Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Verhütungsfrage

Dr. med. Vincenzo Bluni

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Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: Verhütungsfrage

Mitglied inaktiv

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Sehr geehrter Herr Dr. Bluni, ich nehme schon seit mehreren Jahren die Pille. Diese mußte ich wegen verschiedener Ursachen wie Zwischenblutungen, Unlust wechseln... Nun nehme ich schon länger ca. 1 Jahr die Biviol... Nun trat wieder öfters Zwischenblutungen auf (meist eine Woche vor Pillenende) und seit September habe ich täglich starke Kopfschmerzen... Gern würde ich mir eine Verhütung aussuchen... Von vielen Arten hört man ja Gewichtszunahme,...Welche Verhütungsart können Sie mir als Arzt empfehlen? Wie sind Ihre Erfahrungen mit den EvraPflastern, Implanon,... Mit freundlichen Grüßen Alexandra


Dr. med. Vincenzo Bluni

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liebe Alexandra, sicher sollte bei solchen Problemen mit einer bestimmten Pille geschaut werden, woran es denn liegen mag. Es kann sein, dass es an genau der Pille liegt, aber letztlich kommen erfahrungsgemäß auch andere Faktoren in Fragen. Das Gleiche gilt für Kopfschmerzen. Wenn dieses durch die Östrogene bedingt ist, kann dieses bei allen derartigen Produkten inklusive Pflaster und Ring vorkommen. Die Wahl des Verhütungsmittels sollten Sie sicher mit Ihrem Frauenarzt oder Frauenärztin besprechen. Östrogenhaltige Verhütungsmittel (Pille, Vaginalring & Pflaster) wirken letztlich alle gleich, unterscheiden sich aber in der Applikationsform und Sicherheit. Die neuen Minipillen müssen nicht mehr auf drei Stunden genau genommen werden und haben eine ähnlich hohe Sicherheit wie die östrogenhaltigen Pillen. Allerdings ist die Zyklusstabilität dabei nicht immer so, wie bei der östrogenhaltigen Pille. Ein Kondom ist jederzeit anwendbar, bietet aber nur eine Sicherheit von etwa 94%. Zu den Spiralen kann man folgendes sagen: Das Intrauterinsystem (hormonhaltige Kupferspirale MIRENA der Firma Schering oder auch kurz IUS) ist eine Spirale, die allerdings kein Kupfer enthält, sondern ein Hormondepot, welches beständig über die Liegedauer von 5 Jahren 20 Mikrogramm eines Gelbkörperhormons (Levonorgestrel) in der Gebärmutterhöhle freisetzt. Es gewährleistet nach fachgerechter Einlage in die Gebärmutter eine blutungsarme bzw. teilweise sogar eine menstruationsfreie Kontrazeption deren Sicherheit mit der nach beiderseitigen Tubensterilisationen vergleichbar ist. Dieses System optimiert Vorteile, die mit der Pille (=orale Kontrazeptiva) zu erzielen sind (hohe kontrazeptive Sicherheit, Minderung von Blutverlusten, Menstruationsschmerzen und sonstigen Beschwerden unter der Regel) mit Vorteilen der Spirale (=intrauterine Kontrazeption) mit fast ausschließlich lokaler Wirksamkeit, allenfalls sehr geringe systemische Hormonwirkung. Die hohe kontrazeptive Sicherheit bei liegendem IUS beruht auf mehreren Mechanismen: Die Zahl der Schwangerschaften pro 100 Frauenjahre (Pearl-Index) beträgt nach bisherigen, umfangreichen Erfahrungen in zahlreichen Ländern schon im ersten Jahr nach Einlage 0,2, bei Langzeitanwendung liegt der Pearl-Index nur bei 0,1 (Vergleich Kondom: Pearl-Index bei 6, bei Mikropille ca 0,2-0,5). 1. Der Schleim des Gebärmutterhalses wird stark verdichtet. 2. Die Beweglichkeit der Spermien wird sowohl in der Gebärmutter als auch in den Eileitern gehemmt 3. Es kommt zu einer dauerhaften Veränderung der Gebärmutterschleimhaut, so dass die Drüsen schrumpfen und die Schleimhaut nicht für eine Schwangerschaft vorbereitet werden kann. Dieses bewirkt die o.g. geringe Menge an Gelbkörperhormon. Sowohl bei den kupferhaltigen Intrauterinpessaren als auch bei den hormonhaltigen werden Infektionen keineswegs begünstigt. Dann gibt es auch noch das Stäbchen für den Arm: IMPLANON: es handelt sich bei IMPLANON um ein Stäbchen, das ungefähr halb so lang wie eine Kugelschreibermine ist und in etwa so dünn, es wird an der Innenseite des Oberarmes mit einem speziellen Gerät beim FA direkt unter die Haut implantiert (IMPLANON) und dieses kann auch schon jetzt durchgeführt werden. Es verweilt drei Jahre und wird dann gewechselt und nach Angaben des Herstellers hat es eine sehr hohe Sicherheit (eigene Studien des Herstellers). Der Preis dürfte so in etwa 300 Euro betragen, die Entfernung nach drei Jahren noch nicht gerechnet. Es arbeitet, indem es eine ganz geringe Menge eines Gelbkörperhormons aussendet. Mögliche Nebenwirkungen sind unter anderen Blutungsunregelmäßigkeiten und Akne. Bei Frauen mit entsprechender Vorbelastung wäre sicher ganz besonders auf diese mögliche Nebenwirkung zu verweisen. Eine Zyklusstabilität, vergleichbar mit der einer Pille, kann diese Verhütungsmethode nicht immer gewährleisten; das ist aber typisch für die Verhütungsmethoden mit einem Gelbkörperhormon. Sofern die Frau sich über die möglichen Nebenwirkungen im Klaren ist und denkt, dass sie unter Abwägung der Vor- und Nachteile sich für diese Methode entscheidet, sollte sie mit ihrem behandelnden Frauenarzt oder Frauenärztin über die Einlage sprechen. Zur Dreimonatsspritze kann man folgendes sagen: Es kann hier infolge des Wirkmechanismus in den ersten Monaten zu Zwischenblutungen kommen, bis es schließlich zum Ausbleiben der Blutung kommt, was dann dauerhaft ist. Diese Form der Verhütung spielt aber heute in den Industrieländern sicher nur noch eine untergeordnete Rolle, auch wenn die Sicherheit hoch ist. Die Anwendung ist eigentlich auf Frauen begrenzt, die zwar einen normalen Zyklusverlauf haben, aber andere Verhütungsmethoden - z.B. aus Krankheitsgründen (Magen-Darm-Beschwerden bei oraler Tabletteneinnahme, Drogen- oder Alkoholabhängigkeit, geistige Behinderung, psychische Erkrankungen u.a.) nicht vertragen. Das Gelbkörperhormon der Dreimonatsspritze verändert wohl weder Menge noch Zusammensetzung der Muttermilch. Dennoch sollte eine Anwendung in der Stillzeit unter strengen erfolgen. Prinzipiell sollte die erste Injektion erst 6 Wochen nach der Geburt verabreicht werden. Eine seit Februar 2003 auf dem deutschen Markt befindliche Methode gibt es mit einem Vaginalring, der, ähnlich, wie eine Pille Östrogene und Gelbkörperhormone enthält und diese kontinuierlich aussendet. Dieser wird von der Frau in die Scheide eingeführt, verweilt 21 Tage und wird anschließend entfernt. Nach einer 7tägigen Pause wird ein neuer Ring eingelegt. Der Pearl-Index ist allerdings nicht so hoch, wie bei einer Pille. Bei der Pille ist der Pearl-Index zwischen 0,2-0,5. Mit dem genannten Ring liegt er bei 0,65 (Angaben des Herstellers) Die Kosten für diesen Ring dürften bei etwa 45 Euro für drei Monate liegen. Weitere Infos hierzu gibt es auf der Internetseite www.einmal-im-monat.de Seit August 2003 gibt es in Deutschland auch ein Verhütungspflaster. Es heisst EVRA und wird im wöchtentlichen Rhythmus gewechselt. Nach drei Wochen wird eine Woche Pause gemacht, wie bei einer Pille. In dieser Zeit bekommt die Frau dann ihre Blutung. Das Pflaster enthält wie eine Pille Östrogene und ein Gelbkörperhormon. In den USA wird dieses schon längere Zeit angewandt. Nach Herstellerangaben liegt die Sicherheit dieser Methode mit einem Pearl-Index von 0,9 bei 90 Prozent. Die Kosten liegen bei etwa 41 Euro für drei Monate. Weitere Infos hierzu im Internet unter www.evra.de Zusammenfassend kann man sagen, dass die Entscheidung immer individuell gefällt werden muss, nicht zuletzt im Hinblick auf mögliche Nebenwirkungen, Risiken und Kontraindikationen. VB


Mitglied inaktiv

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Hallo Nur mal so...ich habe ähnliche Probleme wie du beschreibst gehabt mit den Pillen und hatte vor der ersten SS auch Biviol(auch Kopfschmerzen und leichte Zwischenblutungen...)... Habe mir nach der Geburt Implanon einsetzten lassen und es war die reinste Katastrophe. Hatte das Stäbchen fast ein Jahr drin und hatte fast ununterbrochen Zwischenblutungen und ständig teils starke Kopfschmerzen...ach ja, zugenommen habe ich auch 6 kg. Grundsätzlich ist das Stäbchen ja vielleicht nicht schlecht, aber ich würde dir da du ja ähnlich zu reagieren scheinst wie ich davon abraten. Nachdem das Implanon entfernt wurde hat sich alles schnell wieder eingependelt aber die 300 Euro sind halt weg...bin jetzt wieder schwanger und weiß auch noch nicht was danach kommt...LG


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