Guten Tag Herr Dr. Karle
Ich habe eine Frage bezüglich CMV. Ich bin in der 5. SSW, also noch ganz frisch schwanger. Ich habe einen 2-Jährigen Sohn, der in die Kita geht. Er hatte sich gestern eingenässt und ich musste sein sehr nasses Body, die Hose und Windeln wechseln. Ich habe mir nichts dabei gedacht und ohne Handschuhe dies alles gemacht. Erst danach habe ich gemerkt, dass ich ja zwei kleine offene Wunden an den Fingern habe. Ich habe mir danach gründlich die Hände gewaschen. Könnte so eine Zytomegalie-Infektion übertragen werden? Ausgerechnet heute Morgen hat er nun auch noch eine beginnende Erkältung.. Ich mache mir entsprechend grosse Sorgen im Moment.
Ich danke Ihnen im Voraus!
Freundliche Grüsse
von
Sandrita86
am 03.09.2020, 07:05
Antwort auf:
CMV über Wunde
Guten Morgen!
Theoretisch kann eine Infektion stattgefunden haben. Nicht jedes Kleinkind ist automatisch auch ein CMV Ausscheider.
Statistisch gesehen besteht eine Risikowahrscheinlichkeit von ca 1-4%, dass Sie sich während der SS mit dem CMV Virus infizieren, was bei Ihrem ungeborenen Kind bleibende Schäden verursachen kann, nicht muss!
Das Virus ist sehr häufig und wird in aller Regel über Speichel, Urin, Genitalsekret oder Blut von infizierten Personen übertragen. Nach einer Infektion bleibt das Virus lebenslang im Körper. Im Blut werden aber Antikörper gebildet, sodass eine erneute Erkrankung nicht stattfinden kann bzw keine Symptome verursacht. Meistens verläuft eine Infektion mit dem CMV völlig unbemerkt. Mögliche Symptome können sein: Lymphknotenschwellung, Fieber, grippeähnliche Symptome.
Hauptansteckungsort für Schwangere ist übrigens der Geschlechtsverkehr mit einem CMV positiven Partner (meist ohne es zu wissen). Daher sollte auch der Partner einen entsprechenden Labortest durchführen lassen.
Eine weitere Infektionsquelle ist Urin und Speichel von Säuglingen und Kleinkindern.
Bei einer Infektion mit CMV in der SS bis zu 20. SSW können schwerwiegende Schäden beim Kind auftreten. Nach der 20. SSW ist das deutlich seltener. Daher sollten Sie sich bis dahin besonders schützen, indem Sie Kondome verwende und intensives Küssen mit ihrem Partner vermeiden (wenn dieser seropositiv ist). Nach Berührung mit Urin oder Speichel beim Kleinkind (z. B Windelwechsel) vermeiden Sie Mund und Augenkontakt und waschen sich gründlich die Hände. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen kann es im Alltag zu einer Infektion kommen. z.B wie bei Ihnen über kleine Wunden. Daher wird die Laboruntersuchung auf CMV in der SS alle 2 Monate empfohlen.
Sprechen Sie mit Ihrem FA über die Möglichkeit einer Blutentnahme zur Bestimmung der Antikörper, falls dieser Titer noch nicht bekannt sein sollte. Vielleicht hatten Sie ja auch schon in der letzten SS eine Test gemacht?! Wenn die AK damals positiv waren, haben Sie einen Schutz.
Machen Sie sich nicht all zu viele Sorgen.
Alles Gute wünscht Ihnen.
Dr. Christian Karle
von
Dr. med. Christian Karle
am 03.09.2020