfen“. Darauf sagst du: „wie gesagt, das weiß ich sehr zu schätzen aber ich möchte momentan keine Tipps mehr! Wenn ich Fragen habe, werde ich mich natürlich jederzeit an dich wenden!".  Dies wäre eine sehr freundliche, deutliche und diplomatische Art, ohne, dass es in einem Streit oder Diskussion ausartet.  Das herumreichen deines Kindes geht natürlich überhaupt nicht. Jede Mutter wird dir bei diesem Thema beipflichten.  Ich erzähle dir mal eine Geschichte von einer Familie die ich im Wochenbettbetreuung begleitet habe:  Die Mutter hatte genau das gleiche Problem wie du. Im Grunde werden die Grenzen nicht eingehalten und auch nicht nach deiner Meinung gefragt. Die frischgebackene Mutter hat sich das noch einmal angeschaut und hat dann die Handtasche der, in diesem Fall Schwägerin, genommen und sich selber mit dieser Tasche neben die Schwägerin gesetzt. Natürlich fragte die Schwägerin was das Verhalten soll und die Antwort war ganz einfach. Du nimmst dir einfach mein Kind, dann kann ich mir einfach deine Handtasche nehmen.  Bei dem nächsten Besuch verhält sich die Schwägerin nicht anders als wie bei den Besuchen zuvor. Die Mutter nahm sich wieder die Handtasche der Schwägerin und reichte die Handtasche an alle anderen Anwesenden weiter.  Sicherlich war dies ein Grund zu Diskussionen.  Die Mutter hat sehr selbstbewusst gesagt: "Gut, ich lege deine Handtasche wieder weg und frage dich einfach - kann ich mir deine Handtasche nehmen? Genauso frag du mich bitte bei meinem Kind!"  Die Schwägerin hat im Anschluss die Wohnung verlassen und seitdem nie wieder das Kind einfach aus dem Bettchen genommen.  Ich persönlich muss sagen, dass ich dies von der Mutter sehr mutig und auch sehr taff gefunden habe. So kannte ich sie nicht und selbst ihr Mann war erstaunt.  Eine weitere Möglichkeit wäre natürlich darüber zu reden. Je nachdem wer einen besseren Draht zu den Familienmitgliedern hat, sollte in aller Ruhe das Thema ansprechen. Abgesehen davon, kannst du auch darum bitten, dass die Familienmitglieder sich zu einem Besuch anmelden.  Sollte deine Tochter dann schlafen, legst du sie einfach in euer Schlafzimmer und machst die Türe zu und Babyphone an.  Mit dem Hinsetzen ist im Grunde genau das gleiche Thema. Auch hier spreche es bitte an, dass du dies nicht möchtest und du kannst es natürlich auch sehr gut begründen. Kinder sollen erst jetzt, wenn sie sich selber hinsetzen können. Ansonsten schadet dies der Hüfte und der Wirbelsäule des Kindes. Falls Sie dies nicht verstehen, kannst du ihnen aus dem Internet Ratgeber/Empfehlungen dazu ausdrucken und vorlegen. Dies wollen deine Familienmitglieder sicherlich auch nicht. Auch dieses kannst du rhetorisch geschickt sagen.  Grundsätzlich musst du dich eigentlich für nichts was du möchtest und gerade im Bezug auf deine Tochter rechtfertigen und erklären. Es ist vielleicht nur erst mal die nettere Art.  Also, Kopf hoch und sei stolz, dass du eine Mutter bist, die ein sehr gutes Bauchgefühl hat!                                                                Ich würde mich sehr freuen, wenn du mir ein kleines Feedback nach dem nächsten Familienbesuch geben würdest. Alles Liebe und ein gutes Pfingst Wochenende Steffi Rex     


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Wow Steffi vielen Dank für die tolle Antwort. Ich nehme mir deine Ratschläge zu Herzen und gebe dir sicherlich ein Update. 😁 Auch dir ein wunderschönes Pfingstwochenende☺️


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