Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Feindiagnostik 13. Woche

Dr. med. Vincenzo Bluni

Dr. med. Vincenzo Bluni
Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

zur Vita

Frage: Feindiagnostik 13. Woche

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo Herr Dr. Bluni, ich bin ratlos, Werde kommenden Montag von der Ärztin zum 3D-Ultraschall geschickt, weil ich 38 bin. Welche Fehlbildungen lassen sich denn bei 12 +3 erkennen!? Alle Trisomien !? Sieht man das Geschelcht bei günstiger Lage!? Lese alles mögliche im Internet aber meist, dass eine Feindiagnostik später durchgeführt wird, warum bei mir bereits in der 13. Woche??? Danke für Ihre Hilfe. Christiane


Dr. med. Vincenzo Bluni

Dr. med. Vincenzo Bluni

Beitrag melden

Liebe Christiane, 1. eine so genannte "Feindiagnostik" gibt es in der 13.SSW nicht. Zu diesem Zeitpunkt kann die Nackentransparenzmessung oder das Ersttrimesterscreening durchgeführt werden. 2. der 3D-Ultraschall ist eine spezielle Untersuchung, die meist nur in besonderen Fragestellungen durch besonders qualifizierte Ärzte für Pränataldiagnostik durchgeführt wird und das Gerät entsprechend teuer. Deshalb gab es solche Geräte bisher auch nur in wenigen Zentren. Dieser Ultraschall gibt über den mit einem normalen Ultraschallgerät durchgeführten differenzierten Organultraschall ( so genannter „Feinultraschall“) hinaus zusätzliche Informationen und kann aber keine genetische Analyse ersetzen. Er kann schon mal Bestandteil des differenzierten Ultraschalls sein. In der letzten Zeit finden sich diese Geräte bekanntermaßen auch zunehmend in einigen "Durchschnittspraxen". Hier wird dieses dann aber eher dazu benutzt, „schöne Bildchen“ zu produzieren, die die Frau als Andenken mitbekommt. Dennoch sollte diese Untersuchung für bestimmte Fragestellungen, wenn überhaupt, nur durch einen Arzt/Ärztin mit der US-Qualifikation DEGUM II durchgeführt werden. Nach einem Arzt mit entsprechender Qualifikation sollte die Schwangere sich bei ihrem behandelnden Frauenarzt oder Frauenärztin erkundigen. 3. Pränataldiagnostik (vorgeburtliche Diagnostik zum Ausschluss oder Risikoeinschätzung genetischer Störungen und Missbildungen) ist sicher immer mehr auch ein sehr sensibles Thema, bei dem die objektive Information und Aufklärung durch Frauenärztin/Frauenarzt im Vordergrund stehen sollte, wenn die schwangere Frau dieses anspricht oder sich aus der Vorgeschichte die Notwendigkeit ergibt, darüber zumindest zu sprechen. Sofern kein besonderes familiäres Risiko für genetische Störungen oder Missbildungen vorliegt, die Frau nicht 35 Jahre oder älter ist und sie auch nicht schon vorweg ein entsprechendes Bedürfnis nach Informationen zur vorgeburtlichen Missbildungsdiagnostik äußert, würde sicher nicht generell zu einer weiterführenden Diagnostik geraten werden. Dem behandelnden Arzt obliegt hier eher die Aufgabe, objektiv zu informieren; weniger, zu einer bestimmten Entscheidung oder einem bestimmten Verfahren zu drängen. Die Besprechung zu diesem Thema kann natürlich auch schon zu jedem Zeitpunkt vor diesem Alter stattfinden. Ist die schwangere Frau 35 Jahre oder älter und/oder gibt es ein familiäres Risiko für genetische Erkrankungen oder Missbildungen, sollte man mit ihr bei Kinderwunsch oder zu Beginn einer Schwangerschaft schon über die damit verbundenen Risiken für Mutter und Kind sprechen und dazu gehört eben auch das Thema Pränataldiagnostik inklusive der Möglichkeit einer unabhängigen genetischen und ggf. psychosozialen Beratung in einer unabhängigen Einrichtung. Bestandteil der Aufklärung/Information von Frauenärztin/Frauenarzt zu diesem Themenkomplex sollte immer auch die individuelle Information über mögliche Konsequenzen, Grenzen der Verfahren und Risiken sein, so dass die Eltern den Sachverhalt gut nachvollziehen können, um ihnen die Möglichkeit zu geben, dann eine eigene Entscheidung für oder gegen eine weiterführende Diagnostik zu treffen. Es steht meines Erachtens also zunächst die ausführliche Information der jeweiligen Methoden im Vordergrund stehend. Die Entscheidung selbst kann und sollte aber nur das betroffene Elternpaar selbst fällen. Über die nicht invasiven Verfahren der Pränataldiagnostik, wie z.B. die Nackentransparenzmessung, das Ersttrimesterscreening, differenzierter Organultraschall/Missbildungsultraschall um die 22. SSW sollte man, sofern gewünscht, ebenso mit der Schwangeren/ dem Paar sprechen, wie auch über die invasiven Verfahren, wie Amniozentese (Fruchtwasserpunktion) oder Chorionzottenbiopsie. Über den Triple-Test muss man zumindest informieren; empfehlen kann man dieses Verfahren kaum mehr. Das Risiko für die Geburt eines Kindes mit einer Trisomie 21 (Down-Syndrom) liegt bei einer 25jährigen (keine familiäres Risiko vorausgesetzt) bei 1: 1352, bei einer 30jährigen bei 1:895,bei einer 32jährigen 1:659, bei einer 36jährigen bei 1:280, bei einer 38jährigen 1: 167 und bei einer 40jährigen bei 1:97. Ebenso steigt bei einer Frau ab dem 35. Lebensjahr das Risiko für schwangerschaftsspezifische Komplikationen, wozu auch Fehlgeburten gehören, an. Das Risiko einer Fehlgeburt infolge einer Fruchtwasserpunktion oder einer Chorionzottenbiopsie liegt in etwa bei 1:100, was dem Risiko einer 40jährigen für die Geburt eines Kindes mit einem Down-Syndrom entspricht. Wenn die Frau/die Eltern sich gegen eine invasive Diagnostik wie der Amniozentese oder Chorionzottenbiopsie zum Ausschluss einer Trisomie oder ähnlicher Chromosomenstörungen entscheiden, weil sie das Risiko z.B. für eine Fehlgeburt nicht eingehen möchten, dann ist der Frau (insbesondere, wenn sie älter ist, als 35 Jahre) in erster Linie die Messung der Nackentransparenz oder das Ersttrimesterscreening zwischen der 11.+14. SSW zu empfehlen. Die Entdeckungsrate für das Down-Syndrom ist abhängig von der Anzahl der einbezogenen Faktoren und von der Sorgfalt, mit der die Untersuchung durchgeführt wird: Für das Alter der Mutter allein 30-50% Alter und o.g. Laborwerte 60% Alter plus Nackentransparenz 80% Alter plus o.g. Laborwerte + Nackentransparenz + Nasenbein 95-97% Bitte nicht vergessen: 1.der sichere Ausschluss von Chromosomenstörungen ist nur durch eine Chorionzottenbiopsie oder Fruchtwasserpunktion möglich. 2. mit der Amniozentese oder der Chorionzottenbiopsie können nicht alle genetischen Störungen, Stoffwechsel-, Muskel- oder Erbkrankheiten erkannt werden. Sofern das genetische Ergebnis der Amniozentese/Chorionzottenbiopsie unauffällig ist, werden damit Erkrankungen und Fehlbildungen des Ungeborenen nicht ausgeschlossen. Dazu können u.a. Herzfehler, Spaltbildungen im Gesicht, Fehlbildungen, wie z.B. Extremitätenfehlbildungen und auch geistige Behinderungen oder Stoffwechselkrankheiten gehören. Denn solche Fehlbildungen und Erkrankungen sind nicht zwangsläufig mit einer erkennbaren Abweichung im Chromosomensatz verbunden. Eine Garantie für ein Kind ohne eine genetische Erkrankung kann keine Methode der Pränataldiagnostik geben. Pränatale Diagnostik wird eben zur Identifizierung diagnostizierbarer Probleme unter klarer Indikation angewendet. 3.Die hohe Zuverlässigkeit der Nackentransparenzmessung oder des Ersttrimesterscreenings hängt sicher ganz wesentlich von der Qualifikation und Erfahrung des Untersuchers, sowie des Ultraschallgerätes ab. Diese Voraussetzungen erfüllen deshalb vor allem Ärzte für Pränataldiagnostik in den dafür spezialisierten Zentren. Dieses setzt deshalb voraus, dass es sich bei dem Untersucher/Untersucherin um einen entsprechend der Vorgaben der Fetal Medicine foundation in London zugelassenen und qualifizierten Arzt handelt. Handelt es sich um eine spezielle Einrichtung für Pränataldiagnostik, ist von einer solchen Qualifikation erfahrungsgemäß auszugehen. Fragen Sie also vorher nach der Qualifikation und der Häufigkeit, mit der dieses Verfahren vom Anbieten denn durchgeführt wird! 4.neben den üblicherweise drei vorgesehenen Ultraschalluntersuchungen in der Schwangerschaft wird bei besonderen Indikationen (Risiko aus der Vorgeschichte oder dem Alter, Auffälligkeiten, Wachstumsretardierung, andere Besonderheiten) ein so genannter differenzierter Organultraschall/Feinultraschall/Missbildungsultraschall zwischen der 19. + 23. SSW von einem Arzt mit entsprechender Qualifikation in der Pränataldiagnostik durchgeführt. Meist in einer Spezialpraxis oder einem Perinatalzentrum. Hierbei schaut der Untersucher/in nach der kindlichen Aktivität, dem Bewegungsmuster, dem Profil des Gesichts der Fruchtwassermenge und der Plazenta. Darüber hinaus wird nach sichtbaren Fehlbildungen im Bereich der Weichteile, Organe, Knochen, des Zentralnervensystems, des Herzens und der Extremitäten geschaut. Gegebenenfalls wird auch die Versorgungslage des Kindes mit Hilfe eines Dopplers ergänzend durchgeführt. Wichtig in dem Zusammenhang ist aber , dass ein Ausschluss von Chromosomenanomalien per Ultraschall als Alternative zu einer invasiven Diagnostik (wie der Fruchtwasserpunktion, Chorionzottenbiopsie oder der Nabelschnurblutentnahme ) nur beschränkt durch den Nachweis von charakteristischen, aber nicht obligatorisch vorhandenen Hinweiszeichen auf Chromosomenanomalien möglich ist. VB


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Lieber Dr.Bluni , bei meinem letzten Besuch der Fä ,teilte sie mir mit das man ab der 12 SSW zur Frühen Feindiagnostik gehen kann. Bei meinen letzten zwei SS wurde die Feindiagnostik erst ab der 20 SSW durchgeführt. Ist dies nun Neu das sogesehen zwei Feindiagnostiken in Anspruch genommen werden können?Kann dies jeder machen lassen oder ko ...

Guten Tag, gestern war ich zur Feindiagnostik und im Befund steht, dass meine Plazenta den Reifegrad 2 hat. Ich bin jedoch erst in der 23. Woche. Nun mache ich mir extrem sorgen. Ist es so schlimm, wie es im Internet steht? Deine Schwangerschaftswoche: 23

  Ich bin mit unserem ersten Kind schwanger und habe am Montag positiv getestet 3x. Ich mache mich jetzt so extrem verrückt bezüglich einer Fehlgeburt. Ich hatte gestern gegen Abend ein bisschen bräunlichen Ausfluss wir sind dann direkt zum KH. Die Ärztin war nicht die netteste. Sie schallte und konnte noch nichts sehen außer eine gut hochbauge ...

Hallo ihr lieben... Bin jetzt in meiner Zweiten Schwangerschaft. Bei meiner ersten war soweit alles gut bis dann... ich in der 27 Woche mit vollen Blutungen am Abend aufwachte... zack ins Krankenhaus Gebärmutterhals verkürzt... Bettruhe im Lkh 1ne woche... immer wieder wehen... hätte dann nach Hause dürfen und plötzlich wirklich starke wehen F ...

Sehr geehrter Herr Dr. Karle ich mache mir große Sorgen. Wir sind in der 8. Woche schwanger nachdem wir über eine ICSI erfolgreich positiv getestet wurden. Letzte Woche wurde zum ersten mal der Herzschlag festgestellt, heute an 7+4 war ich bei meinem Gynäkologen weil ich immer wieder sehr starke Unterleibsschmerzen habe. Er hatte nur kurz Zeit für ...

Guten Abend,  ich bin in der 11. ssw und habe ca 1-2 Wochen mein femibaby vergessen zu nehmen. Ist das dolle schlimm ? Habe es ab der 5 ssw genommen seit ich wusste das ich schwanger bin eine ne Monat lang.  Deine Schwangerschaftswoche: 11

Lieber Herr Doktor Karle, gestern war ich bei der Professionellen Zahnreinigung und mein Zahnarzt stellte fest, dass ich an mehreren Zähnen, jedoch an zwei stärkere Parodontitis habe. Und obwohl ich an diesen beiden Zähnen auch vor der SS immer schmerzempfindlich, hatte ich noch nie entzündetes Zahnfleisch oder auch Blutungen, auch nicht in die ...

Guten Tag. Ich bin in der 20+2 Woche schwanger. Ich leide an der Hashimoto-Krankheit und mein TSH-Wert lag in der 13. Woche bei 0,03. Mein Endokrinologe verschrieb mir eine Dosis Thyroxin 50 mg. Mit 17+ lag mein TSH bei 7,15, mein Endokrinologe verschrieb mir telefonisch eine Dosis von 75 mg. Sagen Sie mir bitte, was diese Indikatoren für mein Kin ...

Sehr geehrter Herr Dr. Karle, Ich befinde mich jetzt in der 39. SSW. Das Kind liegt inzwischen in Schädellage, aber noch nicht im Becken.  Sollte die Fruchtblase platzen bevor Wehen auftreten, würde ich ja einen RTW zwecks Liegendtransport rufen. Was mache ich in dem Fall, dass zuerst die Geburtswehen anfangen, die Fruchtblase dann aber noch z ...

Sehr geehrter Herr Dr... seit über einer Woche habe ich Schmierblutung ich war beim Arzt. Angeblich alles ok ich habe Utrogestan bekommen. Heute Morgen war eine deutliche Blutung da jetzt wieder mehr Schmierblutung. Ich habe keine Schmerzen. Es wurde nicht gesagt wo dran die Blutung liegen kann eventuell durch die Einnistung. Was kann es noch s ...