Mitglied inaktiv
Hallo, ich habe 12/2004 nach einer doch recht komplizierten Schwangerschaft und zwei vorangegangenen Fehlgeburten einen gesunden Jungen bie 38+3 SSW zur Welt gebracht. In der Schwangerschaft hatte ich ab der 24. SSW eine trichterf. Eröfnung des Muttermundes und einen verkürzten GMH mit vorzeitigen Wehen. In der 25.SSW habe ich eine Cerclage bekommen und ab der 27.SSW Partusisten in Tablettenform. Ich habe wirklich bis zum Öffnen der Cerclage strenge Bettruhe eingehalten und nur die nötigsten Dinge verrichtet. Nun keimt schon seit geraumer Zeit der Wunsch nach einem zweiten Kind in mir und ich überlege wirklich ob man es nochmal wagen sollte. Was meinen Sie, als erfahrener Frauenarzt, würden Sie bei der Vorgeschichte zu einer weiteren Schwangerschaft eher zu- oder abraten? Wie groß ist das Risiko, dass sich alle wiederholen kann? Hätte man eventuell auch die Chance eine weitere Cerclage zu umgehen? Vielen Dank für Ihre Information. Viele Grüße
Hallo, 1. eine Vorgeschichte mit vorzeitigen Wehen oder einer Frühgeburt bedeutet für eine neue Schwangerschaft, dass das Risiko für vorzeitige Wehen inklusive Frühgeburtlichkeit erhöht ist, wobei wir dieses zahlenmäßig nicht allgemein gültig benennen können. Vor und in einer nachfolgenden Schwangerschaft ist deshalb die ausführliche Aufklärung und Information durch Ihre Frauenärztin/Frauenarzt über Ursachen, mögliche und sinnvolle Präventivmaßnahmen & Diagnostik umso wichtiger: Dazu gehören die Ausschaltung von Risikofaktoren wie Rauchen und eine rechtzeitige Sanierung der Zähne beim Zahnarzt, da eine Zahnfleischentzündung oder Karies das Risiko für Frühgeburtlichkeit und ein Untergewicht bei den Kindern bekanntermaßen erhöhen. Diese Sanierung der Zähne wird am besten vor der Schwangerschaft durchgeführt. In der laufenden Schwangerschaft ist es ratsam, das genaue Vorgehen zwischen Ihrer Frauenärztin/Frauenarzt und Zahnärztin/Zahnarzt abzustimmen. In der laufenden Schwangerschaft ist es dann sinnvoll, eine bakterielle Besiedlung der Scheide auszuschließen und dieses ggf. durch PH-Wert-Kontrollen zu ergänzen. Die prophylaktische Einnahme von Magnesium kann zur Beruhigung der Gebärmutter beitragen. Um die 23. Schwangerschaftswoche kann das Ausmessen der Gebärmutterhalslänge im vaginalen Ultraschall Hinweise auf Frühgeburtsbestrebungen geben. Stimmen Sie das für Sie sinnvollste Vorgehen rechtzeitig mit Ihrer Frauenärztin/Frauenarzt ab. 2. zur Frage einer prophylaktischen Cerclage/Muttermundverschluss gibt es mittlerweile in der Fachwelt eine relativ einhellige Meinung: Dank immer kritischerer Indikationsstellung ist die Cerclagefrequenz innerhalb weniger Jahre von fast 10 % auf 1-2% gesunken. Therapeutisch sind nur echte isthmocervicale Insuffizienzen (Gebärmutterhalsschwächen) eine Indikation. Prophylaktische Cerclagen aus anamnestischer Indikation oder bei Mehrlingsschwangerschaften sind schon deshalb sehr kritisch zu betrachten, weil sie nicht zu einer Tragzeitverlängerung führen Eine Zervixinsuffizienz (Gebärmutterhals-Schwäche) im klassischen Sinn ist ein sehr seltener Befund. Bei unsicherer Entscheidungsgrundlage zeigen Studienergebnisse keine eindeutigen Vorteile einer Cerclage gegenüber abwartendem Verhalten. Ob Schwangere mit ultrasonographischer Verkürzung des Gebärmutterhalses oder einer Öffnung des inneren Muttermundes von einer Cerclage profitieren, lässt sich noch nicht abschließen beurteilen. Als einzige Ausnahme verbleiben noch Schwangere mit mehrfachen Frühgeburten in der Anamnese. Bei der Diagnose einer Gebärmutterhalsschwäche ist neben der transvaginalen Sonographie mit ihrer Verkürzung und Eröffnung der Zervix unbedingt immer auch die Konsistenz der Portio durch Vaginalpalpation zu beurteilen. Notfallcerclagen bei Cervixinsuffizienz mit Fruchtblasenprolaps sind nur bis zur 32. SSW indiziert. Gleichwohl ist das Komplikationsrisiko einer Cerclageoperation gering und besteht praktisch nur in minimalen Verlängerungen der Eröffnungsphase sowie einer leicht höheren Inzidenz von Zervixrissen. Frauenarzt 40, 5 (1999) 659 Insofern ist hier im individuellen Fall sicher das immer ausführliche Gespräch mit Ihrer Frauenärztin/Frauenarzt und der Frauenklinik (am besten ein Perinatalzentrum) im Vorfeld sinnvoll, inwiefern eine Cerclage zu Prophylaxe einer vorzeitigen Muttermundseröffnung im individuellen Fall geboten ist unter Abwägung des Für und Wider. Dieses gilt auch für die Fragestellung, inwiefern eine prophylaktische Cerclage/Muttermundverschluss nach einer Infektion mit Fehlgeburt anzuraten ist. VB