Frage im Expertenforum Im Wochenbett und danach an Stephanie Rex:

Der große Bruder verhält sich teilweise wieder wie ein Baby

Stephanie Rex

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Hebamme im DHV - Deutscher HebammenVerband e.V.

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Frage: Der große Bruder verhält sich teilweise wieder wie ein Baby

AH_1981

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Hallo Frau Rex, folgendes Anliegen das uns sehr beschäftigt. Und zwar haben wir 2 Jungs (2,5 Jahre und 5 Monate alt). Als unser Zweiter auf die Welt kam, war das für den großen Bruder natürlich auch eine ziemliche Umstellung: plötzlich nicht mehr im Mittelpunkt etc. Die Konsequenz waren natürlich entsprechende Eifersuchtsattacken. Dies besserte sich zunehmend ab dem Zeitpunkt, als wir versuchten, unseren Großen nicht von seinem kleinen Bruder „fernzuhalten“ und ihn stets so gut es ging bei allem miteinzubeziehen. Anfangs hatten wir das nämlich leider gemacht, da unser Großer oftmals sehr temperamentvoll ist und rumtobt (spielerisch gemeint). Daher hatten wir evtl. Bedenken, weil so Neugeborene ja schon relativ zart und zerbrechlich wirken im Vergleich zu nem 2,5-jährigen. Nun ist es wie erwähnt so, dass sich die Situation dann sukzessive gebessert hatte, unser Großer auch seinen kleinen Bruder oft im Arm nimmt, ihn streichelt, ihm seine Spielzeuge vorführt, sich also liebevoll mit ihm befasst... Wäre also alles gut, wenn unser Großer nicht seit etwa anderthalb Monaten angefangen hätte extrem auf seiner Unterlippe zu kauen. Tags wie nachts ungefähr 24 Stunden und so stark, dass man in den ersten Wochen sogar Abdrücke seiner Zähne auf der Haut sah und dann irgendwann auch anfing zu bluten. Er macht das, so zumindest unser Eindruck, als eine Art „Nuckelersatz“. Wir verbringen stets viel Zeit mit unserem Großen, hören ihm immer zu uns gehen auf ihn und seine Bedürfnisse immer ein und zeigen (und sagen) ihm auch wie lieb wir ihn und seinen kleinen Bruder haben. Er ist an und für sich ein ausgeglichenes Kleinkind, so reflektiert das auch seine Betreuerin in der Kita (wir tun ihn dort nur halbtags hin). Aber dennoch können wir uns nicht erklären, warum er seit einer Weile diese Angewohnheit hat. Unsere Fragen daher, ist dieses Verhalten vor dem Hintergrund der geschilderten Situation ‚normal‘ und lediglich eine Phase, die Kinder quasi in dem Alter halt ab und zu durchleben? Oder steckt mehr dahinter, sprich dass es irgend einen Grund dafür gibt (psychologisch), der ihn dazu veranlasst auf der Unterlippe zu nuckeln... sprich irgend ein Mangel/Bedürfnis das wir übersehen...? Vielen herzlichen Dank schon mal vorab für Ihre Antwort!


Stephanie Rex

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Liebe AH_1981, ich könnte mir vorstellen, dass es ein Nuckel Ersatz ist, statt Schnuller oder ein es wird irgendetwas verarbeitet. Da ich eure Familiensituation nicht genau kenne, ist es natürlich schwierig die passendden Tipps zu geben. Daher einige Ideen: Für Kinder in diesem Alter ist es enorm wichtig einen geregelten Wochenablauf zu haben. Damit meine ich kontinuierliche Aktivitäten wie Kinderturnen, schwimmen oder Freunde treffen. Dies ist momentan natürlich nicht alles machbar. Aber veilleicht habt ihr die Möglichkeit einen Oma/Opa Tag einzuführen oder Tante oder mit einem Freund treffen. Dies am besten immer am gleichen Tag. Mit 2 1/2 Jahren haben sie auch schon ein wenig Zeitgefühl. An diesem wie bei Oma oder Tante...bekommt euer großer seine alleinige Aufmerksamkeit, was auch sehr wichtig und besonders ist. Die Großeltern oder Tante brauchen garnicht jedesmal was anderes zu machen, Kinder leben in der Wiederholung und lernen daraus am Besten. Durch Rituale bekommen Kinder Sicherheit! Natürlich köännt ihr auch einen Papa Nachmittag einführen, wenn ihr die anderen Möglichkeiten nicht habt. Feste Termine bzw Verebredungen werden ihm gut tun. Lobt euren großen auch, wenn er Dinge macht die gerade nichts mit dem Baby zu tun haben. Nicht, dass er denkt, dass er nur gelobt wird, wenn er etwas tolles mit dem Baby macht. Um ihm am Ende des Tages nochmal Aufmerksamkeit zu schenken, legt das Baby (gerne auch mit dem Großen gemeinsam)vor eurem Großen ins Bett. Auch wenn eigentlich nicht die Zeit des Babys ist, legt es mit den gleichen Ritualen hin wie der große Bruder. Wenn das Baby schläft, nehmt ihr euch ca 30 min. Zeit nur dem dem großen zu spielen. Kein TV, gemeinsames spielen in seinem Zimmer oder Spielecke. Danach legt ihr den großen ins Bett und könnt euch das Baby wieder zu euch holen. Dadurch fühlt er sich groß und auch wichtig. Aber du hast schon recht, oft verfallen größere Geschwister wieder in Babymuster. Manche benötigen wieder Pampers, benötigen wieder einen Schnuller oder schlafen auf einmal schlechter. Sie wollen auch nochmal so klein sein, da mit dem Baby viel gekuschelt wird und es immer getragen wird. Ansonsten kannst du auch dein Kind erzählen lassen was ihn betrübt. Versucht es mal... es wird bestimmt besser werden. Führe wirklich Tage ein, wo er seine Zeit für sich hat. Ich wünsche dir viel Nerven und alles Gute! Steffi Rex


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